Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
unmöglich mit zerzausten Haaren nach Hause kommen. Meine Großmutter würde schon unter anderen Umständen einen Anfall bekommen, aber wenn das Haus voller Gäste ist, wird sie richtig wütend werden.«
Das war keine Übertreibung. Warum fühlte sie sich trotzdem verlockt?
»Ich passe auf, dass sie nicht nass werden.«
Sie protestierte ein letztes Mal. »Jonathan … wir … wir können das nicht machen. Es ist doch noch hell.«
Er zügelte sein Pferd am Flussufer und sprang mit einer dieser fließenden, athletischen Bewegungen aus dem Sattel, die sie an ihm so faszinierend fand. »Tageslicht«, informierte er sie, als er die Zügel ihres Pferds nahm, »macht die Sache erst richtig interessant.«
Kapitel 23
Forderte er sein Schicksal heraus?, fragte Jonathan sich, als er Cecily vom Pferd half. Seine Hände umschlossen ihre schmale Taille. Er war beunruhigt. Es schien, als müsse er nun, nachdem er endgültig beschlossen hatte, sie zu heiraten, keinen Gedanken mehr daran verschwenden, ob es richtig oder falsch war.
Im Grunde war es ganz einfach. Sie war sein. Er hatte sie für sich beansprucht. Sie hatte bei ihm gelegen, und er hatte seinen Samen in ihr verströmt, ohne jene Vorkehrungen zu treffen, die er sonst traf. Addies Geburt hatte auf ihn nachhaltig Eindruck gemacht, und in der Folge war ihm jeglicher schamloser Umgang mit Frauen verleidet gewesen. Aber bei Cecily war ihm nicht einmal die Idee gekommen, irgendwelche Versuche anzustrengen, um eine mögliche Empfängnis zu verhüten.
In seinen Augen – vor allem in den Augen seines Gottes – waren Cecily und er bereits miteinander verbunden. Die Zeremonie, die schon bald folgte, war seiner Meinung nach völlig unerheblich verglichen mit der Verpflichtung, die sie füreinander bereits eingegangen waren.
Er fuhr mit einem Finger über die zart geschwungene Wange. »Du gehörst zu mir.«
»So kann nur ein befehlsgewohnter Häuptling sprechen«, erwiderte sie scharf, obwohl sie zugleich begann, ihr Reitkleid zu öffnen. »Aber wenn Ihr unbedingt vorhabt, schwimmen zu gehen, Mylord, beweise ich Euch noch einmal sehr eindrücklich, wie unmöglich es mir ist, Eurer Verführungskraft zu widerstehen.«
Seine Vorliebe für beherzte, englische Ladys wuchs mit jedem Augenblick. »Es ist ein warmer Tag, und außer uns ist hier niemand.« Er begann sich ebenfalls zu entkleiden und knöpfte das Hemd auf. »Im Übrigen ging nicht alle Überredung von mir aus, wenn mein Gedächtnis mich nicht trügt. In der Nacht, in der wir diesen üblen Zwischenfall mit der Kutsche hatten, bist du auf mich zugekommen, glaube ich.«
Ihre rehbraunen Augen blitzten vergnügt, als sie ihr maßgeschneidertes, dunkelblaues Jäckchen ablegte. »Das war die Nacht, in der du mich das erste Mal geküsst hast, weshalb ich mich dafür ausdrücklich nicht entschuldige.«
»Wenn ich mich recht entsinne, habe ich gegen den ausdrücklichen Rat meines Cousins alle Vorsicht in den Wind geschlagen und deinem Wunsch für ein Gespräch unter vier Augen eilfertig entsprochen.«
»Dann sind wir beide wohl gleichermaßen leichtsinnig.« Der Rock flog beiseite, und sie bückte sich, um die halbhohen Stiefeletten auszuziehen.
Wenn sie so lächelte … Ja, das machte ihn beinahe hilflos.
Sie hatte natürlich recht. Zwischen ihnen bestand eine Verbindung, geschmiedet aus ihrem beiderseitigen Verhalten, das alles andere als anständig war. Das passierte ihnen immer, wenn sie zusammen waren, und wenn man ihn fragte, gab es kaum etwas, das deutlicher auf eine Liebesaffäre hinwies.
Vielleicht war er doch ein Romantiker, denn er empfand ihre Unfähigkeit, ihm zu widerstehen, als durch und durch erregend.
Obwohl die Landschaft nicht den zerklüfteten und dramatischen Charme der Berge und Täler seiner Heimat hatte, besaß England einen ganz eigenen Charme. Besonders an einem Tag wie dem heutigen. Der Himmel war strahlend blau, die Wiesen und Auen grün, und der Fluss strömte träge dahin. Das Wasser lockte mit seinen Tiefen. Diese Ecke des ausgedehnten Parks war weit genug vom Haus entfernt, dass er selbst jetzt, da sich dort viele Gäste aufhielten, keine Sorge hatte, dass man sie entdecken könnte. Er setzte sich auf einen Findling und zerrte die Stiefel ungeduldig von den Füßen. Achtlos warf er das Schuhwerk beiseite. Ihre Pferde grasten bereits am Ufer, die Zügel baumelten am Boden.
Er brauchte sie. Nein, er wollte sie. »Cecily«, flüsterte er. Der Anblick, wie sie nur mit dem Unterhemd
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