Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
gefährlich schlechten Ruf …
Du lieber Himmel, das war wohl kaum der richtige Zeitpunkt, um an den umstrittenen Jonathan Bourne zu denken. Sie dürfte eigentlich überhaupt nicht an ihn denken.
Schließlich sagte sie: »Ich finde Seine Lordschaft ganz annehmbar, glaube ich. Aber …«
»Gut. Ich würde diese Eheschließung nämlich sehr befürworten. Ich wünsche, dass du seinen Antrag annimmst. Eleanor war während ihrer ersten Saison bemerkenswert stur, und sie ist aus diesem Grund bis heute unverheiratet. Ich hatte einige Männer hier sitzen, die absolut akzeptabel waren und um ihre Hand anhielten. Aber sie hat jeden abgelehnt. Ich fürchte, ich war mit euch beiden bisher zu nachsichtig.« Er räusperte sich. »Besonders, wenn man die Umstände bedenkt.«
Ach herrje.
» Welche Umstände?«
»Mir wurde zugetragen, es gebe Leute, die über dich reden. Das missfällt mir nicht nur, sondern ich werde nicht tatenlos dabei zusehen, wie dieses Gerede deine Zukunft ruiniert. Drury ist eine gute Wahl. Ich schlage vor, du entscheidest dich für ihn.«
Verflucht. Es ging hier also tatsächlich um den umstrittenen Augustine.
Sprachlos saß Cecily ganz still auf ihrem Stuhl. Das war für ihren Vater ziemlich ungewöhnlich. Zumindest war er nicht mehr wie der Mann, an den sie sich als kleines Mädchen zu erinnern glaubte. Allerdings war sie auch kein kleines Kind mehr, ermahnte sie sich, während sie versuchte, sich mit der neuen Entwicklung anzufreunden. Die Distanz zwischen Vater und Tochter hatte sich mit jedem Jahr vergrößert, und sie hatte nicht allzu viel darüber nachgedacht, denn ihr Leben hatte sich grundlegend verändert, nachdem Eleanor und sie in die Gesellschaft eingeführt worden waren. Außerdem war ihr Vater schon immer ein vielbeschäftigter Mann.
Rückblickend hatte Roderick wenigstens versucht, sie zu warnen. Aber er hätte wohl deutlicher werden müssen und sagen, dass ihr Vater bereits eine Entscheidung getroffen hatte. Jetzt wusste sie nicht, was sie tun sollte.
Was wird mit Elle?
Wie soll ich diese Angelegenheit handhaben?
» Ich … ich …« Es half ihr auch nicht weiter, wenn sie stammelte. Sie atmete tief durch und wappnete sich. »Ich will Lord Drury aber nicht heiraten.«
»Den Eindruck habe ich auch. Warum?«
Das Bild von Jonathan Bourne kam ihr in den Sinn. Sein seidig dunkles Haar und ein vergnügtes Funkeln in den mitternachtsdunklen Augen …
Aber das konnte sie kaum als Begründung anführen.
»Der kürzlich eingetroffene Lord Augustine hat einen alles andere als guten Ruf.«
Na wunderbar. Inzwischen konnte ihr Vater sogar schon ihre Gedanken lesen. Schlimmer noch. Sein steter Blick verriet ihr, dass er vermutlich besonders die Details des Champagnerzwischenfalls inzwischen mitbekommen hatte. Sie hatte zwar nicht geglaubt, dass dieses Ereignis ihm entging, aber er verbrachte viel Zeit damit, sich um seine Geschäfte zu kümmern, und sie hatte einfach gehofft , es werde ihm entgehen. Wenigstens konnte sie ihm die Wahrheit sagen. »Ich kenne ihn kaum.«
Das stimmte immerhin. Jonathan hatte nicht einmal darum gebeten, ihr offiziell vorgestellt zu werden.
»Wenn ich die Gerüchte richtig verstanden habe, reitet er zu jeder Tages- und Nachtstunde durch die Straßen.«
»Das ist kaum ein Verbrechen«, erwiderte sie. Verteidigte sie tatsächlich einen Mann, den sie kaum kannte?
»Aber du musst zugeben, dass es außergewöhnlich ist.«
»Lord Augustine ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich.« Sie senkte den Kopf. »Ich glaube, er ist einfach etwas mehr Freiheit gewohnt, als London ihm bieten kann.«
Der Blick ihres Vaters war unverändert und erbarmungslos auf sie gerichtet. »Cecily. Er hat ein uneheliches Kind, das er einfach in seinen Haushalt mitgebracht hat.«
Das war also sein Problem. Oder zumindest Teil des Problems.
»Das ist doch gut für ihn«, erklärte sie unbekümmert. »Wenigstens hat er das Mädchen nicht irgendwo auf dem Land weggesperrt und tut so, als gebe es sie nicht. Ich finde, es spricht für seinen Charakter und kann nicht als Minuspunkt gewertet werden. Sollte ein Vater seine Tochter nicht lieben?«
»Touché.« Ihr Vater hatte wenigstens so viel Anstand, amüsiert zu wirken. Aber das Lächeln verblasste sofort wieder. »Das bedeutet aber auch, dass ein Vater stets das Beste für seine Tochter will. Viscount Drury ist ein sehr gut aufgestellter, junger Mann. Du hast selbst gerade zugegeben, dass du ihn annehmbar findest.«
»Annehmbar ist wohl
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