Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
ein viel größeres Problem.
Er war tatsächlich seit seiner Abreise nach London nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen. Aber so hatte er sich das Ende seines Zölibats wirklich nicht vorgestellt. Er hatte den ehernen Grundsatz, niemals mit der Frau eines anderen Mannes ins Bett zu steigen.
Es war gewissenlos. In seiner Welt existierten auch Regeln, selbst wenn Lady Irving den Wunsch verspürte, vom wilden Earl zu kosten. Denn nur darum ging es bei dieser bewussten Verführung, dachte er verbittert, während er Wasser in sein Gesicht spritzte und nach dem Handtuch griff. Seine ungewöhnliche Herkunft reizte die weltgewandten Ladys der Londoner Gesellschaft. Das hatte er schon ganz zu Beginn seiner Zeit in dieser Stadt erkannt. Ihre Sehnsucht nach Exotik mochte für sie durch ein amouröses Abenteuer gestillt werden. Für ihn bedeutete Untreue aber, eine selbst auferlegte Grenze zu überschreiten.
Als er sein Gesicht und den Oberkörper trocken rieb, entschied er, dass die Engländer sich nicht unbedingt an die hehren Ideale ihrer allseits verkündeten Ehre hielten, wenn Untreue allgemein akzeptiert wurde. Dennoch musste er seine Schwestern in diese Gesellschaft einführen, und er wollte auf keinen Fall eine sehr bekannte Gastgeberin verprellen, die Verbindungen zur königlichen Familie hatte.
Ein verflixt teuflisches Problem.
Als er hinter dem Wandschirm auftauchte, beobachtete sie ihn entspannt vom Bett aus. »Warum kommt Ihr nicht zu mir und demonstriert mir Eure Wildheit, von der alle Welt spricht? Ich muss zugeben, als Ihr vorhin hier hereinkamt, so nass und halb nackt, fühlte ich mich noch mehr zu Euch hingezogen als ohnehin schon. Kleidet man sich so, da drüben in Eurer … einheimischen Gegend?«
»Einheimisch?« Er wiederholte das Wort voller Ironie. »Ich nehme an, Ihr sprecht nicht von den kultivierten Straßen von Boston und New York, sondern von den Langhäusern und Birkenstammkanus.«
Das Runzeln ihrer Stirn verriet ihm, dass sie selbst nicht ganz sicher war, was sie meinte. Aber sie stellte ihn sich bestimmt in einer Umgebung vor, die viel unzivilisierter war als die Suite des Earls, in der sie sich gerade aufhielten.
Seine Reithose war immer noch nass, doch als er kurz darüber nachdachte, sie auszuziehen und gegen seinen Morgenmantel zu tauschen, entschied er, dass das zu intim wäre. Nur wie sollte er jetzt taktvoll seine unwillkommene Besucherin loswerden? Auch wenn sie ihm gegenüber alles andere als taktvoll vorging, weshalb er nicht sicher war, ob sie seine Besorgnis verdiente.
Verführerisch fuhr sie mit der Hand über die üppige Rundung ihrer nackten Brust und bewegte ihre Hüften ganz leicht, während sie ihren Nippel kniff. »Lasst nicht zu, dass ich ohne Euch anfange, Augustine.«
So ausgestreckt auf den Laken erinnerte sie ihn an eine Kurtisane, die sich für ihn parfümiert hatte und bereit war. Ihre Nippel waren bereits hart, ihr Gesicht gerötet. Er fragte sich unwillkürlich, ob sie nicht schon ohne ihn angefangen und sein Bett in seiner Abwesenheit für ihre Zwecke missbraucht hatte. Wenn er ehrlich war, ärgerte ihn dieses Eindringen in seine Privaträume. Ganz unabhängig davon, dass er wegen ihres Status als Ehefrau Skrupel hatte. Dennoch gab er sich Mühe, möglichst freundlich zu antworten. »Es tut mir leid, Valerie, aber Euer Abenteuer wird ohne mich stattfinden müssen. Ich habe die strikte Regel, nichts mit einer verheirateten Frau anzufangen. Abgesehen davon schläft meine Tochter am anderen Ende des Flurs.«
Sie drehte sich verspielt auf den Bauch und präsentierte ihm die Rundung ihres nackten Hinterns. Der war, wie er zugeben musste, ein schöner Anblick, an dem jeder Mann Gefallen fände. Die Countess war körperlich sehr anziehend, und er wünschte, er könnte behaupten, dass sie ihn nicht erregte. Aber er würde sie trotzdem nicht anfassen. »Meinem Mann macht das nichts aus«, murmelte sie und kreuzte die Knöchel. Das Haar floss wie eine dunkle Welle über ihren Rücken. »Und sollten Kinder zu dieser Zeit nicht schlafen?«
Sie hatte selbst einige Kinder, wenn er sich nicht irrte. Aber zweifellos wurden diese Kinder von einer Entourage aus Dienern betreut.
» Mir macht es aber etwas aus.« Seufzend fuhr Jonathan mit einer Hand durchs Haar. »Versteht mich nicht falsch. Ihr seid sehr verführerisch, das kann ich kaum leugnen. Aber ich habe kein Interesse an einer Affäre, und ich kann es im Moment wirklich nicht brauchen, dass man wieder über mich
Weitere Kostenlose Bücher