Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
wischte sie einfach beiseite. Mir wurde ziemlich schnell klar, dass er nicht nur um deiner Eignung willen um dich anhält, sondern weil er richtig in dich vernarrt ist.«
Das war nicht unbedingt das, was sie gerne hören wollte. Und sie war zudem völlig anderer Auffassung. »Wir kennen uns doch gar nicht so lange, dass er vernarrt sein könnte«, protestierte Cecily. »Er kennt Elle viel besser.«
»Gibt es da irgendein zeitliches Limit, nach dem ein Mann wissen soll, ob er sich zu einer Frau hingezogen fühlt, von dem ich bisher nichts wusste?« Roderick kniff die Augen zusammen. »Da wir schon davon reden … Es gibt wieder Gerede über dich und Augustine. Würdest du mir bitte erklären, was da wieder los war?«
Schon wieder der Earl. Es gab also tatsächlich ein gutes Argument gegen eine rasch einsetzende Vernarrtheit …
»Würdest du mir denn bitte schön erklären, warum du glaubst, ich werde darauf antworten?« Ihr Bruder und sie waren nur sechs Jahre auseinander, und sie stritten sich nur selten. Seine Anmaßung empfand sie allerdings als lästig, in diesem Fall besonders, da die ganze Sache gar nicht ihre Schuld war.
Ihr Bruder rieb sich das Kinn. Sein Mund wirkte hart. »Ich frage mich, ob ich gebraucht werde, um deine Ehre zu verteidigen. Gibt es einen Grund, mit Augustine zu sprechen? Denn wenn ich muss …«
»Sei nicht dumm, Roddy. Hast du dir den Mann mal angeschaut? Er ist älter und zweifellos um Längen erfahrener als du. Er sieht sogar gefährlich aus, und wenn nur die Hälfte dessen, was sie über ihn erzählen, stimmt, ist er auch gefährlich. Ich bin sicher, er ist durchaus in der Lage, sich zu verteidigen, wenn es sein muss.«
»Ich bin ein guter Schütze.« Rodericks Gesicht hatte sich leicht gerötet.
Cecily hätte es vermutlich besser wissen müssen und nicht seinen männlichen Stolz anstacheln dürfen. Sie seufzte still und erklärte: »Gestern Abend trat der Earl an mich heran, um sich für sein Verhalten beim Ball zu entschuldigen.« Sie ließ den Teil aus, wo der fragliche Mann die gesamte englische Aristokratie beleidigt hatte. »Außerdem tat es ihm leid, dass es anschließend Gerede gab. Eleanor hat gehört, was er gesagt hat. Wenn es jetzt wieder mehr Gerede gibt, liegt das allein daran, dass wir erneut miteinander gesprochen haben.«
»Ich habe eine etwas abweichende Version gehört. Ich glaube, unsere Schwester hat nicht verstanden, was er dir ins Ohr geflüstert hat, als er sich kurz zu dir herüberbeugte, um sich anschließend zu erheben und zu seiner Familie zu gehen«, erwiderte ihr Bruder sardonisch. »Ich hoffe, du weißt, dass Vater, sollte er jemals davon erfahren, eine Verbindung mit Drury noch vielmehr befürworten wird als ohnehin schon, weil sich so ein Skandal vermeiden lässt.«
»Er hat bereits davon gehört. Und es gibt keinen Skandal«, beharrte Cecily. Sie war inzwischen geradezu verzweifelt – wegen der Männer im Allgemeinen, aber wegen ihres Vaters und ihres Bruders im Besonderen. Sie klang schärfer als beabsichtigt, als sie hinzufügte: »Ich habe mit Lord Augustine sogar noch weniger zu tun als mit Lord Drury. Ich würde es ehrlich gesagt wirklich bevorzugen, wenn die beiden mich einfach in Ruhe lassen würden.«
»Darf ich mich setzen?«
Jonathan blickte auf. Die Person, die ihn angesprochen hatte, kannte er zwar nicht, aber er war so erfahren, dass er Feindseligkeit erkannte, wenn er sie hörte. Groß und hell war der Mann, elegant gekleidet und von Kopf bis Fuß der typisch unterkühlte Aristokrat. Eine sehr edle Krawatte umschloss seinen Hals, und sein Gesicht verzog sich bei seinem Anblick zu einem Ausdruck äußerster Missbilligung.
Er erkannte den Mann noch immer nicht, aber es war Jonathan nicht fremd, allein aufgrund gewisser Engstirnigkeit seitens seiner Standesgenossen anfangs mit einem gewissen Missfallen konfrontiert zu werden.
»Sicherlich«, sagte er daher und wies auf den leeren Stuhl neben sich. »Hier ist noch ein Platz frei.«
Seine Intuition hatte ihn mehr als einmal am Leben erhalten. Warum war es am Tisch auf einmal so still? Tatsächlich war es im ganzen Raum plötzlich still. Jonathan blickte fragend James an, doch das Gesicht seines Cousins verriet ihm auch nicht allzu viel. Jonathan wartete daher, während Sir Wilfred, ein beleibter Mann in mittlerem Alter mit gerötetem Gesicht und einem sonst sehr geselligen Wesen, die Karten mischte und sie ohne ein Wort verteilte.
»Ihr müsst Augustine sein«, meinte der
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