Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
ziemlich knapp gewarnt hatte. Aber ihr war klar, dass ihre Großmutter vor allem von dem Gedanken entsetzt war, ein Mitglied ihrer Familie könne Teil einer geschmacklosen Wette zwischen jungen Männern sein, die zu viel Geld und zu wenig Beschäftigung hatten.
Es zählte nicht, dass Cecily nicht um diese zweifelhafte Ehre gebeten hatte. Ihrer Großmutter mochten Horrorvorstellungen im Kopf herumspuken, aber in Wahrheit wusste Cecily, dass sie nichts Falsches getan hatte.
Wenn man davon absah, dass sie sich geweigert hatte, die Gerüchteküche noch weiter einzuheizen, indem sie wiederholte, was er gesagt hatte. Sie wusste selbst nicht genau, warum sie so zurückhaltend war. Seine dunkle Schönheit hatte sie nämlich mehr als nur ein bisschen berührt, und er war auch nicht grob unhöflich zu ihr gewesen. Ganz im Gegenteil. Sein Verhalten mochte ein wenig skandalös gewesen sein, natürlich. Das stand außer Frage. Aber wenn sie ehrlich war, hatte Lord Augustine ihr Interesse an ihm geweckt.
Keiner der höflichen, sich bei ihr anbiedernden Verehrer dieser Saison hatte das bisher auch nur annähernd geschafft.
»Was geschehen ist, ist bestimmt nicht wert, mit so viel Aufmerksamkeit bedacht zu werden«, protestierte sie. »Ein ungeschickter Gentleman hat mich angestoßen, weshalb ich etwas Champagner verschüttet habe. Lord Augustine kam mir zu Hilfe. Mehr ist nicht passiert.«
»Er hat deine … deine Person berührt, und dann hat er dir mit einer geradezu entsetzlichen Ungezwungenheit etwas zugeflüstert. Sein Verhalten hätte nicht einmal einem Ehemann zugestanden, der mit seiner Frau an einem öffentlichen Ereignis teilnimmt.«
Vielleicht ist das ja so, weil die meisten adeligen Eheleute ihren Partner nicht ertragen. Fast hätte sie es laut gesagt, aber sie hielt sich zurück. Sie brauchte keinen zweiten Vortrag über die Vorteile einer für die Dynastie wichtigen Allianz und darüber, welche Pflichten sie als Tochter eines Dukes hatte. Das war so ziemlich das letzte Gesprächsthema, das sie interessierte.
Nun, vielleicht nicht unbedingt das letzte. Das Thema, über das sie gerade redeten, war auch nicht gerade besonders angenehm. Wenn sie könnte, würde sie es für den Rest ihres Lebens vermeiden, sich zurechtweisende Vorträge anzuhören.
»Ich bin nicht für das Verhalten Seiner Lordschaft verantwortlich«, sagte Cecily so ruhig wie möglich. Erleichtert sah sie, dass endlich ein Dienstmädchen mit dem Teewagen kam. »Und er ist wirklich nur an mich herangetreten, um mir zu helfen.«
»Das ist nicht gerade die Geschichte, die man mir erzählt hat.«
Später würde sie Eleanor würgen, weil ihre Schwester Kopfschmerzen vorgetäuscht hatte und so der Teestunde mit der Herzoginwitwe of Eddington entkommen war und es Cecily überlassen hatte, sich dem alten Drachen allein zu stellen. Sie liebte ihre Großmutter natürlich, doch sie war ohne Zweifel in vielerlei Hinsicht eine beeindruckende Persönlichkeit.
»Die Situation war absolut unschuldig.«
»Wenn das so war, wieso enthüllst du mir nicht einfach, was er gesagt hat?«
Das war ein berechtigter Einwand. »Nun ja, es war nicht vollkommen unschuldig«, gab sie widerstrebend zu. »Jedenfalls will ich nicht, dass jeder in dieser Stadt darüber redet. Nur darum habe ich es abgelehnt, mich dazu zu äußern.«
Zu ihrer Überraschung schwieg ihre Großmutter für einen Moment. Dann nickte sie zufrieden. »Wenn es das Gerede nur wieder anfachen würde, ist es das Beste, du behältst es für dich.«
Während sie einige Tassen Tee mit Rosinenbrötchen, Eclairs und der berühmten Himbeermarmelade der Köchin genossen, redeten sie über andere Themen. Fast glaubte Cecily, sie sei noch einmal davongekommen. Bis sie aufstand, um zu gehen. Sie gab ihrer Großmutter zum Abschied einen pflichtbewussten Kuss auf die Wange.
Das ordentlich frisierte graue Haar und die Falten ihres adeligen Gesichts waren ebenso unnachgiebig wie ihre Haltung. Dennoch sagte ihre Großmutter völlig unerwartet: »Ich weiß, du wirst das kaum glauben, aber du bist mir mit achtzehn zum Verwechseln ähnlich, genauso wie du sah ich damals aus.«
Cecily richtete sich auf und lächelte. »Das ist sehr ermutigend. Du bist sehr schön, Großmama.«
»Hmpf.« Das Schnauben klang verächtlich, aber in ihren Augen glomm ungewöhnlicherweise sogar etwas Vergnügtes auf. »Falsche Schmeichelei bringt bei mir nichts. Ich will damit nur ausdrücken, dass Schönheit eine Ware sein kann, mein Kind.
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