Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
zurückziehen möchte.«
Eleanor versuchte, darauf nicht entmutigt zu reagieren, weil sie nicht in ihrem Stolz verletzt werden wollte, aber auch um Cecilys willen, denn sie war sicher, dass sie mit dem unkonventionellen wilden Earl nicht besser dran wäre. Liebe war berauschend , schön und gut, aber allein dieses Wort brachte doch schon mit sich, dass man nicht mehr zu einem klaren Urteil fähig war. »Nein?«
Ihr attraktiver Begleiter schien sich in seiner Haut nicht wohlzufühlen. Seine polierten Stiefel schlurften über den Kiesweg.
Jetzt kommen wir also zum Kern des Problems.
» Ich habe heute bei ihr vorgesprochen, um sie zu bitten, in dieser Angelegenheit ein vertrauliches Gespräch zu führen. Wer hätte denn ahnen können, dass er zur gleichen Zeit hier aufkreuzt?«
»Wer hätte ahnen können, dass er überhaupt hier aufkreuzt? Er ist nicht gerade dafür bekannt, bei jungen Ladys vorzusprechen.«
»Trotzdem macht er bei Lady Cecily anscheinend eine Ausnahme. Ihr und Eure Schwester steht einander sehr nahe, zumindest erzählt man sich das. Hat sie Euch gegenüber von ihren Gefühlen für Augustine gesprochen?«
Ungeachtet der Tatsache, wie schwer es für sie war, darüber zu reden, weil sie persönlich betroffen war, bewegten sie sich jetzt doch auf ziemlich unsicherem Terrain. Einerseits stand es ihr nicht frei, im Namen ihrer Schwester zu sprechen. Jedenfalls nicht, wenn sie nicht objektiv sein konnte, und schon gar nicht, wenn Cecilys gesamte Zukunft auf dem Spiel stand.
Andererseits wusste sie, dass ihre Schwester eine gewisse Vorliebe für den rabenschwarzen, halbfremden Erben des Augustine-Titels hegte. Dieser verträumte Blick, wenn sie seinen Kuss beschrieb, war für Eleanor Beweis genug, sie machte sich große Sorgen um ihre Schwester.
Der wilde Earl war vielleicht auch an ihrer Schwester interessiert.
Nein, das stimmt nicht. Wenn sie das Funkeln in seinen dunklen Augen richtig deutete, war er auf jeden Fall an ihr interessiert. Aber dieses Streben rang mit seinen unbestrittenen Plänen, seinen englischen Wurzeln möglichst bald den Rücken zu kehren. Eine englische Ehefrau wäre diesem Wunsch eher hinderlich. Es war daher ziemlich wahrscheinlich, dass er nur mit ihr tändelte und letztlich außer der Enttäuschung einer jungen Frau und einem gebrochenen Herzen nichts dabei herauskam.
Und was das bedeutete, wusste sie aus eigener, leidvoller Erfahrung.
Eine von Eleanors größten Schwächen war ihre Unfähigkeit zu lügen. Es war eigentlich keine Schwäche, aber hin und wieder war ihre Wahrheitsliebe einfach unbequem. Wie zum Beispiel jetzt. Elijah Winters blickte sie erwartungsvoll an, und sie musste sich eine vernünftige Antwort überlegen. »Sie ist von ihm fasziniert, Mylord.« Sie wählte ihre Worte mit Bedacht. »Ihr müsst zugeben, dass er nicht dem durchschnittlichen englischen Gentleman gleicht. Ob es allerdings mehr als nur eine gewisse Faszination ist, kann ich Euch nicht sagen, weil ich es einfach nicht weiß.«
Das war eine für ihre Verhältnisse ziemlich diplomatische Antwort. Vielleicht schaffte sie es ja doch irgendwann, nicht immer so schrecklich ehrlich zu sein.
»Ich verstehe.« Neben ihr runzelte der Viscount leicht die Stirn und starrte nach vorne, während sie weitergingen. »Ich vermute, dank seiner Herkunft umgibt ihn etwas Romantisches, das eine junge Frau anspricht, die bisher ein sehr behütetes Leben geführt hat.«
»Und er sieht zudem sehr gut aus.«
Nun, das entsprach schon eher ihrer offenen Art und war alles andere als diplomatisch. Hastig fügte sie hinzu: »Wenn man gerne dunkle Männer mag, die etwas außergewöhnlicher sind.«
»Ich werde Euch in dieser Hinsicht wohl vertrauen müssen, Lady Eleanor, denn ich mag überhaupt keine Männer.« In seiner Stimme blitzte etwas Ironisches auf. Die spätnachmittägliche Sonne ließ rote Funken zwischen seinem blonden Haar aufblitzen.
Sie verspürte eine tiefe, sehr geheime und überaus schamlose Sehnsucht, sein Haar zu berühren. Die Finger durch die Strähnen zu ziehen. Wenn Cecilys Reaktion auch nur annähernd das Vergnügen widerspiegelte, das sie bei dem Kuss mit dem verruchten Augustine empfunden hatte, wollte Eleanor diesen erregenden, verbotenen Moment auch auskosten dürfen. Allerdings mit dem Mann, der neben ihr herging.
Die Ironie dieser Geschichte versetzte ihr immer wieder aufs Neue einen Schlag, und dieses Mal war er besonders schmerzhaft. »Nein, es ist ja eindeutig, dass Ihr Cecily
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