Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
wäre eine Verbindung zwischen den beiden vermutlich durchaus im Rahmen des Möglichen gewesen. Hätte es Cecily freigestanden, ihrer Großmutter davon zu erzählen, hätte sie diesen recht gewagten Kurs eingeschlagen. Aber Elle hatte sich ja noch nicht einmal ihr anvertraut, weshalb sie einen anderen Weg hatte wählen müssen.
Wenn sie an Jonathans Kuss dachte, war der eingeschlagene Weg aber auch keine schlechte Wahl. Das Gefühl seiner Hände, die sich langsam nach unten schoben, sein großer Körper, der sich gegen ihren drückte … Ja, und ihre alles andere als damenhafte Reaktion auf ihn.
Darüber wollte sie erst später nachdenken.
»Ich bin überzeugt, dass du ihr helfen könntest, sie aus der Zwangslage zu befreien«, fuhr Cecily fort und hoffte, sie klang möglichst ungerührt. »Nicht wahr?«
Sie warf ihrer Großmutter den zweiten Fehdehandschuh hin.
»Ich habe keine Ahnung.
»Wir wissen beide, dass du das kannst. Mit deinen Verbindungen könntest du jedem ermöglichen, wieder in die Gesellschaft zurückzukehren. Egal welchen Ausrutscher sie sich geleistet hat, ist sie doch immer noch die Tochter eines Earls.«
»Es war nicht bloß ein ›Ausrutscher‹.« Ihre Großmutter schnüffelte. »Und lächle mich gefälligst nicht so gewinnend an. Ich bin nicht dein wilder Earl, der mag ja dafür empfänglich sein.«
»Mein Earl? Ich bin nicht so sicher, ob er schon meiner ist. Und ich glaube auch nicht, dass er so empfänglich ist«, erklärte Cecily. Sie spürte, wie nah sie dem Sieg war. »Ihr beide werdet bestimmt wunderbar miteinander auskommen. Sein Geist ist ebenso frei wie deiner.«
Das brachte ihre Großmutter zum Lachen, obschon es nur ein kleines Auflachen war. »Nach dem ersten Eindruck bin ich zumindest geschmeichelt. Nun, und was seine Schwestern angeht … Ich fürchte, du verlangst da etwas zu viel von mir. Mein Einfluss mag Lady Lillian helfen, aber ob er so weit reicht, dass sie die Aufmerksamkeit respektabler Gentlemen erregen kann, kann ich nicht versprechen.«
Dieses Zugeständnis war schon für sich ein Erfolg.
»Aber du wirst es wenigstens versuchen?«
»Ich weigere mich, dir irgendetwas zu versprechen, solange deine Verlobung mit diesem verrufenen, jungen Mann nicht offiziell verkündet wurde.«
Doch Cecily sah, wie in den Augen ihrer Großmutter das Interesse an der Aufgabe erwachte. Manchmal konnte Großmama ein ziemlicher Drache sein, aber sie war unter dieser majestätischen Oberfläche eine herzensgute Frau, die sich viel auf ihren Einfluss einbildete, den sie im ton auszuüben vermochte.
Cecily erhob sich und ging zu ihr, um sie auf die Wange zu küssen. »Ich danke dir.«
Eine schmale Hand berührte ihr Gesicht. Diese zärtliche Geste war für ihre Großmutter völlig untypisch. Blassblaue Augen blickten sie besorgt an. »Ist er wirklich der, den du willst, Kind?«
Cecily wusste, es ging ihrer Großmutter um die Frage, ob sie diese Verbindung und die daraus resultierende Ehe wünschte, aber wenn wollen bedeutete, dass sie dieses erregte Beben verspürte, sobald Jonathan sie anschaute, dann sagte sie nicht die Unwahrheit, als sie antwortete: »Ja. Er ist alles, was ich will.«
Kapitel 14
Wenn es nach ihm ginge, war die gelockerte Atmosphäre im Arbeitszimmer bei Weitem besser geeignet, um eine Unterredung zu führen, als die muffige Steifheit des riesigen Salons. Aber es wäre ohnehin besser gewesen, wenn Jonathan dem Duke of Eddington wenigstens einmal begegnet wäre, ehe er ihn um die Hand seiner Tochter bat. Sie waren einander natürlich schon begegnet. Der ton war kein so großer Kreis, dass man sich nicht zwangsläufig irgendwann über den Weg lief. Im Übrigen wusste Jonathan, dass sein Vater den Duke zu seinen Freunden gezählt hatte. Aber die kurze Vorstellung im Club, den sie gemeinsam besuchten, hatte ihm kaum geholfen, diesen Mann richtig einschätzen zu können.
Wie weit diese frühere Freundschaft mit seinem Vater tatsächlich ging, mochte sich in den nächsten Minuten erweisen. Zudem würde er erst dann wissen, ob der Duke ihm gegenüber Vorurteile hegte oder nicht. Als der sehr erhabene Butler seine Ankunft meldete, rückte Jonathan ein letztes Mal seine Manschetten zurecht, ehe er gespielt ungerührt sagte: »Euer Gnaden.«
Der angesprochene Mann blickte auf. Er wirkte nicht wirklich überrascht. Zweifellos hatte man ihn von Jonathans Ankunft sofort in Kenntnis gesetzt. Er nickte zu einem Stuhl. »Augustine. Setzt Euch.«
Besser als nichts, dachte
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