Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
sprecht, umso besser ist es für alle Beteiligten.«
Diese Worte bedeuteten offensichtlich, dass er fürs Erste entlassen war. Trotzdem zögerte er. Die ganze Zeit war ihm dieses Täuschungsmanöver wie eine schlechte Idee vorgekommen, auch wenn er jetzt verstand, warum Cecily sich darauf eingelassen hatte. Es ergab für ihn Sinn, nachdem er erfahren hatte, dass sie damit ihre Schwester schützen wollte. Diese Treue war bewundernswert und verriet ihm viel über ihren Charakter.
Als bräuchte er noch mehr Beweise dafür, dass sie bezaubernd war.
Wenn er sie tatsächlich heiratete, wäre alles anders. Er war nicht sicher, wie sie mit einem Ehemann an ihrer Seite zurechtkäme, der nicht in England leben wollte. Sie mussten zu diesem Zeitpunkt nicht über diesen Aspekt ihres gemeinsamen Lebens reden, oder doch? Er war inzwischen zunehmend davon überzeugt, dass ihre Wege sich hatten kreuzen müssen, weil sie den Weg gemeinsam fortsetzten.
Cecilys Schönheit hatte ihn vom allerersten Moment an betört, als er mitansehen musste, wie sie ein Glas Champagner über ihren zweifellos hübschen Busen verschüttete. Aber je besser er sie kennenlernte, umso bezaubernder fand er sie in jeder Hinsicht.
Wird sie Adela mögen?
Er glaubte, dass sie das tun würde. Irgendwie wusste er sogar, dass sie seine Tochter lieben konnte. Cecily war unvoreingenommen und hatte ein großzügiges Wesen.
Dennoch wünschte er, ihr mitteilen zu können, dass er plante, diese Verlobung ernst zu nehmen und nicht als das Täuschungsmanöver, das sie plante. Und zwar sollte sie das erfahren, bevor er mit ihrem Vater sprach.
»Seid Ihr sicher?«, fragte er sie, nachdem er beschlossen hatte, dass er unmöglich darum bitten konnte, einen letzten Moment mit ihr allein sein zu dürfen. Die Duchess schien nicht besonders gnädig gestimmt zu sein, und was sie gesehen hatte, war alles andere als ein braver Kuss gewesen.
Cecily nickte. Ihre hübschen, topasfarbenen Augen waren auf ihn gerichtet, die Hände hatte sie sehr damenhaft im Schoß gefaltet. »Ja.«
Er konnte für seine Schwestern kaum mehr tun, als diese Sache jetzt auch zum Ende zu bringen. Es gab sowieso kein Zurück. Wenn er seine Meinung noch ändern wollte, wäre es etwas zu dreist gewesen, seine zukünftige Frau im Salon des Dukes zu küssen.
Er sah keinen anderen Ausweg, als jetzt schleunigst mit ihrem Vater zu reden. Zumal die Witwe des Herzogs ihm ja bereits unmissverständlich klargemacht hatte, dass das seine Pflicht war.
Mit einem knappen Nicken verließ er den Raum.
»Willst du meine Meinung hören?«
Obwohl sie immer noch peinlich berührt war, weil sie in einem so persönlichen Moment gestört worden waren, musste Cecily ein Lachen unterdrücken. »Habe ich etwa eine Wahl, Großmama?«
»Nein.«
»Das habe ich mir gedacht.«
»Ich denke, Augustine ist ungezügelt und besitzt überhaupt keinen Anstand.«
Diese Beschreibung von Jonathan überraschte sie nicht. Aber Cecily kannte ihre Großmutter gut genug, um zu spüren, dass diese missbilligende Äußerung nicht von Herzen kam. Seit dem Augenblick, als Jonathan durch die Tür verschwunden war, um sich mit ihrem Vater zu unterhalten, hatte sie auf die Schelte gewartet, von der sie wusste, dass sie sie verdiente. Sie hatte sich mit dem verrufenen Augustine wirklich äußerst ungezogen benommen.
»Er ist das alles und noch viel mehr, nehme ich an.« Cecily zupfte an ihrem Rock und lächelte in sich hinein. Ihr Herz hämmerte noch immer nach diesem skandalösen Kuss. »Anstand ist für ihn ein abstraktes Konzept.«
»Sehr attraktiv«, knurrte ihre Großmutter. »Ich leugne ja nicht, dass er sehr gut aussieht. Das traf auch auf seinen Vater zu. Ich erinnere mich gut an David Bourne.«
»Wirklich?«, fragte Cecily. Es war nicht nur aus purer Höflichkeit, sondern weil sie mehr über den abenteuerlustigen Earl erfahren wollte, der nach Amerika gezogen und die Tochter eines eingeborenen Häuptlings geheiratet hatte. »Wie war er denn?«
»Wie er war?« Diese freimütige Frage schien ihre Großmutter zu erstaunen.
Cecily nickte. Sie lehnte sich zurück. »Ich bin so neugierig und möchte alles über Jonathan erfahren. Sein Vater ist vielleicht ein guter Anfang. Was kannst du mir über ihn erzählen?«
Ihre Großmutter trug ein Kleid aus grauer Seide und trug das Haar sorgfältig hochgesteckt. Sie blickte Cecily von oben herab über den mit Intarsien eingelegten Tisch an. Wie ihr dies möglich war, blieb Cecily ein Rätsel, war
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