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Verlockung

Verlockung

Titel: Verlockung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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Finger, einen großen runden Augapfel, der mir trüb entgegen starrte und ein grünliches Gehirn. Ich ging weiter und nährte mich offenbar der gesuchten Nummer. Plötzlich sah ich etwas. Hinter ein paar Büchern und Glasröhren schimmerte es gelblich. Etwas steckte in der Wand. Ich berührte es mit den Fingern und zog daran. Als es schließlich in meiner Hand lag, betrachtete ich es. Gänsehaut kroch mir über den Rücken. Es war ein Fingernagel. Zwar ziemlich schmutzig, aber dennoch unverkennbar. Er sah aus wie von einem Menschen. In dem Moment hörte ich es. Ein Rascheln. Als huschte etwas, genau über mir, umher. Ich sah nach oben, doch da war nur die Holzdecke. Konnte etwas darüber sein? Mein Atem stockte. Wie erstarrt stand ich da und hörte, wie die Schritte sich bewegten. Waren es wirklich Schritte? Ich wollte es im Grunde nicht herausfinden. Da erklang es wieder. Dieses Mal unverkennbar und ziemlich schnell. Endlich konnte ich mich wieder bewegen. Ich schnappte mir das Modell, das schräg vor mir stand und eilte aus dem Zimmer. Noch immer hörte ich das Scharren; Bretter quietschten unter einem Gewicht. Ich musste hier weg. Ich riss die Türe auf, schlug sie hinter mir zu, steckte den Schlüssel ins Schloss und versuchte abzuschließen. Doch es gelang mir nicht; ich zitterte einfach zu stark. Da plumpste etwas mit einem dumpfen Schlag auf den Boden. Kurz war es still, dann hörte ich wieder dieses Taps taps taps. Ich drehte den Schlüssel. Die Türe war zu. Ich atmete hektisch, trat von dem Zimmer weg und eilte davon.
     
    „Das ist ein altes Haus, so etwas macht nun mal Geräusche“, erklärte Thunder, nachdem ich ihnen davon berichtet hatte. Frau Carré hatte ich lieber nichts erzählt, ich war mir sicher, dass sie mir keinen Glauben geschenkt hätte.
    „Und was ist dann mit dem Nagel?!“ Erneut hielt ich ihn hoch.
    „Im Materialraum werden ein Haufen solcher Dinge aufbewahrt, ein Nagel ist da nichts Ungewöhnliches.“
    „Er steckte in der Wand und lag nicht einfach im Regal.“
    „Er ist bestimmt irgendwann von dem ganzen Krempel reingedrückt worden. Mach dir doch nicht so einen Kopf.“
    „Ich hätte dich mal sehen wollen. Da war was, ganz sicher.“ Doch so bestimmt, wie ich es gerne gehabt hätte, klang ich dann wohl doch nicht. Ich konnte mir das aber nicht eingebildet haben!
     
    Nach dem Essen wollten wir auf unser Zimmer, um die Schulsachen zu holen. Die Sache mit dem Nagel ließ mich noch immer nicht los, auch wenn die anderen mir weiterhin keinen Glauben schenkten. Allerdings drängten sich andere Dinge in mein Bewusstsein. Gerade als wir die Cafeteria verließen, trafen wir auf Night. 
    „Na, heute mal ganz ohne deinen blauköpfigen Schatten?“, wollte Thunder wissen, nachdem er uns gegrüßt hatte.
    „Vermisst du ihn?“, fragte er mit hochgezogener Augenbraue und schelmischem Funkeln in den Augen, das ihr die Röte in die Wangen trieb. „Er ist noch beim Essen. Ich kann ihn schnell holen.“
„Fang du nicht auch noch damit an. Ihr wisst alle ganz genau, dass ich ihn nicht leiden kann“, knurrte sie zurück.
    „Gib doch verflucht nochmal zu, dass du ständig an ihn denkst“, erwiderte Shadow trocken.
    „Tu ich doch gar nicht!“, schnauzte sie aufgebracht zurück.
    „Oh Mann“, seufzte ich beim Anblick dieser Kabbelei. Da die beiden sich fröhlich weiter stritten, nutzte ich die Gelegenheit, um mich mit Night zu unterhalten.
    „Wie geht es dir? Hast du dich inzwischen von den Strapazen erholen können?“
    „Ja, ich hab etwas Schlaf nachgeholt und bin wieder fit. Dank deiner Hilfe ist auch von der Wunde kaum mehr etwas zu sehen“, erwiderte er sanft, wobei seine Augen voller Aufrichtigkeit glühten und damit meinen Herzrhythmus durcheinander brachten.
    In ihnen lag eine solche Tiefe, dass mir beinahe schwindelig wurde. Noch bevor ich etwas erwidern konnte, sah ich ein Mädchen etwas verloren an der Treppe stehen. Ausgerechnet sie!
    Als sie uns erblickte, kam sie auf uns zu und fragte: „Entschuldigt. Weiß einer von euch wo Raum 637 ist? Ich habe jetzt Höhere Magie und keine Ahnung wo ich hin muss.“
    Es war, als würde sich ein Eisendraht um mein Herz schlingen, denn ich wusste, dass auch Night dieses Fach hatte.
    „Kein Problem“, erwiderte er. „Ich bin auch in der Klasse, wenn du willst bring ich dich hin. Ich muss nur noch schnell meine Sachen holen.“
    „Oh, das wäre wirklich nett. Ich verlaufe mich in dieser Schule ständig. Ach übrigens“, sie senkte

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