Verlockung
die Creme. Er nahm diese entgegen und betrachtete das Etikett.
„Wo hast du die denn her?“
Ich lächelte. „Von Thunder. Sie hatte sich in einer von Herr Gnats Stunden verätzt. Die Ärztin hat sie ihr gegeben.“
Es läutete zur nächsten Stunde.
„Danke das ist echt nett von dir.“ Sein makelloses Gesicht betrachtete mich dankbar und um seine wundervollen Lippen lag die Andeutung eines Lächelns. Er räumte seine Sachen zusammen, erhob sich, aber nicht ohne nochmals auf mich zu zugehen. Sanft strich er mir eine Strähne hinters Ohr und raunte dabei ganz dicht bei mir: „Jetzt brauchst du dir aber wirklich keine Sorgen mehr zu machen. Danke nochmal. Das vergess ich dir nicht.“ Eine Gänsehaut jagte über meinen Rücken. Schauer erschütterten meinen Körper, als diese unglaublichen Augen über mich glitten. Mein Herz hämmerte, während ich ihm mit verklärtem Blick hinterher starrte.
Qu ä lende Gef ü hle
Fast alle Schüler waren in der Eingangshalle versammelt. Staunend betrachteten sie die Neuankömmlinge, die in das Gebäude strömten. Es waren vielmehr, als ich erwartet hatte; ich schätzte deren Zahl auf etwa hundert. Kein Wunder, dass einige ihre Zimmer mit den neuen Schülern teilen mussten. Uns war das erspart geblieben, worüber sich besonders Thunder erleichtert gezeigt hatte.
Nun stand ich zusammen mit den anderen auf der Treppe, um eine möglichst gute Sicht zu haben. Aber auch die Neuen begutachteten ihr vorübergehendes Zuhause mit forschenden Blicken und unterhielten sich aufgeregt miteinander.
Es war unglaublich wie viele Leute sich in die Eingangshalle drängten. Dementsprechend hoch war auch der Geräuschpegel. Die Stimmen vermischten sich zu einem einzigen aufgeregten Summen. Man musste schon sehr genau hinhören und recht nah beieinander stehen, um sich miteinander unterhalten zu können. Noch immer wartete man darauf, dass die Schüler ihre Zimmer zugewiesen bekamen, danach würde man sich austauschen und kennenlernen können.
„Das sind echt schöne Uniformen“, unterbrach Céleste meine Gedanken.
Das war das einzig Auffallende an ihnen. Sie alle trugen Schuluniformen. Besonders die, der Casseija stach ins Auge, denn sie war besonders schön und edel gefertigt: Ein Jacket aus blauem Stoff, verziert mit silbernem Revers und geschwungenen Linien in derselben Farbe. Auf der linken Brustseite prangte das Wappen der Schule: Eine silberne Lilie.
Die Mädchen trugen zu ihrem Jacket blaue, kurze Röcke; die Jungs Hosen.
Die Schüler der Jagterra waren allesamt in Schwarz gekleidet: Das Jacket wies am Revers Gold auf, ebenso wie die Säume. Auch hier war auf der Brust ein Wappen zu erkennen: Ein goldenes Schwert, das neben einem Greif lag.
Auch hier trugen die Mädchen Röcke und die Jungs Hosen, jeweils mit goldenem Saum.
„Warum haben wir eigentlich keine Uniform?“, fragte ich nach.
„Das gab es wohl vor vielen Jahren“, erklärte Shadow, die sich gelangweilt auf das Geländer lehnte „aber die Schüler wollten irgendwann keine mehr und forderten eine Abstimmung, die schließlich auch umgesetzt wurde. Die Mehrheit sprach sich dagegen aus und darum wurden sie abgeschafft.“
„Ist auch besser so“, sagte Thunder. „Am Ende würden wir rumlaufen wie da“, wobei sie mit einer Bewegung auf die Neuankömmlinge deutete. „Sie sehen richtig eingebildet aus“, knurrte sie weiter.
Damit waren wohl vor allem die Schüler der Casseija gemeint, die allesamt etwas sehr aristokratisches und vornehmes ausstrahlten.
„Seht euch mal die da an“, fuhr sie fort und zeigte auf ein Mädchen.
Mitten im Saal stand ein wunderschönes Mädchen, mit silbernem langem Haar, das wie Licht schimmerte. Eine wunderschöne Figur zeichnete sich unter ihrer blauen Uniform ab, dazu ragten makellose lange Beine aus dem kurzen Rock. Zudem hatte sie ein äußerst hübsches Gesicht, mit strahlend grünen Augen.
„Hmm“, meinte ich zögernd. „Vielleicht ist sie ja ganz nett. Sie muss ja keine zweite Stella sein.“ Versuchte ich mir mit dieser Aussage gerade selbst Mut zu zusprechen?! Denn dieses Mädchen war eine unverkennbare Schönheit.
„Da bin ich mir nicht so sicher“, murmelte Thunder.
„Sei nicht gleich so voreingenommen“, belehrte Céleste sie. „Du kennst sie doch noch gar nicht.“
„Ja, ja“, brummte sie zurück. „Ich muss sie aber auch nicht kennenlernen. Die werden ja hoffentlich bald alle wieder verschwinden, da brauch ich ohnehin keine Freundschaften zu
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