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Verlockung

Verlockung

Titel: Verlockung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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„iffernos.“ Durch diese starken Bilder wird ihre innere Zerrissenheit sehr deutlich.“
    Ich starrte ungläubig zu dem Mädchen hinüber. Wie konnte sie dieses Wirrwarr an Zeichen nur lesen und dann auch noch deuten?! Schlimmer noch: Wie sollte ich diese Sprache auf die Schnelle lernen, um sie dann zu interpretieren?! In diesem    Moment sank mein Mut gen Nullpunkt. Am liebsten wäre ich aufgestanden, um zu gehen. Ich würde hier keine Woche überstehen, wenn ich nicht mal mit Literatur zurechtkam.
    „Mach dir keine Sorgen“, versuchte Céleste mich zu beruhigen. „Ich bin sehr gut in Alt-Biramisch. Du wirst sehen, mit meiner Hilfe hast du das in Nullkommanichts drauf.“ Ihr Lächeln war freundlich und zuversichtlich. Ich selbst hatte jedoch starke Zweifel, dass ich diesem Gekritzel je auch nur einen logischen Satz entnehmen können würde. Ich war geradezu erleichtert, als die Stunde zu Ende war.
    „Mann, war das wieder ätzend“, seufzte Thunder. „Ich könnte jedes Mal einschlafen, wenn Herr Hubbe auch nur ein Wort sagt. Ich hatte so gehofft, dass wir ihn dieses Jahr nicht schon wieder haben würden.“
    „Tja, das haben wir wohl alle“, antwortete Shadow und unterdrückte ein Gähnen. „Bevor wir zu Mathematischer Magie gehen, muss ich noch kurz zum Spind.“
    „Gut, ich komme mit“, erklärte Thunder. „In welchem Kurs bist du?“, fragte sie mich.
    „Kurs C.“
    „Dann bist du bei keiner von uns.“
    Nicht das auch noch! Nun war ich also auf mich allein gestellt.
    „Wo hast du deinen Spind?“, wollte sie wissen.
    Ich sah auf meinem Schlüssel nach. „253“
    „Ok, dann musst du in die andere Richtung.“ Sie zeigte auf den Korridor. „Dort die Treppe hoch, dann links. Ich würde dir empfehlen ein paar Bücher abzulegen, sonst schleppst du dich bis heute Mittag halb tot.“
    „Gut, mach ich.“
    „Wenn du willst, komm gleich danach wieder hierher. Dann zeig ich dir noch schnell wo dein Klassenzimmer ist“, fügte Céleste hinzu.
    Ich nickte erleichtert.
     
    Den Flur hatte ich recht schnell gefunden. Auch hier war eine Menge los. Während ich den Gang entlang ging, fühlte ich mich geradezu beobachtet. Immer wieder stoppten Gespräche, Blicke folgten mir, manche tuschelten. Es schien sich schon herumgesprochen zu haben, wer ich war.
    Leider erblickte ich in diesem Moment auch noch Ice, Stella und Cat in der Nähe meines Spindes stehen. Sie betrachteten mich schadenfroh und kicherten. Es war klar, dass sie sich über mich lustig machten. Darum versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen. Ich steckte den Schlüssel ins Schloss und zog die Tür auf. In diesem Moment gab es einen irrsinnig lauten Knall; danach war alles Schwarz. Mein Herz schien vor Schreck stehen geblieben zu sein, doch dann hörte ich lautes Lachen. Noch ehe ich begriff was passiert war, zerfraß unerträglicher Schmerz mein Gesicht. Ich schrie, fühlte mit den Händen nach meinen Wangen, den Augen… Was ich da spürte, konnte unmöglich wahr sein. Warzen und dicke prallgefüllte Pickel; Haare, die borstig aus ihnen raus wucherten; heiße Haut, die zu glühen schien. Sehen konnte ich kaum etwas. Lediglich verschwommene, schemenhafte Gestalten nahm ich wahr. 
    „Das geschieht dir recht!“
    „Mann, sieht die Scheiße aus!“
    „Tja, ein Hexenhalbling gehört hier einfach nicht her, wie man sieht. Sie kann sich ja nicht mal gegen die einfachsten Dinge wehren.“
Das Lachen dröhnte mir dumpf in den Ohren und der Schmerz ließ mich beinahe den Verstand verlieren. Ich konnte die Schreie nicht verhindern, die sich aus meiner Kehle rangen. Ich musste weg, nur weg, damit die anderen sich nicht noch mehr an meinem Unglück weiden konnten. Blindlings stolperte ich los, versuchte den verschwommenen Bildern einen Weg zu entnehmen. Schwankend und wackelig auf den Beinen, entfernte ich mich allmählich von den Stimmen. Erst als ich das Gefühl hatte weit genug weggekommen zu sein, ließ ich mich an einer Wand, auf den Boden sinken. Die Schmerzen wurden langsam erträglicher, auch die Sicht schien klarer zu werden. Dennoch saß die Demütigung tief. Wie hatte ich nur auf die dumme Idee kommen können, dass man mich hier akzeptieren würde? Ich gehörte nicht in diese Welt und das wollten die anderen mich spüren lassen. Ich vergrub mein Gesicht in den Händen. Was sollte ich nur tun?
    „Hey, alles ok?“, fragte eine Stimme.
    Ich wollte gar nicht aufsehen; weitere Schmähungen würde ich nicht verkraften.
    Ich nahm wahr, wie

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