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Verlockung

Verlockung

Titel: Verlockung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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sich jemand vor mir niederließ.
    „Zeig mal her“, sagte die Stimme. Sanfte Hände umfassten die meinen, um sie behutsam dem Gesicht zu entziehen.
    Meine Augen schienen zu erstarren, als ich das verklärte Bild Night zuordnen konnte. Noch immer sah ich verschwommen, aber was ich erkennen konnte, genügte, um wahrzunehmen, dass sein Blick alles andere als belustigt war. Seine Augen betrachteten mich sogar warm und sorgenvoll.
    „Hast du große Schmerzen?“
    Ich schüttelte den Kopf. Es war mir unmöglich mich ihm zu entziehen. Diese unglaublich blauen Augen, diese Wärme in ihnen fesselte mich. Dazu die sanfte Stimme, die sich heilend um mich schmiegte.
    „Komm, ich bring dich zur Krankenstation. Die Ärztin bringt das gleich wieder in Ordnung.“
    Er half mir auf und hielt mich behutsam am Arm fest, denn noch immer waren meine Augen getrübt. Auf wackeligen Beinen schlurfte ich, auf ihn gestützt, neben ihm her. Allerdings kam das Zittern darin nun nicht mehr allein durch die Schmerzen.
    „Weißt du wer das getan hat?“, fragte er.
    Ich schüttelte verneinend den Kopf, dabei konnte ich es mir durchaus denken.
    „Es gibt einige hier, die solche Sachen unglaublich witzig finden. Aber mach dir keine Sorgen, in ein paar Minuten bist du wieder so hübsch wie vorher.“
    „Danke“, murmelte ich leise und wurde sofort rot. Er konnte das doch unmöglich ernst gemeint haben, oder?!
    Allmählich wurde ich mir meinem entstellten Gesicht immer bewusster. Wenn ich nur annähernd so schlimm aussah, wie ich es ertastet hatte, sollte ich lieber sofort im Erdboden versinken.
    Wir kamen vor einem Zimmer an. Night klopfte und führte mich hinein.
    „Frau Dr. Kemp?“
    Eine junge Ärztin trat aus einem Nebenzimmer.
    „Oh“, sagte sie nur. „Setz dich schon mal hier hin.“ Sie deutete auf einen Stuhl, auf den ich mich langsam niederließ. Den Blick hielt ich aber lieber auf den Boden gerichtet. Ich wollte nicht, dass er mir weiter in das entstellte Gesicht sehen konnte.
    „Ich bin sofort wieder da. Ich hole schnell die Medizin.“
„Übrigens“, begann er, als die Tür hinter der Ärztin zugefallen war. „Ich habe mich gestern gar nicht bei dir vorgestellt. Ich heiße Night.“
    „Gabriela.“
„Dann hast du vorher in Morbus gelebt?“
    Ich nickte. Meine Güte, warum konnte ich nicht einfach mal den Mund aufmachen?! Er musste mich ja für vollkommen bescheuert halten?! Doch ich konnte keinen Satz hervorbringen. Er hockte vor mir und sah mich unentwegt an, weshalb ich einfach nicht mehr denken konnte. Mir wurde schrecklich heiß, als ich bemerkte wie nah er mir war. Wie gern hätte ich mich an ihn gelehnt und seine Wärme gespürt. In seiner Gegenwart fühlte ich mich so viel besser.
    „Das ist sicher nicht einfach für dich.“
    „Mit Zauberkräften wäre es bestimmt leichter“, stammelte ich holprig.
    „Sie sind nur noch nicht erwacht, das ist alles. Also zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Je mehr du es zu erzwingen versuchst, desto weniger wird es klappen.“
    Erstaunt sah ich in seine blauen Augen; mein Herz schlug mir bis zum Hals. Sein Lächeln war einfach unglaublich, dazu dieses überirdisch schöne Gesicht.
    Was war nur in mich gefahren?! So leicht brachte mich doch sonst nichts aus dem Konzept! Ich musste mich zusammenreißen und vor allem durfte ich mich nicht in ihn verlieben! Aber ein wenig träumen, konnte doch nicht so schlimm sein, oder?
    Die Tür wurde geöffnet und Frau Dr. Kemp kam zurück.
    „So, trink das hier, dann bist du gleich wieder in Ordnung.“
    Sie reichte mir ein kleines Fläschchen mit einer pechschwarzen Flüssigkeit darin. Sie war dickflüssig, aber vor allem schrecklich süß. Allerdings spürte ich die Wirkung sofort. Meine Haut entspannte sich, das Brennen ließ nach. Vorsichtig berührte ich mit den Händen mein Gesicht. Auch die Pickel und Haare waren verschwunden.
    „Danke.“
    „Du hättest jetzt Unterricht gehabt, oder?“
    Ich nickte. „Mathematische Magie, im Kurs C.“
    „Ich rufe schnell im Sekretariat an und entschuldige dich.“ Wieder verließ sie das Zimmer.
    „Ich hoffe du hast jetzt wegen mir nicht auch eine Stunde verpasst.“
    Night lächelte. „Kein Problem, es war nichts Wichtiges.“ Seine Stimme war wie flüssiger Honig; weich, sanft und sehr süß. Ich hörte ihn so gerne sprechen. Ich hatte noch nie erlebt, dass Worte eine Gänsehaut auslösen konnten. Bei ihm schmolz ich jedoch bei jeder Silbe dahin.
    Die Ärztin kam zurück. „So, du bist

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