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Verlockung

Verlockung

Titel: Verlockung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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heißen. Ich kann mir denken, dass der Anfang hier für Sie nicht sehr einfach ist. Sie müssen wissen“, fuhr er fort und lehnte sich entspannt in seinem schweren Sessel zurück. „Ihr Vater und ich sind alte Bekannte. Seine Bitte Sie hier aufzunehmen, kam überraschend, denn obwohl ich ihn schon Jahre kenne, wusste ich nicht, dass er eine Tochter hat.“
    Diese Information fand ich alles andere als schmeichelhaft. Mein Vater hatte also niemandem von mir erzählt?! Aus welchem Grund?
    „Dennoch war ich sofort bereit seine Bitte zu unterstützen. Hexen und Hexer gehören an eine Schule wo sie die beste Ausbildung erfahren und ich darf mit Stolz behaupten, dass diese hier eine davon ist. Natürlich wird es auch in nächster Zeit für Sie nicht allzu leicht sein. Immerhin sind Ihre Kräfte noch nicht erwacht. Normalerweise ist dies nur bei unseren Grundschülern der Fall. Dass jemand in Ihrem Alter gar keine Kräfte hat, ist bei uns bislang noch nie vorgekommen“, fügte er grübelnd hinzu. Dieses Mal musterten mich seine Augen mit unverhohlenem Interesse. Ganz so, als starre er ein Versuchskaninchen oder ein besonders seltenes Exemplar an, das es zu untersuchen galt. 
    „Wie dem auch sei“, fuhr er schließlich fort. „Ich bin sicher, dass mit unser aller Hilfe bald auch aus Ihnen eine vollwertige Hexe wird. Ich habe die Lehrerschaft über Sie informiert, sie werden also auf Ihre momentane Situation Rücksicht nehmen. Außerdem werden Ihnen die anderen Schüler bestimmt hilfreich zur Seite stehen. Nun gut“, er sah mich prüfend an. „Ich wollte Ihnen all die Dinge gerne persönlich mitteilen und hoffe Sie fühlen sich hier bald wie zu Hause. Haben Sie noch irgendwelche Fragen an mich?“
    Ich sah ihn erstaunt an. War das etwa schon alles? Mehr hatte er nicht von mir gewollt? Noch immer musterte er mich, dass mir ein kalter Schauer den Rücken hinab rann. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Interessierte dieser Mann sich nur für mich, weil ich die Tochter seines guten Bekannten war? Oder weil ich in meinem Zustand eine echte Rarität darstellte, wie er ja bereits angedeutet hatte? Nein, da war noch mehr und ich hatte schon immer ein besonderes Gespür für so etwas gehabt. Ich konnte dieses Glitzern in seinen Augen sehen…  Und es war mehr als nur Neugier. Dieser Mann verbarg etwas vor mir.
    „Ähm nein“, stammelte ich schließlich, ohne ihn aus den Augen zu lassen „Ich denke ich komme zurecht.“
Er nickte und erhob sich. „Gut, wenn irgendetwas ist, Sie können sich jederzeit an mich oder einen meiner Kollegen wenden. Wir helfen Ihnen so gut wir können.“
    Ich nickte, erhob mich ebenfalls und gab ihm zum Abschied die Hand.
    Er wandte sich bereits seinen Schriftstücken zu, als ich das Zimmer verließ. Wie versprochen, hatte Night auf mich gewartet.
    „Und alles gut gegangen?“
    Wir gingen zusammen los, während ich nach den richtigen Worten suchte. Noch immer wurde ich dieses seltsame Gefühl nicht los.
    „Er wollte mich nur willkommen heißen... Glaube ich.“
Night lächelte wieder „Na, da kannst du dich ja geschmeichelt fühlen. Normalerweise bekommt man den Direktor nur selten zu Gesicht.“
    „Solch eine Kuriosität wie mich muss man eben aus der Nähe gesehen haben. Selbst einem Herrn Seafar kommt so etwas nur selten unter die Augen.“
    Er lachte, was mir selbst ein Lächeln aufs Gesicht zauberte und mich ein wenig aus meinen trüben Gedanken riss.
    „Eine Kuriosität zu sein, ist doch auch nicht schlecht. Wer will schon so sein wie alle anderen?“ Wieder betrachtete er mich mit seinem durchdringenden Blick, der mein Blut zum Rasen brachte.
    Verlegen senkte ich die Augen. Es klingelte und schon strömten unzählige Schüler den Flur entlang. Es dauerte nicht lange, da kam Sky, der blauhaarige Junge angerannt und rammte Night den Ellbogen in die Seite.
    „Hey, wo hast du gesteckt? Sag mir doch Bescheid, wenn du schwänzt. Die Stunde war dermaßen langweilig.“ Erst jetzt schien er mich wahrzunehmen. „Ah, wen haben wir denn da?“
    „Mein Name ist Gabriela.“
    „Soso, Gabriela. Klingt irgendwie ein bisschen seltsam, wenn ich das so sagen darf. Bist du neu hier?“
Ich nickte.
    Sein Gesicht hellte sich auf. „Ah warte! Jetzt fällt es mir ein: Du bist die, die keine Kräfte hat. Die ganze Schule redet schon über dich. Das hier ist zwar ein echt großer Laden, aber gewisse Dinge verbreiten sich dann doch wie ein

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