Verlockung
Würde ich also doch etwas sagen, wäre dies nur eine weitere Bestätigung, dass ich den Anforderungen nicht genüge.“
„Ich kann dich gut verstehen. Ich hatte Herr Gnat selbst mal als Lehrer und weiß, was du meinst. Ich hab bei niemandem so oft nachsitzen müssen wie bei ihm.“ Seine Augen blickten mich voller Verständnis an. Es war unmöglich sich dieser Tiefe seines Blickes zu entziehen; ich fühlte, dass er sich um mich sorgte und Gedanken machte. Schließlich wandte er den Blick von mir ab, sah nachdenklich aus dem Fenster und schwieg für einige Minuten.
„Ok, ich mach´s“, erklärte er und sah mich erneut an.
Überrascht fragte ich nach: „Du machst was?“
„Ich mache bei der Schnitzeljagd mit.“
Meine Augen weiteten sich vor Erstaunen. Plötzlich lief ein Kribbeln meinen Rücken hinab, als ich begriff, dass er dies für mich tun wollte. Eine Schamesröte breitete sich in meinem Gesicht aus, während ich verlegen stammelte: „Du musst das aber nicht für mich tun. Ich hätte ein schlechtes Gewissen, wenn ich wüsste, dass du etwas wegen mir machst, das du eigentlich nicht willst.“
„Keine Sorge, ich habe nicht vor es umsonst zu tun, “ erwiderte er mit einem schelmischen Grinsen und blitzenden Augen. „Ich mache es nur unter der Bedingung, dass du das Date gewinnst.“
Es verschlug mir die Sprache und ich starrte ihn vollkommen perplex an. Alle Gedanken waren wie weggeblasen. Ich sollte das Spiel gewinnen?!
„Na ja, einen gewissen Anreiz sollte das ja auch für mich haben, oder?“
Ich schluckte schwer. Alles an mir zitterte, während ich stotterte: „Aber wie… wie soll ich das denn machen?“
„Du wirst keine Probleme haben den Hinweisen zu folgen, dafür kennst du mich zu gut. Versprich mir nur, dass du dir auch so ein Ticket für mich kaufen wirst, dann nehme ich teil.“
Einer Ohnmacht nahe nickte ich. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Night wollte ein Date mit mir. Oder tat er das alles nur aus Selbstschutz?! Immerhin wusste er, dass ich ihn bei einer Verabredung wohl nicht belästigen würde…
Ich war mir nicht sicher, doch wollte ich die Antwort im Moment gar nicht wissen. Wichtig war nur, dass meine Klasse gewann und noch bedeutender war, dass ich das Date mit Night gewann.
Nervös und mit Magenschmerzen schritt ich durch den Korridor. Endlich war der Spendentag gekommen. Eine hektische Aufregung herrschte in der kompletten Schule, in der bereits fleißig Spenden gesammelt wurden.
Ich streifte mit meinen Freundinnen umher und sah mir mit ihnen die Aktionen der anderen Klassen an. Allerdings hatten wir nicht viel Zeit dafür, denn sowohl Thunders, als auch Shadows Eltern wollten in etwa einer halben Stunde eintreffen. Célestes waren verhindert, ebenso wie meine Mutter, die ohnehin kein gutes Gefühl gehabt hätte, die Schule zu besuchen.
Während Thunder, Shadow und Céleste die Angebote genossen, war mir nur übel. In zwei Stunden würde die Jagd um Night beginnen. Ich konnte noch immer nicht fassen, dass ich versprochen hatte daran teilzunehmen. Ich rechnete mir keine großen Chancen gegen die zahlreiche Konkurrenz aus. Genau das machte mir auch so sehr zu schaffen. Immerhin hatte ich ihm versprochen das Date zu gewinnen. Wenn nun eine andere mit ihm ausgehen würde… Hinzu kam, dass er durch seine Zusage großen Ärger mit seiner Klasse bekommen hatte. Auch sie wollten den ersten Preis gewinnen. Mit seiner Teilnahme bei dieser Jagd wurden aber nun uns die besten Chancen nachgesagt.
Gedankenverloren schritt ich an den verschiedensten Essenständen vorbei. Die vielen verlockenden Gerüche nahm ich kaum wahr. Auch das waren Aktionen einer Klasse, die fleißig kochte, buk und ihre Ware anpries. Thunder kaufte Zuckerwatte, Shadow Popcorn.
„Das ist wie auf einem Jahrmarkt“, freute sich Thunder, während sie ein großes Stück Zuckerwatte abbiss.
„Ich denke nicht, dass sie damit verdammt viel umsetzen werden. Die Ausgaben sind einfach zu hoch“, reflektierte Shadow nüchtern.
„Unsere Klasse und die von Night gelten als Favoriten für den ersten Platz. Sollen wir mal schauen, was die Konkurrenz so macht?“, fragte Thunder und eilte schon davon.
Shadow seufzte: „Aber sabotier sie nicht. Ich kann mir schon verflucht gut vorstellen, dass du so was vorhast.“
„Was du immer denkst“, murmelte sie mit einem Kichern.
Mir war im Moment gar nicht danach bereits jetzt auf Night zu treffen, doch ehe ich mich versah, stand ich mitten in seiner
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