Verlockung
Tears Night vor seinem Spind abpassten und auf ihn zugingen.
„Hallo“, begrüßte Art ihn mit einem Lächeln.
Er blickte die beiden an und erwiderte den Gruß. „Was gibt’s?“, fragte er.
„Ähm….“ begann Tears. „Wir wollten dich etwas fragen.“ Man konnte ihr ansehen, wie unsicher und verlegen sie war.
„Und das wäre?“
„Nun ja… du hast sicher schon von unserem Projekt gehört, das wir am Spendentag machen wollen. Die Schnitzeljagd.“
Er verdrehte die Augen und ächzte: „Nicht schon wieder.“
Etwas gefasster wandte er sich den beiden zu und erklärte: „Hört mal, ich will nicht unhöflich sein, aber so langsam solltet ihr begriffen haben, dass ich bei so einem Schwachsinn nicht mitmache. Sucht euch jemand anderen und erklärt auch dem Rest eurer Klasse, dass egal wie oft ihr mich noch fragen werdet, meine Antwort die gleiche bleiben wird.“
Damit schloss er seinen Spind und eilte davon.
Ich lehnte mich enttäuscht an die Wand. Ich konnte ihn nur allzu gut verstehen. Ich würde an seiner Stelle auch nicht mitmachen wollen und dennoch hätte ich zu gerne gewonnen.
Die nächsten Tage schien er sich immer rarer zu machen. Besonders die Mädchen hatten sich vorgenommen nicht aufzugeben. Sogar aus anderen Klassen gab es nun einige, die ihn um seine Teilnahme baten. Sie wollten nichts lieber, als die Chance auf ein Date mit ihm.
So strömten auch an diesem Tag die Mädchen in der Schule umher, um nach ihm Ausschau zu halten. Die Zeit drängte, denn bereits in drei Tagen sollte der Spendentag stattfinden.
Ich hatte eine Vermutung wo er sich aufhielt, doch traute ich mich nicht zu ihm zu gehen. So rang ich einige Stunden mit mir, doch schließlich machte ich mich auf den Weg und schlich leise die Korridore entlang. Ich wollte ihn einfach nur wiedersehen, seine Stimme hören. Immerhin hatten wir die letzten beiden Nachhilfestunden ausfallen lassen müssen, da ständig irgendwelche Mädchen in den Raum gestürmt waren. Konzentration war damit unmöglich geworden. Wir hatten darum beschlossen, die Nachhilfe zu verschieben, bis der Spendentag vorüber
war.
Mein Herz schlug heftiger, als ich ihn tatsächlich fand. Er saß auf dem Fenstersims und blickte gedankenverloren hinaus in den Garten. Er schien mich bislang nicht bemerkt zu haben. Sollte ich zu ihm gehen? Noch ehe ich zu einer Entscheidung gelangt war, hatten meine Beine mir diese abgenommen. So schritt ich langsam, fast zögerlich auf ihn zu. Mein Puls raste nun so heftig, dass ich mir sicher war, auch er müsse das Rauschen hören. Kurz bevor ich bei ihm angekommen war, wandte er sich zu mir um. Zu meiner Erleichterung breitete sich ein erfreutes Lächeln auf seinem Gesicht aus.
„Störe ich?“, fragte ich mit rotem Gesicht.
„Du störst mich nie, das solltest du inzwischen wissen.“ Er lächelte mich so liebevoll an, dass mich ein leichtes Zittern erfasste.
„Willst du dich zu mir setzen?“
Ich nahm all meinen Mut zusammen und nickte. Er half mir zu sich auf die Fensterbank, so dass ich ihm genau gegenübersaß. Ich konnte ihm nun direkt ins Gesicht blicken und seine strahlenden Augen betrachten.
„Tut mir leid, dass die letzten Nachhilfestunden ausgefallen sind, aber so macht es wirklich keinen Sinn. Ich bin nur froh, dass sie diesen Platz hier noch nicht gefunden haben.“
„Es tut mir leid, dass du wegen dem Projekt meiner Klasse keine Ruhe mehr hast. Übrigens“ ich lächelte verschmitzt „habe ich dagegen gestimmt.“
Er lachte „Das ist nett, schade, dass die anderen sich deiner Meinung nicht angeschlossen haben.“
„Sie sind eben scharf auf die Preise und rechnen sich mit deiner Hilfe die besten Chancen aus. Ich muss ja zugeben, dass ich den Ersten auch gerne gewinnen würde. Drei Monate keinen Gnat.“ Ich konnte förmlich spüren, wie allein beim Gedanken daran eine Last von mir fiel.
„Du kommst wohl noch immer nicht besser mit ihm klar.“
Ich wich seinem prüfendem Blick aus und sagte: „Um ehrlich zu sein hasse ich ihn. Er ist unberechenbar. Da ich meine Kräfte noch nicht beherrschen kann, hat er mich auf dem Kieker. Ich werde nie vergessen, wie er mich gegen dieses Wesen hat antreten lassen… Ich bin jedes Mal froh, wenn ich die Stunde überstanden habe.“ Seufzend fuhr ich fort: „Da ich einigen Lehrern ohnehin ein Dorn im Auge bin, kann ich auch wenig dagegen unternehmen. Immerhin beschwert sich sonst keiner und seine Unterrichtsmethoden werden vom Direktor unterstützt…
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