Verlockung
Klasse. Der Raum war erbarmungslos voll und es gab kaum ein Durchkommen. Ein Mädchen in der Uniform eines Hausmädchens brüllte: „Wer einen Platz möchte, bitte zu mir. Hier könnt ihr eine Nummer ziehen. Es geht streng nach Reihenfolge. Jeder kommt dran. Sobald ein Tisch frei wird, rufe ich die nächste Nummer auf.“
Ich konnte einen Blick in die Mitte des Raumes werfen. Es gab viele Tische mit Stühlen, die alle vollbesetzt waren. Dort saßen nun die Kunden aßen Kuchen, Gebäck oder andere Kleinigkeiten und tranken etwas dazu. Erstaunlich war, dass die Bedienungen allesamt in Kostümen steckten. Sie waren wirklich sehr hübsch und aufwendig gearbeitet, wobei sie auch äußerst figurbetont geschnitten waren. Ein Mädchen mit langen, blonden Haaren war als Katze verkleidet; ein Junge ging als Pilot und ein anderes Mädchen trug eine knappe Kellnerinnen Uniform. Ich hätte mich nie getraut solch ein Kostüm anzuziehen, denn dafür zeigten sie doch eindeutig zu viel Haut.
Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Erschrocken wandte ich mich um und blickte in Nights Gesicht.
„Schön, dass du bei uns mal reinschaust“, begrüßte er mich.
Schwankend zwischen Staunen, Verlegenheit und einem nervösen Kribbeln im Bauch, betrachtete ich ihn. Er trug die Hose eines Soldaten, mit dazu passenden Stiefeln. Als Hemd hatte er ein khakifarbenes Tank top an, das seine Muskeln sehr zur Geltung brachte. Man konnte sein Sixpack darunter nur allzu deutlich wahrnehmen, was es einem schwer machte, nicht ständig auf seinen Körper zu starren und sich in irgendwelche Fantasien zu stürzen. Um den Hals trug er einen sogenannten Dog Tag, ein Anhänger, auf dem eine Nummer zu lesen war. Er sah äußerst attraktiv in dem engen Shirt aus, das auch noch seine Arme komplett frei ließ. Der Drang sich an ihn zu schmiegen und von diesen starken Armen gehalten zu werden, wurde beinahe übermächtig. Hinzu kam der Anblick seiner makellosen nackten Haut, die mich zu weiteren Gedanken verleitete… Um meine Verlegenheit zu überspielen, setzte ich ein Lächeln auf. Ich war wirklich überrascht, denn ich hätte nicht erwartet, dass er bei so etwas mitmachen würde.
„Ja, ich weiß, ich seh bescheuert aus, aber wir machen ein Kostüm Café. Mich hat man dazu verdonnert dieses hier anzuziehen.“
„Zurecht“, erklärte das Mädchen im Hausmädchen Dress. Es stand nun bei uns und erst jetzt erkannte ich, dass es Lily war.
„Du bist schließlich der Grund, dass sie uns hier die Bude einrennen. Außerdem, wenn du schon andere Klassen unterstützt, kannst du uns ruhig ein bisschen mehr helfen und Haut zeigen. Du siehst ja es funktioniert.“ Sie deutete auf die vielen Besucher.
„Als ob die alle wegen mir hier wären“, knurrte er.
„Das sind sie und sie werden schon ungeduldig. Los beweg deinen Knackarsch und bedien Tisch fünf, die warten schon.“ Damit schubste sie ihn in die Menge und Night machte sich auf, eine weitere Bestellung anzunehmen. Er war dabei so freundlich, charmant und unglaublich verführerisch, dass es mir einen Stich versetzte. Auch die begehrlichen Blicke der Mädchen und Frauen waren schwer zu ertragen, da sie zudem unentwegt Fotos von ihm schossen… Ihn selbst schien das wieder mal nicht zu stören. Bemerkte er es überhaupt?
„Ich kann euch leider für eure Schnitzeljagd kein Glück wünschen, aber ich muss gestehen, die Idee ist echt klasse. Ich weiß zwar nicht, wie ihr ihn dazu gebracht habt, aber ich werde auch daran teilnehmen“, erklärte Lily und lächelte verschmitzt.
„Dann unterstützt du aber unsere Klasse, “ wandte Thunder ein.
„Ich weiß, aber ich glaube ohnehin nicht, dass wir gegen euch eine Chance haben. Außerdem“ sie blickte Night sehnsüchtig hinterher, der gerade eine weitere Bestellung von schwer begeisterten Mädchen aufnahm. „man muss Prioritäten setzen. Meine ist momentan nun mal Night.“ Wieder lachte sie, wandte sich dann aber ab und begrüßte die nächsten Gäste. Ich sah ihr verwirrt nach. Lily hatte doch einen Freund?! Oder vielleicht nicht mehr?
„Sieht nicht so aus, als würde man hier in nächster Zeit einen Tisch bekommen“, sagte Thunder, die sehnsüchtig die Torten und Kuchen betrachtete.
„Wir haben sowieso keine Zeit mehr“, erklärte Shadow mit einem Blick auf ihre Uhr. „Unsere Eltern müssten jeden Moment ankommen.“
Damit drängten wir uns zum Ausgang und schlenderten langsam in die Eingangshalle.
Pünktlich auf die Minute
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