Verlockung
die Gedanken viel zu wirr in meinem Kopf umher. Auf dem Weg zur Cafeteria, entgingen mir dadurch die vielen Blicke der anderen zunächst noch.
„Was ist da los?“, fragte Thunder Shadow leise, als ihnen klar wurde, dass man uns von allen Seiten beobachtete.
„Keine Ahnung, aber sie starren offensichtlich Gabriela an.“
Bevor wir weiter darüber reden konnten, traten wir in den Speisesaal. War der Raum gerade noch erfüllt von lauten Stimmen und Lachen gewesen, verstummte nun alles.
Nun fiel es auch mir auf. Die unzähligen Augen, die uns beobachteten... Manche erschrocken, andere neugierig. Viele von denen ich bisher nie beachtet worden war, lächelten freundlich. Was war hier nur los? Sofort schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: Sie wussten es! Sie wussten, wer mein Vater war. Während die Angst eiskalt durch meine Adern jagte, wurde mir jedoch klar, dass das unmöglich sein konnte. Es war doch niemand, außer meinen Freundinnen und dem Direktor bei der Begegnung dabei gewesen. Woher sollten sie es also wissen?! Was war aber dann der Grund, weshalb ich so angestarrt wurde? Etwa wegen dem Kuss mit Duke? Bei der Erinnerung stieg mir die Schamesröte ins Gesicht. Hoffentlich würde ich das irgendwann aus meinem Gedächtnis streichen können. Allein der Gedanke an ihn und seine feuchte Zunge, ließ die Übelkeit zurückkehren. Plötzlich blieb ich wie angewurzelt stehen. Warum war mir das nicht gleich eingefallen?! Duke! Er war ebenfalls dort gewesen! In diesem Moment erkannte ich ihn auch in der Menge. Er sah mich an… und lächelte. Mein Blut jagte vor Wut durch meine Adern; ich bekam keine Luft mehr. Seine kalten Augen schnitten sich in meinen Körper und bestätigten meine Vermutung. Er war es gewesen! Es kostete mich all meine Kraft langsam weiter zu gehen, sich seinem Blick zu entziehen und an einen Tisch zu setzen. Am liebsten wäre ich zu ihm gerannt, um ihm sein dämliches Lächeln aus dem Gesicht zu schlagen.
Mit stoischer Miene wandte ich mich meinem Müsli zu; aß allerdings kaum etwas. Gedankenverloren rührte ich ein ums andere Mal darin herum, während von allen Seiten Gesprächsfetzen zu mir drangen.
„Ventus Carter ist mein allergrößtes Vorbild. Es ist unglaublich, wie er damals diese fünf Jalpis Dämonen vernichtet hat.“
„Könnt ihr euch vorstellen, dass das seine Tochter sein soll?!“
„Ich glaube nicht, dass sie wirklich verwandt sind. Was sollte auch ein Venari von einem Menschen wollen?“
„Habt ihr gehört, dass sie angeblich nicht mal wusste, dass er bei den Radrym ist?“
„Passt zu einer Mischava, die haben doch ohnehin nichts im Kopf.“
Ich versuchte die Gespräche um mich herum zu ignorieren, doch das war alles andere als einfach. Wenige Minuten später standen zwei Mädchen neben mir, die mich schüchtern betrachteten.
„Du bist doch die Tochter von Ventus Carter, oder?“, fragte eine der beiden. „Könntest du uns ein Autogramm von ihm besorgen? Wir bewundern ihn sehr. Das wäre echt nett von dir. Ach ja und sag mal, stimmt es, dass er mal mit bloßen Händen zwei Hariser vernichtet hat?“
Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich hatte keine Ahnung, wie das Leben meines Vaters aussah… Ich hatte weder von diesen Geschichten gehört, noch wusste ich was ein Hariser überhaupt sein sollte… Ich kannte nicht mal die grundlegendsten Dinge über ihn, zum Beispiel wo er wohnte.
„Verschwindet jetzt“, mischte sich Thunder wütend ein. „Seht ihr nicht, dass ihr stört?! Haut ab, los!“
Die beiden schenkten ihr einen bitterbösen Blick, gingen aber.
„Aufdringliche Weiber“, knurrte sie.
Immerhin bekam ich ein leises „Danke“ heraus.
Auch den restlichen Tag über fühlte ich mich wie eine Gejagte. Ständig wurde ich beobachtet, mit den Fingern auf mich gezeigt und über mich gesprochen. Es war anscheinend unglaublich, dass ich, eine Mischava ohne Kräfte, die Tochter des ach so tollen Ventus Carter sein sollte. Ich selbst versuchte die anderen zu ignorieren, was leider nicht allzu leicht war.
Schlimmer als die Mitschüler, verhielten sich aber die Lehrer. Selbst diese tuschelten über mich und im Unterricht schenkten sie mir nun bedeutend mehr Aufmerksamkeit, was mir gar nicht recht war. Stets war ich es, die aufgerufen, abgefragt und getestet wurde. Ganz so, als versuche jeder das heraus zu kitzeln, was doch, durch meinen berühmten Vater, in mir stecken musste. Ich fühlte mich vollkommen erschöpft und so gedemütigt, wie
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