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Verlockung

Verlockung

Titel: Verlockung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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noch nie zuvor in meinem Leben. Ich hoffte den Tag bald hinter mir zu haben, leider stand noch eine Stunde Dämonologie und Accores bevor.
     
    Die gesamte Klasse saß in dem abgedunkelten Klassenzimmer. Herr Gnats unruhige Augen streiften über seine Schüler und blieben schließlich an mir hängen. Eine eisige Gänsehaut überkam mich.
    „Eigentlich hatte ich vor, heute im Stoff weiterzuarbeiten, doch dann sind mir ein paar interessante Dinge zu Ohren gekommen. Sie können sich bestimmt vorstellen, wie überrascht ich war, zu erfahren, dass wir die Tochter eines Venari in unserer Klasse haben. Sie sind bestimmt sehr stolz darauf, oder?“ Er blickte mich an; die Augen aller anderen folgten.
    Ich konnte nur stumm mit den Schultern zucken. Stolz wäre wohl das Letzte gewesen, was mir dazu eingefallen wäre.
    „Sie dürfen heute gegen ein ganz besonderes Exemplar aus meiner Sammlung antreten. Immerhin haben Sie so lange versucht sich zu verstecken. Nun wollen wir doch mal sehen, ob tatsächlich etwas in Ihnen steckt, oder ob die wertvollen Gene Ihres Vaters, durch die Kränklichen der Mutter, an Kraft verloren haben. Sie werden sicher verstehen, dass wenn Sie nicht bald ihre Magie benutzen, Sie hier keinen Platz mehr an unserer Schule haben. Ich persönlich war von Anfang an dagegen, denn Sie sind nun mal eine Mischava und gehören damit nicht hier her.“ Er kicherte und klatschte fröhlich in die Hände.
    Ich zitterte vor Wut. Noch ehe ich etwas sagen konnte, erhob sich Thunder und meinte: „So etwas können Sie nicht sagen, zwar gibt es in Necare nicht viele Mischava, aber Sie sind nicht weniger wert als wir.“
    „So.. meinen Sie“, sagte er verwundert. „Dann lassen Sie doch Fräulein Franken vortreten und den Gegenbeweis antreten, oder trauen Sie ihr das nicht zu und sehen damit ein, dass Sie hier nichts zu suchen hat.“
    Thunder schwieg, biss sich aber vor Wut auf die Lippen.
    „Dann kommen Sie“, zischte er mich an. Zögernd stand ich auf; nährte mich der Mitte des Klassenzimmers und sah zu, wie der Lehrer in einem Nebenzimmer verschwand. Er kam mit einer schwarzen Flasche zurück, die er auf den Tisch stellte. Bevor er sie öffnete, spannte er das schützende Netz über die Klasse und ließ, mit einem hässlichen Lächeln auf den Lippen, das Wesen frei. Langsam wand sich eine leuchtende Gestalt heraus, die in Flammen zu stehen schien; jedenfalls loderte jeder Zentimeter an ihr lichterloh. Die Umrisse erinnerten an die, eines Menschen, doch dort wo die Augen hätten liegen müssen, befanden sich nur leere schwarze Löcher. Ohne zu zögern schoss das Wesen auf mich zu. Mir gelang es gerade noch rechtzeitig wegzuspringen, wobei ich recht hart auf dem Boden knallte. Als ich mich umdrehte, sah ich ein helles Licht auf mich zuschießen; dann zog sich auch schon ein schrecklicher Schmerz über meinen Arm. Er war rot und von Blasen übersät; eine Brandverletzung. Ich kniff schmerzhaft die Augen zusammen, rappelte mich auf, während ich meinen Arm festhielt.
    Das Wesen schien mich aus den schwarzen Löchern seiner Augen anzustarren; dann startete es einen neuen Angriff. Es stürzte sich auf mich; wieder warf ich mich zur Seite. Ich bemerkte noch, wie ich gegen einen harten Gegenstand prallte. Das Lehrerpult. Nun saß ich in der Falle. Vor mir baute sich die Kreatur auf und in meinen Rücken bohrte sich das harte Holz des Tisches. Die Augen des Wesens schienen sich in meine Seele zu fressen. Dieses alles verschlingende Schwarz… diese Leere darin und da glühte etwas in ihnen auf… Plötzlich begann ich zu schreien. Ich brannte! Mein ganzer Körper stand in Flammen! Ich roch meine verglühenden Haare, meine Haut, die zischend verkohlte, das Fleisch das unaufhaltsam briet… Die Schmerzen waren unerträglich. Tränen flossen mir die Wangen hinab, verdampften jedoch zugleich. Alles um mich herum verschwamm. Die Schmerzen spülten meinen Verstand hinfort. Ich fühlte nur noch Qual und roch mein eignes sengendes Fleisch.
    Dann war alles vorbei. Keinerlei Schmerz mehr. Zuerst dachte ich, ich müsse gestorben sein, doch ich blickte in die erstaunten Gesichter meiner Klassenkameraden. Als ich meine Arme und Beine betrachtete, waren auch diese unversehrt.
    Herr Gnat lachte glucksend: „Damit hätten wir diese Frage wohl geklärt. Nur zu Ihrer Information. Dieses Wesen war ein Ferrenzer. Sie bedienen sich gerne der Suggestion. Es spielte Ihnen vor, Sie stünden in Flammen. Man darf auf diesen Trick nicht

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