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Verlockung

Verlockung

Titel: Verlockung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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etwa?
    „Früher oder später hätten sie es sowieso herausgefunden“, sagte der Mann.
    Mich durchfuhr bei seiner Stimme ein eigenartiges Gefühl. Aus den Tiefen meiner Selbst kam sie mir seltsam vertraut vor. Doch das war unmöglich. Krampfhaft versuchte ich mich zu entsinnen, woher ich diesen dunklen Klang kennen konnte. Noch ehe ich zu einem Ergebnis gelangt war, zog er die Kapuze von seinem Kopf.
    „Er ist es wirklich“, wisperte Céleste erstaunt und legte überrascht die Hände vor den Mund. „Ventus Carter.“
    Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Wie war das möglich? Was sollte das? Erst dann wurden mir Célestes Worte bewusst. Sie hatte Ventus gesagt. Einer der Venari der Radrym. Seine dunklen braunen Augen ruhten auf mir, versuchten meine Gedanken zu erforschen, doch ich wusste selbst nicht, was ich denken sollte. Ich war einfach nur fassungslos.
    Langsam und mit starrem Blick sagte ich zitternd ein Wort: „Vater?“
    Die anderen blickten mich entsetzt an. Auch sie schienen zunächst nicht zu wissen, was sie sagen sollten, doch dann stammelte Shadow ungläubig: „Vater?! Soll das heißen…?!“ Ihr Blick wanderte zwischen Ventus und mir hin und her.
    Der Mann nickte. „Ja, Gabriela ist meine Tochter.“
Ich schluckte erneut. Nun wusste ich auch, warum ich an einer Eliteschule aufgenommen worden war. Das alles hatte ich dem Ansehen meines Vaters zu verdanken.
    „Gabriela, es tut mir leid“, begann er. „Ich wollte nicht, dass du es so erfährst.“
    Das stimmte. Er hatte gewollt, dass ich es gar nicht erfuhr. Allmählich fraß sich unbändige Enttäuschung durch mich hindurch. Er hatte sowohl meine Mutter, als auch mich jahrelang belogen. In Morbus hatte er den Namen Alexander Franken getragen; den Nachnamen hatte meine Mutter nach der Hochzeit angenommen. Doch nun erfuhr ich, dass er uns eiskalt betrogen hatte.
    „Warum?“, fuhr ich ihn wütend an „soll deine eigene Tochter nicht wissen, wer du in Wahrheit bist?!“
    „Du weißt, wer ich bin.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein, das weiß ich nicht. Woher auch?! Du bist ein Lügner!“ Ich konnte dieses alleszerfressende Gefühl nicht länger ertragen. Ich hielt es nicht mehr aus! Ich wollte ihn nicht sehen und auch keine weiteren Lügen mehr hören. Ich wandte mich um und rannte davon.

Die Gejagte
    Ich wollte mit niemandem sprechen. Ich eilte auf mein Zimmer und warf mich dort angekommen auf mein Bett. Das Gesicht drückte ich fest in das Kissen, um ungehört meine Wut und Enttäuschung hinaus schreien zu können. Wie hatte er so etwas tun können?!
    Als meine Freundinnen zurück aufs Zimmer kamen, verstanden sie sofort, dass ich alleine sein wollte. Ohne weiter in mich zu dringen, löschten sie das Licht und schliefen bald ein. Leider galt das nicht für mich. Die vielen Bilder des Tages liefen mir unentwegt vor den Augen ab. Dukes Angriff auf Night, seine Erpressung, der nasse widerliche Kuss, das Wiedersehen mit meinem Vater… So lange hatte ich ihn nicht mehr gesehen; in all den Jahren kein Lebenszeichen von ihm erhalten und mich irgendwie damit abgefunden. Nun war er einfach vor mir aufgetaucht, der große Ventus Carter; der Venari der Radrym. Ein Mann, der so viel Ansehen genoss und bewundert wurde, dass ihn jedes Kind in dieser Welt kannte. Nur seine eigene Tochter hatte keine Ahnung gehabt. Ich kam mir vor, wie ein dunkler Punkt aus seiner Vergangenheit, den er zu vergessen versucht hatte. Warum sonst hatte er niemanden von meiner Existenz erzählt und uns einen falschen Namen genannt?! Was waren wir für ihn? Bedeuteten wir ihm überhaupt etwas?
    Ich ahnte die Antwort und genau das schmerzte so enorm. Keiner sollte von seiner Familie erfahren… Eine Menschenfrau und eine Mischava. Ein Wesen, das ausgegrenzt und verstoßen wurde.
    Warum hatte er mich nicht einfach in Morbus gelassen? Ich hätte doch nie von dieser anderen Seite in mir erfahren müssen. Weshalb hatte er dafür gesorgt, dass ich auf diese Schule kam? Er war damit das Risiko eingegangen, dass jeder erfuhr, dass er mein Vater war? Irgendetwas stimmte nicht… Ich bemerkte gar nicht, wie ich über diese schrecklichen Gedanken langsam einschlief.
     
    Am nächsten Morgen war ich vollkommen erschöpft und hatte die Ereignisse des vergangen Tages weder verwunden, noch verarbeiten können. Zum Glück zeigten Céleste, Shadow und Thunder sich sehr rücksichtsvoll und bedrängten mich auch heute nicht. Mir war momentan einfach nicht nach reden zu Mute, dazu wirbelten

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