Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlockung

Verlockung

Titel: Verlockung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
Vom Netzwerk:
hat er mich darum gebeten. Er zahlt zwar den ganz normalen Beitrag wie jeder andere auch, der kein Stipendiat ist, aber üblicherweise nehmen wir keine Mischava auf. Sie sehen also, Sie haben ihm sehr viel zu verdanken.“
    Mehr brauchte ich nicht zu wissen. Meine schlimmsten Befürchtungen hatten sich bestätigt, allerdings hieß dies nicht, dass ich so leicht aufgeben würde. Mit schwelender Wut im Bauch, verließ ich das Zimmer und schwor allen zu beweisen, dass viel mehr in mir steckte.

Moorsleben
    Auch in den nächsten Tagen war ich vor allem mit mir und der Situation in Bezug auf meinen Vater beschäftigt. Noch immer stand ich im Mittelpunkt, allerdings war es beträchtlich weniger geworden. Ich versuchte möglichst Nights Rat zu befolgen, doch es würde wohl viel Zeit verstreichen müssen, bis ich endlich soweit war, ihn auch vollkommen umgesetzt zu haben.
    „Mann, stinkt das hier“, erklärte Thunder und rümpfte die Nase. Wir waren gerade auf dem Weg zu Geschichte, als uns ein seltsamer Geruch entgegen wehte. „Riecht, als wäre hier jemand gestorben und gerade am Verwesen.“ Sie grinste und wandte sich an uns. „Vielleicht hat sich Herr Koslow zu Tode geschwafelt oder ist an der Langweile gestorben, die er verbreitet.“
    „Hör auf so zu reden“, mahnte Céleste sie. „Das ist nicht lustig. Außerdem will ich gar nicht wissen, was das ist.“ Damit hielt sie sich die Hand vors Gesicht, so dass man nur noch ihre angsterfüllten Augen sehen konnte.
    Auch ich roch diesen süßlichen Gestank; was mich allerdings noch mehr zur Unruhe antrieb war, dass die Luft sich verändert hatte. Sie war feucht, kalt und klebrig geworden und haftete, wie eine dünne, nasse Schicht auf der Haut.
    Als wir um die nächste Ecke bogen, begann Nebel über den Boden zu kriechen.
    „Verflucht, was ist hier los?!“, fragte Shadow und in diesem Moment hörten wir Geräusche. Schritte. Sie kamen auf uns zu. Sie klangen schnell und irgendwie panisch. Plötzlich schossen zwei Jungs, hinter der nächsten Biegung hervor. Einer rannte uns beinahe um, der andere eilte weiter, ohne stehenzubleiben.
    „Geht dort bloß nicht lang!“, mahnte er uns. Seine Augen waren vor Panik geweitet, ich hätte ihn beinahe nicht wieder erkannt. Er ging mit uns in den Geschichtskurs bei Herrn Koslow.
    Er blickte sich panisch um, rief uns noch einmal zu: „Macht, dass ihr hier weg kommt. Los!“ und rannte stolpernd weiter, als sei der Teufel persönlich hinter ihm her.
    Wir sahen uns kurz an; dann hastete Thunder los. Wir hätten es besser wissen müssen. Natürlich preschte sie in die Richtung, aus der die Jungen gekommen waren. Wir hetzten ihr nach und riefen hinter ihr her.
    „Verfluchte Scheiße, Thunder! Ich schwöre dir, wenn du nicht auf der Stelle stehen bleibst, kannst du was erleben“, brüllte Shadow.
    „Das ist nicht witzig! Bleib stehen! Du weißt doch gar nicht, was da vorne ist“, rief Céleste.
    „Ich weiß, dass da irgendwas Gefährliches ist, das ist doch wohl Grund genug nachzuschauen. Ich hoffe es ist ein Dämon, dem trete ich sowas von in den Arsch“, rief sie zurück und in ihrer Stimme lag unverhohlene Freude.
    Was tat sie da? War sie vollkommen übergeschnappt?!
    Der Nebel wurde immer dichter und begann uns allmählich zu verschlucken. Ich sah kaum mehr meine Hand vor Augen, geschweige denn die anderen. Dafür nahm der grauenhafte Geruch an Intensität zu. Ich hielt nicht an, rannte immer weiter geradeaus oder was ich dafür hielt. Ich versuchte Anschluss an meine Freundinnen zu bekommen, doch gerade, als ich nach ihnen rufen wollte, brach ich aus dem Nebel hervor.
    Ich wäre beinahe in die anderen gerannt, die angehalten hatten und nun vor mir standen. Ich schluckte schwer, als ich nach vorne blickte. Wo waren wir hier? Es sah nicht so aus, als befänden wir uns noch in der Schule. Unter unseren Füßen wehten die Überreste vom Nebel, darunter war der Boden weich und feucht. Dunkle schwarze Baumreste streckten ihre dürren Äste empor. Moos wuchs an ihren Stämmen und auch der Boden war zum größten Teil damit bedeckt. Über uns befand sich kein Himmel. Es war schwer zu erkennen, aber unter den moosartigen Gewächsen, konnte man stellenweise die Holzvertäfelung der Decke erkennen. Auch an den Wänden schimmerte sie hin und wieder durch. Wir waren tatsächlich noch in der Schule. Neben den dürren Baumgerippen wucherten Farne und feucht nasse Lianen hingen von überall hinab.
    „Plitsch plitsch platsch“, hörte

Weitere Kostenlose Bücher