Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn
Ich verdiente mein Geld als Balljunge und bekam damals 50 Pfennig pro Stunde. Mein erster Tennisschläger, mit dem ich Allgäuer Jugendmeister wurde, war ein alter Maxplay für sechs D-Mark. Mein Vater musste mich oft vom Tennisplatz wegprügeln, weil ich die Hausaufgaben vergessen hatte.
Im Sommer waren das Aeschacher Bad und der Tennisplatz mein Reich. Damals habe ich die Sommer als viel länger und wärmer empfunden. Die Wassertemperatur des Bodensees betrug oft wochenlang 23 bis 25 Grad. Das Aeschacher Bad am Lindauer Seeufer war auch Treffpunkt für meine Freunde und Freundinnen. Obwohl ich nicht der Schönste war, hatte ich doch gute Chancen bei den Mädchen; sicher habe ich auch einige hübsche Lindauerinnen unglücklich gemacht (?). Im Winter war Skifahren angesagt. Ich war im Skiclub und bin an den Wochenenden Skirennen gefahren. Später arbeitete ich als Skilehrer, um mein Studium zu finanzieren.
Das Abitur 1968 war noch einmal eine richtige Quälerei. Ich hatte überall super Noten, aber Latein und Griechisch waren für mich der blanke Horror. Ich weiß noch heute, dass ich beim Abitur in Griechisch den Text durchgelesen und kein Wort verstanden habe. Da dachte ich mir, jetzt ist dein Traum, Medizin zu studieren und zu Professor Pitanguy nach Brasilien zu fahren, ausgeträumt: Du packst den Numerus clausus nicht. Als ich dann in allen Fächern eine Eins schaffte und in Latein eine Drei und Griechisch eine Vier, hat es doch noch zu einem Notendurchschnitt von 1,6 gereicht.
Gleich nach dem Abitur kaufte ich mir von meinem ersparten Geld ein altes VW-Cabrio, für 400 D-Mark von einem Lehrer aus Aalen. Bei meinem Onkel Karl in Babenhausen habe ich dieses Auto zerlegt, den Motor frisiert, Auspuff erneuert und das Cabrio
dunkelgrün umgespritzt. Dann fuhr ich im August 1968 mit meinem Freund Christian Lutz an die Côte d’Azur. In Saint-Tropez haben wir am Tahitistrand gezeltet. Ein herrliches Gefühl: Jetzt gehörte mir die große weite Welt. In der Zwischenzeit hatte mich mein Vater in München zum Studium der Medizin und, als Alternative, für Architektur und Betriebswirtschaft angemeldet. München war damals meine Traumstadt, ich wollte nur dort studieren. Im September erhielt ich in Saint-Tropez ein Telegramm, dass ich einen Studienplatz für Medizin bekommen hätte und sofort nach Hause kommen solle. Mir wurde in der Schellingstraße ein Zimmer im vierten Stock bei einem Herrn Olbrich besorgt – Kohleofen für 60 D-Mark im Monat. So begann mein Studium mit dem Wintersemester im Herbst 1968.
Was die Sterne mir für mein späteres Leben mitgaben
Das Sternzeichen Jungfrau gibt mir Zuverlässigkeit, Genauigkeit und Strebsamkeit. Mein Aszendent ist Löwe, damit habe ich auch eine wirtschaftliche Ader. Weil mein Vater Beamter war, bekam ich kein BAföG. Ich erhielt von ihm monatlich 300 D-Mark zum Studieren. Damals konnte man damit gerade so auskommen; aber ich habe mein Budget mit Taxifahren, als Ski- und Tennislehrer etwas aufgebessert. Nach dem ersten Semester bin ich bei Herrn Olbrich ausgezogen und habe mich in eine Wohngemeinschaft in der Apianstraße 5, die später für ihre Feste berüchtigt war (Kommune 5), eingemietet. Dort wohnten noch drei weitere Freunde. Natürlich hatte auch ich lange Haare, ziemlich wild, heute würde man cool sagen. Ich war gegen das Establishment, habe aber immer Gewalt von links verachtet. Meine Devise war und ist auch heute noch die »soziale Leistungsdemokratie«. Ich muss gut werden, besser als die anderen, dann geht es mir auch gut. Nicht durch Krakeele, Haschisch und andere Drogen. Mein Ausgleich waren Sport, schöne Frauen, schöne Autos. Das Getue um die 68er-Generation war mir zu blöd. Die ewigen Diskussionen, Demonstrationen, Sit-ins haben letztendlich nicht so viel bewegt.
Während meines Studiums habe ich viele interessante Menschen kennengelernt. Mein erstes Steckenpferd und meine ganz große Leidenschaft war mein zukünftiger Beruf. Ich habe mich sofort zur Anatomie und Chirurgie hingezogen gefühlt. Das wirkte sich entsprechend auf meine Leistungen aus: Alle meine Zertifikate trugen hervorragende Noten, und ich war schon während meiner Studentenzeit Anatomieassistent und habe andere Studenten ausgebildet. Anatomie ist gleich Chirurgie. Wer die Anatomie kennt und handwerklich begabt ist, kann gut operieren. Ich fürchte jedoch, dass aufgrund des immer strengeren Numerus clausus gute Chirurgen immer seltener werden. Denn die Zulassungsbeschränkungen an
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