Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn
gemacht: Pitanguy glaubt, dass ich die Nummer eins in der Ästhetischen Chirurgie in Europa geworden bin. Das sagt er – nicht ich.
Nach dem Physikum habe ich mich durch die diversen klinischen Fächer gekämpft. Ich fand die damalige Studienordnung besser als heute, denn die Ausbildung war auf Praxis ausgerichtet, die Prüfungen wurden mündlich abgehalten. Heute ist mit den Multiple-Choice-Verfahren alles theoretisiert, wie in der Schule. Die Ärzte werden dadurch nicht besser – im Gegenteil. Ich sehe das bei meinen jungen Assistenten, die einfach viel zu theoretisch ausgebildet worden sind und manchmal Angst vor der Medizin haben. Sie werden leider nicht mehr so in die Praxis eingeführt wie wir damals.
Wir waren die vier Musketiere: Eckhard Göbel, Bernd Hacker, Helmut Lacher und Werner Mang. Eine verschworene Gemeinschaft. Wir haben zusammen das Staatsexamen gemacht, und zwar alle mit der Note eins. Nach jeder Prüfung, ob in Augenheilkunde, Gynäkologie, Innere Medizin oder Chirurgie, haben wir ausschweifend in der Münchner Diskothek »Tilbory« gefeiert. Unser Stammlokal war das »Mariandl« in der Beethovenstraße Dort trafen wir uns mittags und machten Pläne fürs Wochenende. Die verbrachten wir mit unserer Clique entweder am Starnberger See oder am Bodensee. Ich habe mich immer zum Bodensee hingezogen gefühlt, weil dort auch viele Freunde wohnten, die Boote besaßen. Und natürlich
vergaß ich in dieser Zeit meine sportlichen Aktivitäten nicht. Ich spielte im Tennisclub Luitpoldpark München, beim TC Feldafing und beim TC Lindau (1972 Stadtmeister).
Das Examen legte ich 1974 in München ab. Die Promotion hatte ich bereits nach dem Physikum rechts der Isar begonnen, im Klinikum der Technischen Universität München Das Thema: Suprakondiläre Humorusfrakturen (Oberarmbrüche). Gleich nach dem Staatsexamen und der Approbation erhielt ich meinen Doktortitel. Im Oktober 1974 fing ich als chirurgischer Assistenzarzt am Kreiskrankenhaus Lindau an. Wir waren nur drei Assistenzärzte, die sich den gesamten Dienst teilten. Ich hatte also zehn bis fünfzehn Nachtdienste im Monat, wobei wir am Freitagmorgen den Dienst begannen und am darauf folgenden Montagabend nach Hause gingen. Heute ist so was unvorstellbar. Wir haben dadurch gelernt, und wir hatten Freude am Beruf. Heute muss ein Chirurg als Assistent nach acht Stunden Pause machen. Kein Wunder, dass er die Anzahl seiner Operationen nicht zusammenbekommt. Ich habe in einem Jahr wahrscheinlich mehr operiert als heute ein chirurgischer Assistent in vier oder fünf Jahren. In meiner Lindauer Zeit von 1974 bis 1975 habe ich einen Großteil der Bauchchirurgie gelernt, mit Blinddarm-, Gallenblasen- und Leistenbruch-Operationen, Darmresektionen etc., des Weiteren die gesamte Traumatologie, das Eingipsen von Frakturen. Ich habe Osteosynthesen (operative Versorgung von Knochenbrüchen) gemacht und Menisken operiert. Es war eine traumhafte Zeit. Ich habe wie ein Wahnsinniger gearbeitet, aber auch viel gefeiert.
Eine Blinddarm-OP hat mir die große Liebe beschert
Auch was Frauen betrifft, war ich kein Kind von Traurigkeit. Ich wollte mich eigentlich nie fest binden und hatte mehrere Freundinnen. Im August 1975 hatte ich ein privates Schlüsselerlebnis. Meine Clique war im Schwimmbad von Bad Schachen versammelt. Latschi, Chico, Bodo, Mausi, Heike, Butzi und wie sie alle hießen. Diese Leute waren teilweise älter als ich, aber wir waren schon eine tolle Gemeinschaft. Wir spielten Tennis, fuhren Wasserski, im Winter Ski.
Diese Freundschaften hielten alle bis heute. Eines Tages sah ich in Bad Schachen ein wunderschönes Mädchen, und der Blitz hatte eingeschlagen. Zu Mausi sagte ich, dass ich mit diesem Mädchen bald zusammen sein würde. Mausi antwortete, dass diese junge Dame sehr behütet sei und ich bei ihr keine Chance hätte. Wir wetteten um eine Magnumflasche Champagner, dass ich es innerhalb von zwei Wochen schaffen würde. Ich habe dann das Mädchen, sie hieß Sybille, angesprochen. Sie war 17 Jahre alt. Ich erinnere mich noch genau, dass sie einen knappen Bikini trug und braun gebrannt war. Sie trug Schuhe mit hohen Absätzen und eine große Sonnenbrille. Mir fiel nichts Besseres ein, als sie zu fragen, ob sie mit mir zu einem Holzbalken im See hinausschwimmen wolle. Sie sagte mir, dass sie gerade von einem Auslandsaufenthalt komme und immer wieder Schmerzen in der rechten Bauchhälfte habe. Da läuteten bei mir die Alarmglocken, und ich dachte, es wäre
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