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Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn

Titel: Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Mang
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Kokain, morgen sitzen wir in Stadelheim (U-Haft), Hauptsache, wir sind in.«
    Ja, ich weiß, zum Totlachen ist das sicher nicht, doch, verglichen mit der Society von heute, ist es wenigstens auch nicht zum Weinen. Die Schickeria von damals hatte zumindest noch den Unterhaltungswert einer Vorabendserie im Bayerischen Fernsehen; sogar gestandene Schriftsteller und Liedertexter beschäftigten sich mit ihr, heute würden sie daran verzweifeln – oder noch schlimmer: einschlafen. Die Schickeria heute könnte man getrost ins Kinderspielgehege von Ikea setzen, die würden sich genauso mit sich selbst beschäftigen wie etwa bei der Neueröffnung einer Telefonzelle. Hauptsache, alles ist umsonst.

Die Anspruchshaltung ist enorm: Sie wollen alles umsonst haben
    Warum erwähne und beschreibe ich das überhaupt? Ganz einfach, die sogenannte Society, also die heutige Schickeria, verkörpert wie keine andere Gruppe die Symptome des schleichenden Niedergangs unserer Gesellschaft. Ich gebe zu, dass ich mich über diese Semi-Prominenz ärgere. Das liegt nicht nur an den meist peinlichen Auftritten, sondern auch an meinen persönlichen Erfahrungen mit diesen Menschen, von denen etliche bei mir Patienten waren und
denen ich die Nasen, Lippen, Gesichter und Brüste gerichtet habe. Nicht nur ich klage über deren Arroganz und Zahlungsmoral. Sie haben eine unglaubliche Anspruchshaltung und denken doch tatsächlich, dass sie alles geschenkt bekommen: Kleider, Autos, Reisen, Essen, Urlaub und das Design von Mang. Dann behaupten sie noch dreist, dass alles seien Geschenke der Natur, die sie über Nacht beglückt habe, und dementieren, dass sie überhaupt bei mir waren. Okay, das ist mein persönliches Schicksal.
    Leider erleben wir gerade in diesem Gesellschaftsbereich eine besondere Mutation des Schönheitswahns, und das geht nun wiederum alle etwas an. Menschen ohne irgendwelche Leistungsnachweise prägen mittlerweile das Bild der einschlägigen Society, etwa sogenannte It-Girls wie Paris Hilton, Victoria Beckham oder Katie Price, die zum Teil aufgespritzt und vollgepumpt, mit ständig wechselnder Lippen- und Oberweite die bunten Blätter füllen, ohne dass sie irgendetwas zu verkünden hätten. Und tatsächlich finden solche nichtigen Figuren, die nicht mal besonders hübsch oder aufregend anzuschauen sind, bei den jungen Mädchen zahlreiche Nachahmer. Die wiederum möchten optisch mit wenig Aufwand eine größtmögliche Wirkung in der Luder-Liga erzielen. Peinlichkeitsgrenzen spielen keine Rolle. Auffallen ist alles, egal, wie.
    Bei uns in Deutschland fällt mir dazu eine junge, recht hübsche Dame ein: Giulia Siegel, die recht bekannte Tochter des sehr bekannten und honorablen Komponisten und Musikproduzenten Ralph Siegel. Frau Siegel, deren Brüste in den letzten Jahren eine wundersame Vergrößerung erfahren haben müssen, denn es ist ja alles Natur, wie sie sagt, hatte mal ein kurzes Techtelmechtel mit dem international bekannten Tennisspieler Tommy Haas. Vor Jahren gab es eine unappetitliche Geschichte, bei der sie ihren damaligen, ziemlich unbekannten Ehemann der körperlichen Gewalt bezichtigte, was der abstritt, um an sie den gleichen Vorwurf zu richten.
    Frau Siegel legt bei irgendwelchen Events Musik auf und arbeitet sich Model und Moderatorin – wobei ich mich schon wunderte, wie viele Moderatorinnen es mittlerweile gibt. Es scheint der häufigste Frauenberuf in Deutschland zu sein; denn fast jede junge Dame, die durch berühmte Tanztempel wie das P1 tobt, gibt als berufliche
Haupttätigkeit Model oder Moderatorin an. Das Wissensportal Wikipedia bezeichnet eine Moderatorin als »eine Person, die ein Gespräch lenkt oder lenkend in eine Kommunikation eingreift«. Und Model ist laut Wikipedia ein Beruf, dessen »Hauptaufgabe die direkte oder undirekte Präsentation des Körpers zum Zwecke der Werbung und Verkaufssteigerung ist«.

Sind die neuen Promis nur noch Luder und Witzfiguren?
    Wer Giulia Siegel bei ihrem Aufenthalt im australischen Busch erleben durfte, konnte sich im TV von ihrer professionellen Wortkraft überzeugen. »Es ist eine geile Zeit gewesen, ein schönes Spiel, aber Gesundheit steht an erster Stelle«, sagte sie. Noch überzeugender war ihr Auftritt als Model im »Playboy«, wo sie sehr gekonnt und sehr direkt ihren Körper präsentierte, was mich wiederum an den schönen Satz von Ernst Bloch erinnert: »Eitelkeit ist das letzte Kleid, das der Mensch auszieht.« Ich hoffe doch sehr, dass Giulia damit die

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