Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn
Kosmetiklinie vermarktet. Von der Fachhochschule Neu-Ulm wurde sie zur »Ehrenbetriebswirtin« gekürt. Das war ein Gag in eigener Sache: Deutschlands schrillste Werbefigur sollte der mausgrauen Institution in Neu-Ulm mehr Frische und Farbe verleihen.
Selbst die zweite Ehe mit dem eher blässlichen Franjo Pooth konnte ihrer Popularität nichts anhaben, obwohl der Herr Gemahl mit seiner Millionenpleite 2008 für einen negativen Höhepunkt in der Berichterstattung über Verona sorgte. Da ist der Exgatte Bohlen ein ganz anderes Kaliber. Man kann gegen diesen Herrn, der mich manchmal an einen lärmenden Präsidenten des Deutschen Sonnenbankverbandes erinnert, sagen, was man will: Intelligent und clever ist er. Bohlen hat es geschafft, ein dreistelliges Millionenvermögen
zusammen zu tragen, und er – nur er – ist die wahre Attraktion und der Quotenbringer bei »Deutschland sucht den Superstar«.
Dieter Bohlen wird wissen, was echt ist an Veronas erotischer Ausstrahlung und was nicht. An ihrer Nase habe man was gemacht, so viel gibt sie zu. Und am Busen? Natürlich alles Natur, versichert sie. Ein bisschen wundert mich das schon, denn bislang durften alle Lebensabschnittsgefährtinnen von Dieter Bohlen das Wunder der Brustumfangvermehrung erleben.
Verona Pooth ist eine ehrgeizige, geschäftstüchtige Frau. Sie setzt ihren hohen Bekanntheitsgrad für Charity-Zwecke ein, was auch auf Großherzigkeit schließen lässt. Aber ist sie deswegen ein Star im klassischen Sinn? Sie kann sich in Szene setzen, hat komödiantisches Talent, ihre Auftritte sind routiniert witzig und professionell. Doch bei ihrem Glamour-Faktor fällt mir nicht viel mehr als ein »Blubb« ein. Das macht sie wett mit ihrer unumstößlichen Selbstsicherheit, die sie auf allen Events präsentiert. Auf den roten Teppichen zeigt sie eine Präsenz, als wäre sie eine Nicole Kidman.
Mit Verona Pooth hat unsere Schicki-Micki-Society genau den Star, den sie verdient.
7. Schönheit – die großen Verführer. Hände weg von Teenie-Operationen!
»In den USA ist es üblich geworden, dass sich Jugendliche nach ihrem jeweiligen Vorbild operieren lassen.« Werner Mang
Natürlich ist Jugend eine wunderbare Sache, sagte der irische Dramatiker und Literaturnobelpreisträger George Bernard Shaw (1856-1950). Es sei nur ein Jammer, dass sie ausgerechnet an Kinder verschwendet werde. In diesem Bonmot liegen bei allem Wortwitz viel Ernst und Wahrheit. Jugendliche wissen ihre Jugend kaum zu schätzen, erst als Erwachsene sehnen sie sich nach ihr zurück. Erst dann wird sie zum verklärten Höhepunkt alles Körperlichen. Diese Jugendlichkeit streben sie – oft mit allen Mitteln – wieder an, um sie für die nächsten Jahrzehnte zu konservieren, so gut es eben geht. Doch wirklich junge Menschen, sagen wir, jene unter zwanzig, sind mit sich und ihrem Körper meist unzufrieden und wollen in der Regel aussehen wie (erwachsene) Stars. Wie junge, jugendlich gebliebene oder auf jung getrimmte Erwachsene. Oder wie fiktive, zeitlose Stars: die Barbie-Puppe. Es ist eine Verführung durch Vorbilder; die Vokabel »Vorbild« muss dabei wörtlich genommen werden.
Ich erlebe es immer wieder: Zu mir kommen Jugendliche und wollen aussehen wie Britney Spears (vor ihrem großen Absturz) oder wie Pamela Anderson. Es ist schon erstaunlich, wie schnell junge Mädchen heute bereit sind, sich operieren zu lassen. Dass dabei bereits Operierte als Vorbilder dienen, ist symptomatisch. An ihnen sehen die jungen Menschen, was machbar ist, und wollen das auch haben. Dass sie dabei bereitwillig auf ihre Individualität, teilweise auf ihren Charakter und die eigene Erscheinung zugunsten eines uniformen Schönheitswahns verzichten, ist für mich Indiz
eines extremen Werteverlusts, Ausdruck einer Kulturkrise, in der offenbar nur noch Äußerlichkeiten zählen.
Nehmen wir ein Beispiel aus Deutschland. Die Düsseldorferin Chiara Ohoven, geboren 1985, Tochter der bekannten Unesco-Sonderbotschafterin und Charity-Dame Ute Ohoven und des Investmentbankers Mario Ohoven. Chiara ist ein bildhübsches Mädchen aus einer berühmten Familie; sie ist behütet aufgewachsen, wenn man darunter auch den frühzeitigen Umgang mit der Öffentlichkeit und den Medien versteht. Sie steht praktisch von Kindesbeinen an im bunt schillernden doch nicht immer warmen Licht des People-Journalismus. Bei »Bild« und RTL war Chiara Stammkundin; aber so richtig ging der Hype erst los, als eine krasse optische Veränderung
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