Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn
schon mal »Nasen-Mang« nennt. Etwa in der Berichterstattung über das sechzigjährige Jubiläum des berühmten Münchner Nachtclubs und Tanztempels »P1«, auch »Oanser« oder »Stüberl« genannt, als die bekanntesten P1-Begriffe in Form eines ABC vorgestellt wurden: »Nasen-Mang. Formvollendeter Spitzname für den Schönheitschirurgen Werner Mang (Bodenseeklinik!). Viele der jungen Frauen im Stüberl sehen nicht nur nasenmäßig aus, als hätten sie bereits Bekanntschaft mit Werner Mangs operativen Künsten gemacht.« Solche harmlosen Frozzeleien nehme ich gelassen und eher belustigt hin.
Da ich keine Anzeigen schalte, bin ich also als Netzwerker unterwegs, nach dem Motto: Klappern gehört zum Handwerk. Es macht mir Spaß und ist Teil meines Entspannungsprogramms am Wochenende. Auf diese Weise habe ich im Laufe der Jahre zahlreiche Bekannte und Persönlichkeiten getroffen und kennengelernt wie: Frank Elstner, Nina Ruge, Franz Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge, Erol Sander, Ralf Möller, Willi Weber, Katja Flint, Hansi Hinterseer, Michael Jackson (†), Liza Minelli, Naomi Campell, Uschi Glas, Boris Becker, Christine Kaufmann, Gerhard Schröder, Günter Netzer, Klaus Meine, Guido Westerwelle, Ion Tiriac, die Brüder Wladimir und Vitali Klitschko, Fritz Wepper, Udo Lindenberg, Uwe Ochsenknecht und viele andere.
Viele sind der Meinung: Die Society war schon mal besser und individueller, aber auf jeden Fall lustiger und einfallsreicher.
Früher tobten Jack Nicholson und Mick Jagger durch die Nacht
Der Schriftsteller Oliver Hassencamp schrieb vor vielen Jahren über die Society, dass sie eine Ansammlung von Kopien sei, die von den Originalen gemieden werde. Er lebte bis zu seinem Unfalltod 1988 in München, und in den Jahren davor glänzte die Society der Stadt, die gleichzeitig auch als die Society von Deutschland galt, mit illustren Namen, um nur einige zu nennen: Uschi Glas, Gunter Sachs, Soraya, Iris Berben, Gloria von Thurn und Taxis, Franz Josef Strauß, Roman Polanski, Jutta Speidel, Franz Xaver Kroetz, Freddy Mercury, Barbara Valentin, Vera Gräfin Lehndorff, genannt Veruschka, Werner Herzog, Katja Flint, Bernd Eichinger, Margot Werner, Mick und Muck Flick, Heiner Lauterbach, bisweilen auch Mick und Bianca Jagger und Jack Nicholson, jede Menge FC Bayern-Kicker und allen voran natürlich der unvergessliche Rudolph Moshammer, der sich selbst und jedes Event, das er mit seinem Besuch adelte, zum Kunstwerk stilisierte.
Das Partygeschehen beschrieb damals Michael Graeter, der beste, teuerste und witzigste Society-Kolumnist aller Zeiten. Der Schriftsteller Gregor von Rezzori hatte das Urheberrecht auf den Begriff »Schickeria« erhoben. Es setzt sich zusammen aus dem Wort »schick« und dem jiddischen Begriff »schickern«, was so viel heißt wie »sich besaufen.« Also bedeutet Schickeria, sich chic zu besaufen. Seinerzeit lebte noch der Nachtclubbesitzer James Graser; er war der ultimative Münchner Playboy und Platzhirsch Nr. 1, der, so die »Süddeutsche Zeitung«, die »Grundbestandteile der Schickeria kongenial verkörperte: wilde Partys, flotte Autos, schneller Sex und saubere Räusche«. Der »Tschäms« soll regelmäßig ins Hotel »Bayerischer Hof« gegangen sein und den Empfang nur knapp gefragt haben: »San Hasen da?« Im Falle einer positiven Antwort habe er seinen Bauch eingezogen und sei dann im Bademantel in sein Revier am Swimmingpool stolziert. Dort begrüßte er die »Hasen«, in der Regel gut gebaute Blondinen, schon mal mit den Worten: »Kinder, das Rohr ist da.«
Die Münchner Schickeria pflegte ihr Lokalkolorit mit so großer
Hingabe und Selbstverständlichkeit, dass es beinahe schon weltläufig war, nach dem Motto: Mir san mir! Wer als Neuling in die Schickeria wollte, musste schön und wichtig sein, oder umgekehrt, obwohl Geld nicht alles war. »Sie will, sie darf nicht unter sich bleiben, sondern muss die Gesellschaft anderer suchen«, schrieb Gregor von Rezzori 1982, »nämlich die von noch Höheren, Reicheren, Mächtigeren. Der Schickeria wohnt ein unstillbarer Expansionsdrang inne.« Wenn die Karawane der Schickeria durch die Inlokale der Stadt zog, mussten die anderen an der frischen Luft bleiben. Das hat 1982 die »Spider Murphy Gang« zu dem Hit »Schickeria« inspiriert. Textprobe: »Ja, gestern hamma ghascht, heutstag’ schnupf’ ma Kokain, und morgen sitz’ ma in Stadelheim, aber Hauptsach’, mia san in!« Auf Hochdeutsch: Gestern haben wir gehascht, heute schnupfen wir
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