Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn
Schönheitschirurgie auf Krankenkasse! Das setzt zuerst eine grundlegende Reform unseres Gesundheitssystems voraus, doch dann dürfte dem nichts im Weg stehen. Es gibt genügend medizinischpsychologische Indikationen, die diesen Gedanken rechtfertigen. Nehmen wir Höckerlangnasen, ein fliehendes Kinn, die Reiterhose (starkes Gesäß, dünne Oberschenkel), ungleiche Brüste, abstehende Ohren, Haarausfall oder krankhafte Fettleibigkeit. Wenn diese Makel durch einen ästhetisch-chirurgischen Eingriff beseitigt werden, verfügen die Patienten nach dem Abheilen der Wunden über eine bessere Lebensqualität. Das Wohlbefinden dieser Menschen ist auch volkswirtschaftlich von Nutzen. Sie haben ein deutlich gestiegenes Selbstbewusstsein.
Diese psychische Gesundung macht sie leistungsfähiger in Beruf, Familie und Sport – und damit physisch gesünder. Sie werden seltener krank, und die Volkswirtschaft profitiert à la longue davon, wenn die Krankenkassen die Eingriffe bezahlen, die dieses Wohlbefinden auslösen. Umgekehrt rufen psychische Beschwerden aufgrund von körperlichen Defiziten Gefühle der Schwäche und Müdigkeit, Unausgeglichenheit, Nervosität. Pessimismus, Energielosigkeit, Einschlaf- und Durchschlafstörungen, Niedergeschlagenheit und schließlich Depressionen hervor. Die Gefahr einer ernsthaften Erkrankung ist groß. Es liegt also im Interesse der Allgemeinheit, wenn diesen speziellen Patienten auch vonseiten der Krankenkassen geholfen wird.
Grundsätzlich ist es derzeit noch so, dass die Krankenkassen Schönheitsoperationen als kosmetische Eingriffe ohne medizinische Notwendigkeit definieren. Doch in bestimmten Fällen folgen sie bereits theoretisch meinem Vorschlag. Wenn also die Operation der individuellen Gesundung dient, zahlt die Kasse. Allerdings muss in so einem Fall hundertprozentig feststehen, dass es sich um eine Schönheitsoperation mit medizinischer Notwendigkeit handelt. Das ist in aller Regel bei Entstellungen und Rekonstruktionen nach Unfällen gegeben. Bei Nasenkorrekturen, Vergrößerungen und Verkleinerungen der Brüste wird negativ entschieden. Über die medizinische Notwendigkeit dieser Eingriffe kann aber nicht vom Hausarzt oder Schönheitschirurgen befunden werden. Der Patient wird vom medizinischen Dienst der jeweiligen Kasse untersucht. Dann wird ein Gutachten erstellt und geprüft, ob wirklich eine medizinische Notwendigkeit vorliegt. In den meisten Fällen lehnt die Krankenkasse nach der Untersuchung durch ihren medizinischen Dienst die Übernahme der Kosten des Eingriffs ab.
Wann überhaupt zahlt dann die Krankenkasse?
Hier einige Richtlinien (ohne Gewähr):
Wiederherstellungen nach Unfällen und nach Verbrennungen werden immer bezahlt.
Ohrkorrektur von Kindern und Jugendlichen (abstehende Ohren) bis zum 14. Lebensjahr.
Brustvergrößerung : bei einer angeborenen Missbildung des Busens oder bei deutlich ungleichen Brüsten nach der Entfernung eines Tumors.
Brustverkleinerung : Wenn durch das Gewicht eines großen Busen erhebliche Rückenprobleme auftreten und mehr als 400 Gramm Brustgewebe entfernt werden müssen.
Lidkorrektur : Wenn hängende Augenlider (Schlupflider) die Augen verdecken und so die Sicht stark behindern.
Nasenkorrektur : Wenn eine Schiefstellung der Nase durch einen
Tumor oder einen Unfall vorliegt oder wenn bei einem Schiefstand der Nasenscheidenwand das Atmen schwerfällt.
Bauchstraffung : Wenn es, etwa nach einer extremen Gewichtsabnahme oder nach einer Schwangerschaft, zu Entzündungen durch Ekzembildung in den Hautfalten kommt.
Doch in den meisten Fällen ist der Weg zu einer Kostenübernahme oder -beteiligung durch die Krankenkasse ein sehr dorniger und obendrein aussichtslos. Dies könnte eine generelle Regelung ändern und deutlich verbessern. Dafür müsste Grundsätzliches im deutschen Gesundheitswesen verändert werden, denn die Reform, die hauptsächlich von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) angeschoben und im Koalitionsvertrag vom 11. November 2005 von CDU, CSU und SPD festgelegt wurde, ist Flickwerk und geht nicht an die Wurzeln.
Die deutsche Gesundheitsreform ist ein sehr kranker Patient
Es ist, als würde man ein rostiges Auto lackieren, aber die Korrosionsursachen nicht beseitigen. Und die sind unübersehbar. An allen Fronten herrscht Chaos: Das Verhältnis zwischen Ärzten und der Politik ist zerstört, das zwischen Ärzten und Patienten und Ärzten und den Krankenkassen ebenfalls. Der Arzt ist der Prügelknabe
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