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Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn

Titel: Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Mang
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solle sich keine Gedanken um die Kosten machen. Die würden – wie bei dem Ramstein-Opfer Marc-David Jung – von der Professor-Mang-Stiftung übernommen. Schließlich besprachen wir die Vorgehensweise.
    Ich sagte Aylin, dass ich mich schon bei der Voruntersuchung entschieden hätte, nicht einfach nur die Narben zu behandeln und zu glätten. Vielmehr wollten wir die große Lösung anstreben und das Gesicht der Patientin neu modellieren, und zwar so, dass sie sich wieder in der Öffentlichkeit bewegen könnte, ohne immer nur angestarrt zu werden. Ich sagte ihr auch, dass dies kein leichter Weg sein würde. Sie war einverstanden; ich glaube, dass ihr diese klare Aussprache auch seelisch gut getan hat.
    Die Operation dauerte sechs Stunden. Als Aylin aufwachte, wollte sie sich im Spiegel sehen. Trotz aller Verbände und Pflaster. Als sie auf ihr Spiegelbild guckte, sah ich, wie ihre Augen aufleuchteten. Sie war ein paar Mal bei uns, und ich habe selten eine so tapfere Patientin erlebt. Sie hatte Vertrauen gefasst, und heute sagt sie mir bei jedem Besuch, wie gern sie kommt, weil sie weiß, dass sie sich bei uns in guten Händen befindet. Ihr Gesicht sieht von Mal zu Mal besser aus. Ich glaube, sie hat wieder Mut und einigermaßen Zuversicht für die Zukunft gefunden. Im Herbst 2009 wird sie eine neue berufliche Ausbildung beginnen, und bis dahin möchte ich ihr ein Gesicht geben, das ihr die Würde zurückgibt.

Sabine B.: Wie aus einem traurigen Pummel eine attraktive Frau wurde
    Sie ist eine hübsche Frau. Halblange blonde Haare, lustige Augen, eine prima Figur, eine sympathische Stimme, die sowohl fröhlich als auch nachdenklich klingen kann – Sabine B., Jahrgang 1971, aus einer niedersächsischen Gemeinde südlich von Hannover, ist das, was man flirty nennen könnte. Vielleicht sollte ich besser sagen: Das ist die neue Sabine. Die alte war ein anderer Mensch, mutlos, schüchtern, menschenscheu. Das Traurigsein kannte sie von Kindesbeinen an: »Schon damals dachte ich, mein Gott, wie bist du hässlich!« Diesen Kummer fraß Sabine jahrzehntelang in sich hinein. Kindheit, Jugend, das Erwachsenwerden – das alles hatte so gar nichts von der Unbekümmertheit junger Menschen, die das Leben noch vor sich haben, wie man so sagt.
    Sie fühlte sich ausgegrenzt durch ihren Körper. Dieses Negativbild, woher auch immer es rührte, mündete in einen fatalen Teufelskreis:. Je mieser sie sich fühlte, desto mehr aß sie. Das heißt: Sie stopfte das Essen in sich rein. Als sie vierunddreißig war, wog sie 120 Kilo. Sie traute sich kaum mehr raus, wohnte bis weit über dreißig bei den Eltern. »Ich konnte zu anderen Menschen keine Nähe zulassen aufgrund meiner körperlichen Defizite.« Nur in ihrer Arbeit blühte sie auf und brachte es bis zur Abteilungsleiterin
    Dann die Zäsur: Innerhalb von zwei Jahren nahm sie durch Sport und Ernährungsumstellung über 45 Kilo ab. Doch noch immer fand sie sich hässlich. Ihr Bauch war nun wabbelig durch die überschüssige Haut. Ihrer besten Freundin vertraute sie sich an, auch mit ihrem Wunsch nach einem Freund. »Aber so wird das nichts«, sagte sie. »Es wäre für mich ein Albtraum, wenn ich mich vor einem Mann entkleiden müsste.« Sabine war verzweifelt, bis ihr ein Arzt sagte: Dir kann geholfen werden. Auch die Freundin riet ihr zu. So kam sie 2007 zu mir in die Sprechstunde. Und ich erlebte eine sehr intelligente junge Frau, die unverhohlen ihre körperlichen Schwachstellen ansprach: die in der Tat sehr unvorteilhafte Bauchregion und einen Hängebusen, der zudem asymmetrisch war. Wir besprachen zwei Operationen – für Sabine der Aufbruch in ein neues Leben. Bei der ersten sollte der
Bauch gestrafft werden, bei der zweiten einige Wochen später ihre Oberarme und Brüste, die rechts mit 225 Gramm Silikon und links mit 350 Gramm ausgeglichen wurden. Es war schwierig genug, aber es hat alles gut geklappt, obwohl ich nicht sagen kann, dass Sabine jetzt den perfekten Körper hat.
    Ich kenne leider die oft übertriebenen Erwartungen von Patienten nach der Operation nur allzu gut, doch bei Sabine war ich fast gerührt, wie dankbar sie war. Sie fiel mir und meinem Kollegen um den Hals und hatte Tränen in den Augen. Ihr Bauch ist jetzt schön glatt, ihr Busen voll und rund. Sie selbst sagt: »Ich habe kein Wunder erwartet, doch so, wie ich mich in alter Erinnerung habe, war es schon ein Wunder, als ich mich zum ersten Mal nackt gesehen habe. Ich habe zwar keinen Body wie Bo Derek, aber

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