Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn
ich mag meinen Körper, so wie er jetzt ist.«
Sabine ist ein anderer Mensch geworden. »Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe.« Sie hat jetzt eine eigene Wohnung, geht aus, hat keine Scheu mehr von Männern, ist souverän in Ton und Umgang. Eine attraktive Frau, die sich wohlfühlt und dem Leben endlich seine besten Seiten abgewinnt. Und wenn sie alte Fotos von sich sieht, sagt sie sich im Stillen: Ja, ich fühle mich schön!
16. Ivo Pitanguy – Freund, Nestor, Vorbild
»Sensibilität für Ästhetik ist die wichtigste Eigenschaft, um einen Beruf wie meinen erfolgreich ausüben zu können.« Ivo Pitanguy
Man sagt, dass Vorbilder geachtet, aber nicht geliebt werden. Das ist im Prinzip richtig. Ich liebe meine Frau und meine Kinder. Und ich achte und verehre Professor Ivo Pitanguy, Jahrgang 1926, aus Brasilien. Er ist der Nestor der modernen Schönheitschirurgie, die er mitbegründete. Und ich glaube felsenfest, dass wir nicht nur Freunde sind, sondern auch Seelenverwandte, mit den gleichen Auffassungen von Ästhetik, Natur, Loyalität, Lebensführung und Lebensstil. Schon als Schüler war mir dieser Mann wichtiges Vorbild; sein Wirken und seine Auffassung von Ästhetischer Chirurgie haben meine Berufswahl bestimmt. Er ist für mich eine Art Vaterfigur geworden.
Die Karriere des berühmtesten Schönheitschirurgen der Welt begann mit einer Tragödie: Nach dem Medizinstudium, das er bereits mit vierzehn begann, weil er mithilfe seines Vater die Unterlagen gefälscht und sich drei Jahre älter gemacht hatte, ließ er sich als plastischer Chirurg ausbilden, mit Stationen in den USA, England und Frankreich. Danach gründete er 1959 am allgemeinen Krankenhaus Santa Casa de Misericórdia in Rio de Janeiro die erste Abteilung für Handchirurgie, und 1960 wurde er Professor für Plastische Chirurgie an der Pontifical Catholic University in Rio. Dann, in der Nacht des 17. Dezembers 1961, eine Katastrophe: Der Gran Circo Norte Americano brannte aus, 323 Menschen starben, 2500 Menschen erlitten schwere Brandverletzungen, allein in Pitanguys Abteilung kamen 300 Kinder mit teilweise schwersten Verbrennungen. Drei Tage und drei Nächte hat Pitanguy mit seinem Team ohne
Unterbrechung operiert. Später sagte er mir bei einem Besuch am Bodensee: »Ich habe mit diesen Kindern gelitten, die sterben wollten, als sie ihre zerstörten Gesichter sahen. Damals schwor ich mir, mein Leben dem Ziel zu weihen, die rekonstruktive und die ästhetische Chirurgie zu verschmelzen.«
Heute, nach fünf Jahrzehnten Praxis und weit über 40 000 operierten Patienten, verkörpert Ivo Pitanguy den internationalen Maßstab für gute Schönheitschirurgie. Über 500 Ärzte hat er ausgebildet, noch heute bettelt bei ihm der medizinische Nachwuchs um die Gnade einer Assistenz. Pitanguy hat einige chirurgische Verfahren entwickelt, etwa bei der Straffung von Bauch und Gesäß. Man nennt ihn ehrfürchtig den »Michelangelo des Skalpells«. Obwohl er prinzipiell kein Wort über seine prominenten Patienten verliert, liest man immer wieder, dass dieser vitale Mann im Laufe seiner Karriere unter anderen Sophia Loren, Jackie Onassis, Farah Diba, Brigitte Bardot, Joan Craw ford, Raquel Welch, Zsa Zsa Gabor, Melina Mercouri, Leni Riefenstahl, Gina Lollobrigida, Betty Ford, Julio Iglesias, Prinzessin Anne, die Herzogin von Windsor, König Hussein von Jordanien und François Mitterrand behandelt hat. Er gab der Hollywoodschauspielerin Marisa Berenson nach einem schlimmen Unfall die Schönheit zurück, und er rekonstruierte Niki Lauda 1976 nach seinen schlimmen Verbrennungen beim Formel-1-Feuercrash auf dem Nürburgring das Gesicht.
Meine erste Begegnung mit Professor Pitanguy hatte ich als blutjunger Medizinstudent. Jetzt wird unser Leben verfilmt.
Ich habe Ivo Pitanguy 1971 persönlich kennengelernt. Als junger Student hatte ich meine gesamten Ersparnisse, die ich in den Semesterferien als Bademeister am Bodensee verdient hatte, zusammengekratzt und war nach Brasilien geflogen. Über zehn Stunden hatte ich in seiner Klinik darauf gewartet, dass man mich endlich zu ihm vorließ. Da sagte er: »Ich habe noch nie einen so hartnäckigen Medizinstudenten gesehen. Aus Ihnen wird bestimmt mal was Besonderes.« So entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft. Ich
verdanke ihm viele prominente Patienten, denen er zu einem Eingriff in der Bodenseeklinik riet, weil ihnen der Weg nach Brasilien zu weit war.
Professor Pitanguy hat mir außerdem die Kunst
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