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Verlorene Illusionen (German Edition)

Verlorene Illusionen (German Edition)

Titel: Verlorene Illusionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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deren Wort immer der Zukunft gehört.
    »Hol mich der Teufel, wenn ich einen solchen Gesellschaftsvertrag unterzeichne«, rief der dicke Cointet brutal. »Du kannst dein Geld verlieren, wenn du willst, Boniface, ich behalte meines. Ich bin bereit, die Schulden des Herrn Séchard und sechstausend Franken zu zahlen... Aber dreitausend Franken davon in Wechseln,« verbesserte er sich, »die auf zwölf und fünfzehn Monate laufen. Wir haben zwölftausend Franken für Métiviers Rechnung zu bezahlen; das macht fünfzehntausend Franken! Aber mehr zahle ich nicht für das Geheimnis, und dann will ich die Erfindung für mich allein ausbeuten. Ah! ist das die Entdeckung, von der du mir sprachst, Boniface? Ich danke schön, ich hielt dich für gescheiter. Nein, das nennt man kein Geschäft!«
    »Die Frage für Sie«, sagte jetzt Petit-Claud, der sich von diesem Ausbruch nicht schrecken ließ, »ist folgende: Wollen Sie zwanzigtausend Franken riskieren, um ein Geheimnis zu kaufen, wodurch Sie reich werden können? Bedenken Sie, meine Herren, das Risiko steht immer im Verhältnis zum Gewinn. Es ist ein Einsatz von zwanzigtausend Franken, um ein Vermögen zu verdienen. Der Spieler setzt einen Louis, um dafür auf dem Roulett sechsunddreißig zu bekommen, aber er weiß, daß sein Louis verloren ist. Machen Sie es ebenso.«
    »Ich verlange Bedenkzeit,« sagte der dicke Cointet; »ich bin nicht so gescheit wie mein Bruder. Ich bin ein beschränkter, aufrichtiger Mensch, der nur eine einzige Sache versteht: ein Gebetbuch für zwanzig Sous herstellen und für vierzig Sous verkaufen. Ich sehe in einer Erfindung, die nicht über den ersten Versuch hinausgekommen ist, den Anfang des Ruins. Man hat Erfolg mit einer ersten Bütte, bei der zweiten geht es schief, man hört nicht auf, man läßt sich weiterreißen, und wenn man erst mit dem Arm in das Räderwerk gekommen ist, wird der Körper nachgezogen ...«
    Er erzählte die Geschichte eines Kaufmanns von Bordeaux, der nach einem Rezept eines Gelehrten die Heide urbar machen wollte und sich dabei zugrunde gerichtet hatte; er fand in der Umgegend, im Departement der Charente und der Dordogne, sechs ähnliche Beispiele in Industrie und Landwirtschaft; er wurde hitzig, wollte nichts mehr hören, die Einwände Petit-Clauds steigerten seinen Unwillen, anstatt ihn zu beruhigen.
    »Ich kaufe lieber eine sichere Sache teurer als diese Entdeckung, wenn ich auch nur einen kleinen Nutzen daran habe«, sagte er, zu seinem Bruder gewendet. »Nach meiner Meinung ist die Sache nicht weit genug vorgerückt, um ein Geschäft zu versprechen«, rief er schließlich.
    »Aber Sie sind doch gewiß hierher gekommen, um etwas auszurichten«, warf Petit-Claud ein. »Was bieten Sie?«
    »Herrn Séchards Schulden zu bezahlen und ihm für den Fall des Erfolges dreißig Prozent vom Gewinn zu geben«, antwortete der dicke Cointet lebhaft. »Aber, Herr Cointet,« sagte nun Eva, »wovon sollen wir während der ganzen Zeit der Versuche leben? Mein Mann hat nun einmal die Schande der Verhaftung gehabt, er kann wieder ins Gefängnis gehen, die Schande wird darum nicht größer und nicht kleiner, und wir bezahlen unsere Schulden...«
    Petit-Claud sah Eva an und legte den Finger auf die Lippen.
    »Sie überlegen nicht richtig«, sagte er zu den beiden Brüdern. »Sie haben das Papier gesehen, der alte Séchard hat Ihnen gesagt, daß sein Sohn in einer einzigen Nacht, wo er ihn eingeschlossen hatte, aus Stoffen, die nicht viel kosten können, vortreffliches Papier gemacht hat... Sie sind doch hier, um zu einem Abschluß zu kommen. Wollen Sie die Erfindung erwerben, ja oder nein?«
    »Also,« sagte der große Cointet, »ob mein Bruder will oder nicht, ich für mein Teil riskiere die Bezahlung der Schulden des Herrn Séchard; ich zahle überdies sechstausend Franken in bar, und Herr Séchard bekommt dreißig Prozent vom Gewinn, aber verstehen Sie wohl: wenn er im Zeitraum eines Jahres die Bedingungen nicht erfüllt hat, die er selbst in den Vertrag setzen wird, muß er uns die sechstausend Franken zurückgeben, das Patent gehört uns, und wir sehen, was wir damit anfangen können.«
    »Bist du deiner Sache sicher?« fragte Petit-Claud David, den er beiseite genommen hatte.
    »Ja!« erwiderte David. Er ließ sich von dieser Taktik der beiden Brüder fangen und fürchtete, diese Besprechung, von der seine Zukunft abhing, könnte am Widerstand des dicken Cointet scheitern.
    »Schön, ich will den Vertrag aufsetzen,« sagte

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