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Verlorene Illusionen (German Edition)

Verlorene Illusionen (German Edition)

Titel: Verlorene Illusionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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sah Cérizet an. Es war eins der Duelle von Auge zu Auge, in dem der Blick dessen, der beobachtet, wie ein Skalpell ist, mit dem er die Seele zu eröffnen versucht, und in den Augen dessen, der seine Tugenden zur Schau stellt, sich ein ganzes Drama abspielt.
    Petit-Claud antwortete nichts; er zündete eine Kerze an und verbrannte den Brief, wobei er sich sagte: ›Er hat ein Vermögen in Aussicht.‹
    »Die Seele eines Verdammten steht Ihnen zur Verfügung«, sagte der Faktor.
    David erwartete die Besprechung mit einer unbestimmten Ungeduld, ihn beschäftigte weder die Erörterung seiner Interessen noch der Vertrag, der geschlossen werden sollte, sondern die Meinung, die die Fabrikanten von seinen Arbeiten haben würden. Er war in der Lage des Dramatikers vor seinen Richtern. Der empfindliche Erfinderstolz und seine Angst in dem Augenblick, wo er vielleicht am Ziel angelangt war, drängten jede andere Empfindung zurück. Endlich um sieben Uhr abends, genau zu der Zeit, wo die Frau Gräfin du Châtelet sich unter dem Vorwand der Migräne ins Bett legte und ihren Mann seine Gäste allein empfangen ließ – so sehr hatten sie die widersprechenden Nachrichten, die über Lucien umliefen, mitgenommen –, traten der große und der dicke Cointet mit Petit-Claud bei ihrem Konkurrenten ein, der sich ihnen, an Füßen und Händen gebunden, überliefert hatte. Es erhob sich zunächst die Schwierigkeit: wie sollte man einen Gesellschaftsvertrag machen, ohne Davids Verfahren zu kennen? Und wenn das Verfahren Davids bekannt war, befand er sich völlig in Cointets Händen. Petit-Claud erlangte, daß der Vertrag vorher gemacht würde. Der große Cointet bat jetzt David, ihm etwas von seinen Papieren zu zeigen, und der Erfinder überreichte ihm die letzten Bogen, die er hergestellt hatte und für deren Herstellungspreis er sich verbürgte.
    »Nun,« sagte Petit-Claud, »da ist die Grundlage des Vertrags schnell gefunden: Sie können sich auf Grund dieser Proben assoziieren und können für den Fall, daß die Bedingungen des Patents bei der fabrikmäßigen Herstellung nicht eingehalten werden, eine Klausel einfügen, wonach dann das Vertragsverhältnis aufgelöst wird.«
    »Sehen Sie, Herr Séchard,« sagte der große Cointet, »es ist ganz etwas anderes, im kleinen in seinem Zimmer mit einer kleinen Form Papierproben herzustellen, als die Fabrikation in großem Maßstab zu betreiben. Nehmen Sie eine einzige Tatsache! Wir stellen farbige Papiere her und kaufen, um sie zu färben, große Posten Farbstoff von genau derselben Farbe. Der Indigo also, mit dem wir unser Muschelpapier färben, wird aus einer Kiste genommen, deren Stücke sämtlich zu gleicher Zeit hergestellt worden sind. Wir haben aber trotzdem nie zwei Bütten von genau derselben Farbe bekommen können. In der Verarbeitung der Rohstoffe gehen Erscheinungen vor sich, die wir nicht verstehen und beeinflussen können. Die Menge und die Qualität des Breies können alles verändern. Wenn Sie in einem Kessel einen Teil Ihrer Zutaten haben, die ich gar nicht zu kennen wünsche, sind Sie darüber Herr, Sie können auf alle Teile gleichmäßig einwirken, können sie verbinden, durcharbeiten, nach Belieben kneten und aus ihnen eine einheitliche Masse machen. Aber wer kann Ihnen garantieren, daß es bei einer Bütte von fünfhundert Ries ebenso ist und daß Ihr Verfahren gelingt?«
    David, Eva und Petit-Claud sahen sich an und sagten sich mit diesem Blick allerlei.
    »Nehmen Sie ein Beispiel, bei dem es einigermaßen entsprechend zugeht«, fuhr der große Cointet nach einer Pause fort. »Sie machen auf einer Wiese etwa zwei Bündel Heu, und Sie bringen sie ordentlich zusammengepreßt in Ihr Zimmer, ohne daß das Gras heiß geworden ist, wie die Bauern sagen; die Gärung geht vor sich, aber sie verursacht keinen Zwischenfall. Wollten Sie sich auf dieses Experiment stützen und zweitausend Bündel in einer Holzscheuer fest zusammenpacken? Sie wissen wohl, daß dieses Heu sich entzünden und daß Ihre Scheuer wie ein Zündholz niederbrennen würde. Sie sind ein Gelehrter, ziehen Sie daraus Ihren Schluß.... Sie haben bisher zwei Bündel Heu geschnitten, und wir fürchten unsere Papierfabrik in Brand zu stecken, wenn wir zweitausend hineinstopfen. Wir können, mit andern Worten, mehr als eine Bütte verlieren, Verluste haben, viel Geld ausgeben, ohne schließlich ein Resultat in Händen zu haben.«
    David war wie niedergeschmettert. Die Praxis sprach ihre positive Sprache zur Theorie,

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