Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)
die erschrockene Maus ausmachen, die schon im nächsten Moment in einem Erdloch verschwand.
Wo zum Teufel war sie? Und was war passiert? Sie sah an sich hinab. Nichts von dem, was sie sah, half ihrer Erinnerung auf die Sprünge. Der schmutzige Leinenstoff ihres Gewandes hing in Fetzen von ihrer Schulter, und sie hatte nur einen Schuh an. Blut sickerte aus einem Schnitt an ihrem Knie, und die Haut ihres Oberschenkels war mit getrocknetem Blut verkrustet. Vorsichtig tastete sie ihre Rippen ab, die ihr bei jedem Atemzug die Brust einzudrücken schienen. Ihre Arme waren ebenso wie die Beine mit Kratzern übersät, aber das Blut, welches ihr Oberteil dunkel gefärbt hatte, musste aus der Wunde über ihrem Ohr gekommen sein. Vorsichtig befühlte sie die dicke Beule an ihrem Kopf. Bei jeder Berührung schoss der Schmerz heiß durch ihren Körper, und schließlich gab Rose ihre Bestandsaufnahme keuchend auf.
Sie war am Leben, das war alles, was zählte.
Nun musste sie nur wieder auf die Beine kommen und nach Hause …
Nach Hause? Sie kniff in dem Versuch, sich zu erinnern, die Augen zusammen und rieb sich die Schläfe. Wenn sie doch nur eine Ahnung hätte, was genau zu Hause bedeutete. Wo kam sie her? Wo musste sie hin? Sie sah sich um. Der Wald war still, und sie war umgeben von Bäumen, Farnen und von Moos überwachsenen Steinen. Ihr kam nichts davon vertraut vor. Langsam wich ihre aus dem übermächtigen Schmerz geborene, tiefe Ruhe einer aufkeimenden Panik. Sie kämpfte sich mühsam auf die Beine hoch und lehnte sich erschöpft gegen den Baumstamm. Sie wankte, als sie die ersten Schritte tat, und ihr brach vor Anstrengung der Schweiß aus, als sie sich nach einer gefühlten Ewigkeit zurück auf den Weg geschleppt hatte. In welche Richtung sollte sie sich nun wenden? Wo sollte sie hin? Sie presste sich den Arm auf die schmerzenden Rippen, als sie in der Erkenntnis, dass sie weder wusste, wer sie war, noch, was sie tun sollte, nach Luft schnappte. Zitternd sank sie auf die Knie und tat etwas, von dem sie überzeugt war, dass es nicht ihre Art war, das zu tun: Sie weinte.
Sie hatte ihn tief in sich aufgenommen, hob sich ihm bei jeder Bewegung entgegen und klammerte ihre Schenkel um seine Hüften. Ihre Brüste wogten im harten Takt seiner Stöße, und ihr zuckender Leib peitschte Alex seinem eigenen Vergnügen entgegen. Ihr raues Stöhnen verwandelte ihn in ein Tier.
Der Schweiß zwischen ihren Brüsten glänzte im Licht der Kerzen, als er ihre aufgerichteten Spitzen zwischen seine Zähne nahm. Blythes lustvolle Schreie waren wie Musik, und ihre Fingernägel in seinem Rücken trieben ihn an seine Grenze. Doch etwas stimmte nicht. Ihr Keuchen veränderte sich … und schließlich riss dieses neue Geräusch Alex aus seiner erotischen Fantasie.
Er runzelte die Stirn, um sicherzugehen, dass ihm seine Sinne keinen Streich spielten, als er auch schon die Frau vor sich auf dem Weg kauern sah.
Schnell schwang er sich aus dem Sattel und eilte zu ihr.
Sie zitterte am ganzen Leib, und ihr nachtschwarzes Haar sowie die Überreste ihres Gewandes waren schmutzig und mit Blättern übersät. Als er ihr Gesicht anhob, zuckte sie unter seiner Berührung zusammen.
„Ganz ruhig, ich tue dir nichts. Sag mir, Mädchen, wer hat dir das angetan?“ Unwillkürlich wanderte sein Blick zu ihren zerkratzten Schenkeln, und er fragte sich, ob sie schlicht überfallen oder gar geschändet worden war. Aber, was auch immer man ihr angetan hatte, sie war in einem üblen Zustand und brauchte dringend Hilfe. Ihr fragender Blick heftete sich an seine Lippen, als könne er ihr eine Antwort auf das geben, was ihr widerfahren sein musste.
Vorsichtig strich er ihr eine Strähne von der blutverkrusteten Wange.
„Sprich mit mir. Sag mir, wer du bist und was dir passiert ist. Waren das Männer? Sind sie hier noch irgendwo?“
Rose wich ein Stück zurück. Sie wusste keine Antwort. Wer war sie? Was war mit ihr geschehen? Warum war sie verletzt? So sehr sie sich auch bemühte, in ihrem Kopf blieb es dunkel. Wieder erlangte ihre Angst die Oberhand, und sie klammerte sich an den rettenden Arm des Mannes vor ihr und suchte Hilfe in seinen bernsteinfarbenen Augen.
„Ich … ich weiß es nicht, bitte … helft mir“, flehte sie. Geräusche drangen an ihr Ohr, aber sie brachte nicht die Kraft auf, an dem Mann vorbeizusehen. Sie hörte Kutschenräder, Pferdehufe und die Stimmen von Menschen, aber nichts davon ergab ein Bild in ihrem Kopf. Es gab nur das
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