Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)
gedacht hatte. Sicher noch keine zwanzig, aber doch definitiv kein Kind mehr. Der Rest ihres vermutlich ebenso zugerichteten Körpers war unter einer sauberen Decke verborgen, aber der Ansatz ihrer Brüste, die sich bei jedem ihrer Atemzüge hoben und senkten, war nicht zu übersehen.
„Hat man sie …“, er wagte es nicht, seine Befürchtung auszusprechen, aber sie war viel zu hübsch, als hätten Räuber sich nicht an ihr vergangen.
„Ich denke nicht, Mylord“, versuchte Lorna, dieses unangenehme Thema schnell zu beenden.
„Gut.“ Und tatsächlich fühlte Alex Erleichterung. „Da keiner die Frau kennt, habe ich beschlossen, dass sie mit uns kommt. Wir können sie in ihrem Zustand nicht hilflos zurücklassen, und wenn es ihr besser geht, kann sie euch helfen. Wir können in Bristol zwei Hände mehr sicher gut gebrauchen. Ist unsere Aufgabe dort getan, können wir sie wieder mit zurücknehmen.“
Lorna nickte gehorsam, aber Alex widmete ihr längst keine Aufmerksamkeit mehr. Sein Blick ruhte auf dem zu erahnenden Brustansatz.
Von solchen Angelegenheiten ließ er sich normalerweise nicht aufhalten. Er wunderte sich ein wenig über seinen Entschluss, das Mädchen – die junge Frau –, berichtigte er sich bei dem Blick auf den schlanken, bereits erblühten Körper, mitzunehmen. Bis Bristol war es noch weit, und er hätte ebenso gut dem Wirt eine Börse mit Geld geben können, damit er sich um die Frau kümmerte. Aber aus einem unerfindlichen Grund war ihm dies nicht genug. Ihr flehender Blick und ihr entschlossener, Hilfe suchender Griff um seinen Arm gingen ihm nicht mehr aus dem Sinn. Vielleicht lag es an ihrer ungekünstelten Schönheit, die sich so sehr von den herausgeputzten Damen der besseren Gesellschaft unterschied, oder daran, dass sie sich in ihrer Ohnmacht so perfekt in seine Arme geschmiegt hatte.
Er kehrte zurück in den Schankraum und versuchte, sich bei einem Humpen Bier auf seine Aufgabe zu besinnen. Des Königs zukünftige Sommerresidenz von Geistern zu befreien, war eine reizvolle, wenn auch merkwürdige Aufgabe. Er glaubte nicht an Geister oder sonstigen Spuk. Da musste etwas anderes dahinterstecken, und er würde am besten schnell herausfinden, was. Denn, ehe er das Anwesen nicht für spukfrei erklären konnte, würde Blythe sicher keinen Schritt über die Schwelle – und damit in sein Bett – tun.
Er leerte den Krug, und, als gäbe es doch Geister, die seine Gedanken lenkten, spukte ihm wieder die junge Frau aus dem Wald durch den Kopf.
Kapitel 4
D orian Weston stemmte seine Arme auf seinen Schreibtisch und funkelte seine Söhne wütend an.
„Wo kann sie nur stecken?“, rief er aufgebracht. „Ich werde dieser Göre das Fell über die Ohren ziehen, wenn sie mir in die Finger kommt!“
Dean grinste, denn er wusste, sein Vater hatte dem Nesthäkchen Rose noch nie etwas nachgetragen.
„Das solltest du auch – sie hat mein Pferd gestohlen“, unterstützte er dennoch dessen Vorhaben.
Auch Devlin grinste. Er hatte seine Beine lässig von sich gestreckt und zog zwei Zigarren aus seiner Westentasche. Er reichte eine an Dean weiter, während ihr Vater wieder wütend auf und ab ging.
„Will sie dich nur ärgern, oder hältst du es für möglich, dass sie versucht, irgendwie zu diesem Poeten zu gelangen?“, murmelte er mit der Zigarre zwischen den Lippen.
Dorian fuhr zu ihnen herum. Alles Blut war aus seinem Gesicht gewichen.
„Was? Das glaube ich nicht! Das würde sie nicht wagen …“
Dean lachte über den erschrockenen Ausdruck in Dorians Gesicht und stand auf. Er klopfte seinem Vater auf die Schulter und bot ihm seinen Sessel an, in den dieser völlig kraftlos sank.
„Sie würde es wagen, Vater, sie würde!“ Zur Stärkung der Nerven drückte er Dorian ein Glas Scotch in die Hand, das dieser in einem Zug leerte. „Du weißt, wie es ist, wenn Rose sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Sie hat Amelie erzählt, dieser Lorenzo sei so anders als alle anderen Männer, die sie je kennengelernt habe, und sie könne sich kein Leben ohne ihn vorstellen.“
„Ich nehme doch an, deine Frau hat versucht, ihr diesen Unsinn auszureden!“
Dean zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ob Amelie geeignet ist, Ratschläge zu erteilen. Wie du weißt, hat sie, um einer Ehe mit Lord Ansley zu entgehen, ihren guten Ruf riskiert und mich durch eine kompromittierende Situation in die Ehefalle gelockt.“
Nun war es an Devlin, zu lachen. Er erinnerte sich noch zu gut an Deans
Weitere Kostenlose Bücher