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Verlorenes Spiel

Verlorenes Spiel

Titel: Verlorenes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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beabsichtigten,
überhaupt nicht mehr zurückzukommen.« Seine Stimme erhob sich zu orkanartiger
Lautstärke. »Nachdem ich in Ihrer Wohnung angerufen hatte und Sie einfach den
Hörer hingelegt hatten, sagte ich mir, fährst am besten nach Hause, legst dich
ins Bett und hörst auf, dir vorzumachen, daß der Kerl überhaupt für dich
arbeitet.«
    »Ich
war müde«, sagte ich. »Und die Blondine war weg, bevor ich nach Hause kam.«
    »Sie
waren was?« Er ließ sich in seinen Sessel plumpsen, und auf seinem Gesicht
konnte man sehen, daß er sich geschlagen gab. »Na, schön, Wheeler«, sagte er
verdrossen. »Lassen wir’s vorläufig dabei. Im Augenblick habe ich nicht die
Kraft, mich darüber aufzuregen. Was ist mit diesem Amoy?«
    »Er
hat ein Alibi«, sagte ich. »Genaugenommen sogar zwei.«
    »Zeugen,
die vor Gericht standhalten?«
    »Im
Augenblick, ja. Aber es handelt sich in beiden Fällen um Angestellte von ihm.
Wenn wir ihm eine Nötigung nachweisen können, würde die Sache natürlich anders
aussehen.«
    »Besteht
eine Chance, daß wir das können?«
    »Im
Augenblick nicht.«
    »Was
ist mit dem Brandmal? Dieses W oder was es war? Haben Sie irgendeine
Vorstellung, was das bedeuten soll?«
    »Nicht
im geringsten«, sagte ich.
    »Großartig«,
sagte er betont. »So stehen wir also vor einem Mord — und aus! Keine Hinweise,
keine Spuren, kein Garnichts. In dieser Sache müssen wir was unternehmen,
Wheeler, und zwar rasch. Die Familie Randall wird sich nicht mit dem Stand der
Dinge zufriedengeben. Es handelt sich um sehr angesehene Leute, und sie haben
eine Menge Einfluß. Das ist bereits spürbar geworden.«
    »Ja,
Sir«, sagte ich höflich.
    Plötzlich
flog die Tür auf, und Dr. Murphy schoß herein.
    »Ist
jemand hinter Ihnen her, Doktor?« fragte Lavers giftig.
    »Er
wird von den Furien seiner ärztlichen Kunstfehler gehetzt«, erläuterte ich dem
Sheriff. »Sie sitzen ihm die ganze Zeit auf den Fersen, und manchmal wird es
ihm zuviel, und dann fängt er an davonzurasen.«
    Murphys
Nase begann zu zittern. »Als Couplet ist das ziemlich lausig, Gentlemen«, sagte
er ruhig. »Da ziehe ich Ihre berühmte Nummer, bei der Sie einen Countysheriff und einen Polizeilieutenant imitieren, vor. Die ist nämlich wirklich komisch.«
    »Haben
Sie was auf dem Herzen, Doktor«, erkundigte sich Lavers mit respekteinflößender
Geduld, »außer Ihrer komischen Weste?«
    »Ich
komme wegen Alice Randall«, sagte Murphy. »Ihr Mageninhalt war höchst
interessant.«
    »Hm«,
sagte Lavers langsam und schloß eine Sekunde lang die Augen.
    » Nembutal «, sagte Murphy dramatisch, »und zwar genug, um ein
Pferd ins Jenseits zu befördern.«
    »Das
bedeutet, daß es keinen Kampf und keinerlei Lärm gab, als der Mörder sie aus
dem Hause beförderte, sich eine Leiter besorgte und sie an diesem Baum
aufhängte«, sagte Lavers. »Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr bin ich
davon überzeugt, daß wir’s mit einem mordwütigen Geisteskranken zu tun haben.«
    »Was
ist mit dem Brandmal?« fragte ich Murphy.
    »Ich
vermute, daß es in den letzten Minuten vor ihrem Tod angebracht wurde.«
    »Würde
das Nembutal verhindert haben, daß sie Schmerzen
dabei verspürte?«
    Er
zuckte die Schultern. »Schwer zu sagen. Wenn sie genügend davon bekommen
hat...«
    »Ein
mordwütiger Geistesgestörter«, wiederholte Lavers. »Hat man sich an ihr
vergangen?«
    »Während
der letzten Stunden nicht«, sagte Murphy trocken.
    Das
Gesicht des Sheriffs erstarrte. »Wenn das eine witzige Bemerkung sein soll,
dann muß ich sagen, haben Sie einen merkwürdigen Sinn für Humor.«
    »Glauben
Sie wirklich, ich mache über so was absichtlich Witze?« Murphy war ehrlich
verletzt. »Ich achte die Gebote des Hippokrates. Sie haben mich etwas gefragt,
und ich habe Ihnen geantwortet. Nein, gestern nacht ist ihr niemand nahegetreten. Aber irgendwann in der letzten Zeit muß da etwas
gewesen sein.«
    »Na,
schön«, sagte Lavers lahm. »Ich bitte um Entschuldigung. Aber vielleicht sind
Sie so liebenswürdig, sich etwas deutlicher auszudrücken.«
    »Sie
war im zweiten Monat«, sagte Murphy schlicht.

VIERTES KAPITEL
     
    I ch saß erneut in einem der geschnitzten
Sheraton-Lehnstühle, und mir gegenüber saß Mrs. Lavinia Randall. Sie trug an
diesem Vormittag wiederum ein einfaches, schwarzes Kleid und dazu diese
Perlenkette. Trotz des Make-ups machte ihre Haut einen etwas verwelkten
Eindruck, andererseits schimmerte das eisige Blau ihrer Augen noch intensiver
als in

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