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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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nur noch schützend die Arme vors Gesicht hielt.
    Von den Sklaven wagte keiner auch nur ein Flüstern. Trotz ihres wachsenden Entsetzens hielt die morbide Faszination dieses Kampfes sie in ihrem Bann. Indessen bemühte sich Rai, wieder auf die Beine zu kommen. Mit nach hinten verschnürten Armen stellte dies ein schwieriges Unterfangen dar, gleichwohl gelang es ihm schließlich. Er konnte immer noch nicht ganz glauben, was hier geschah. Wie es schien, hatte Narbengesicht seinetwegen einen Faustkampf mit Ulag begonnen und war zu allem Überfluss auch noch gerade dabei, diesen zu verlieren. Jetzt war keine Zeit mehr für Angst oder Nachdenken. Jetzt hieß es, rasch zu handeln, denn es stand ihrer beider Leben auf dem Spiel. Mit wackligen Beinen stolperte er zu den beiden Kämpfern hinüber. Der rasende Ulag prügelte immer noch auf den reglos am Boden liegenden Einäugigen ein und achtete nicht auf seine Umgebung. Ohne einen Augenblick des Zögerns trat der Dieb zu, so fest er konnte. Eigentlich hatte er auf Ulags Kopf gezielt, aber stattdessen traf er den Koloss etwas weiter unten an der Kehle. Von der Wucht des eigenen Tritts wurde Rai umgerissen und landete unsanft auf seinem Gesäß. Ulag hingegen erstarrte röchelnd. Auch ein Ungetüm wie er brauchte Luft zum Atmen, und ein, wenn auch eher zufälliger, Treffer gegen den Hals blieb sogar bei ihm nicht folgenlos. Allerdings setzte ihn der Tritt nicht außer Gefecht, immerhin ließ er aber von dem Einäugigen ab. Hustend richtete er sich auf. Sein Gesicht lief so rot an, dass der Kopf beinahe zu platzen schien. Er wankte auf den kleinen Tileter zu. Lippen und Wange waren von den Treffern Narbengesichts aufgeplatzt, die Augen weit aufgerissen, und aus seiner Nase troff noch immer Blut. Kein Rachedämon von jenseits der Gefilde des ewigen Xelos hätte einen schrecklicheren Anblick bieten können. Rai versuchte, sich verzweifelt von diesem Ungeheuer fortzurollen, aber er war zu langsam. Die Klauen von der Größe einer Pflugschar ergriffen ihn abermals.
    »Das wirst du büßen, du kleine Kanalratte!«, krächzte der Riese, dessen Stimme durch den Halstreffer heiser und brüchig klang. Darauf packte er das linke Bein des auf dem Bauch liegenden Diebs und verdrehte es so weit nach oben, bis Rai zu schreien begann. Irgendein Gelenk gab schließlich knackend nach. Dem Tileter wurde schwarz vor Augen. Sein Bewusstsein drohte vor dem jähen Ansturm der Schmerzen zu kapitulieren.
    Dann geschah etwas Eigenartiges. Trotz seines benebelten Zustandes fühlte Rai, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Etwas strömte an der Grenze seiner Wahrnehmung an ihm vorbei, beinahe wie ein heißer Wind. Allein die Luft bewegte sich nicht. Dennoch konnte er spüren, wie sich um ihn herum eine Kraft zusammenballte, vergleichbar mit dem Aufziehen eines Gewitters. Aber er bildete nicht das Zentrum dieser gebündelten Naturgewalt – sie konzentrierte sich auf Ulag!
    Der Koloss hatte sich abrupt von Rai abgewandt. Seine gewaltigen Muskeln spannten sich, die Fäuste waren geballt. Er biss die Zähne zusammen, als bedürfte es seiner ganzen Kraft, aufrecht stehen zu bleiben. Nur wenige Schritte entfernt kauerte Narbengesicht in der Hocke auf dem Boden.
    Auch er war durch die blutigen Spuren des Kampfes gezeichnet, aber sein Gesicht schien nun zu einer steinernen Hülle erstarrt zu sein. Trotzdem konnte Rai die Wellen des Zorns, die unter dieser regungslosen Oberfläche hervorbrachen, so deutlich spüren, als würde er gegen die Stirn geschlagen. Narbengesicht erhob sich. Er wirkte größer als zuvor. Langsam, aber unbeirrbar bewegte er sich auf Ulag zu, der noch immer zu keiner Reaktion fähig schien. Als den Einäugigen nur noch eine Armlänge von dem Hünen trennte, geschah das Unfassbare. Ulag wich zurück. Es wirkte zunächst wiederstrebend, doch auf den ersten zaghaften Schritt folgte ein zweiter. Ulag begann, rückwärtszutaumeln wie ein Betrunkener. Mit fassungslosem Entsetzen in den Augen versuchte er, Narbengesicht zu entgehen. Dieser folgte ohne eine einzige sichtbare Gemütsregung.
    Der Koloss stolperte über einen Felsen am Boden und fiel nach hinten um. Von panischer Angst übermannt, versuchte er sich, auf dem Rücken liegend, mit allen vieren fort von seinem Verfolger zu schieben. Narbengesicht erreichte den kriechenden Ulag, kniete sich auf seinen Brustkorb und packte dessen Kopf mit beiden Händen. Der ehemalige Beherrscher des Bergwerks unternahm nicht einmal den Versuch, sich

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