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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Auflösung befindlicher Verstand zuließ: Er versuchte zu fliehen.
    Ruckartig richtete Rai sich auf. Als Ulags Helfer den Inhalt des Korbes so zum Leben erwachen sah, wich er vor Schreck ein paar Schritte zurück. Der Dieb nutzte diesen Moment und versuchte, mit einer eleganten Hechtrolle aus dem Behälter zu springen. Allerdings rächten sich seine Beine jetzt dafür, dass sie so viele Stunden zur absoluten Bewegungslosigkeit verdammt gewesen waren. Statt eines kraftvollen Sprungs brachte Rai nur ein ungeschicktes Hopsen zustande. Mitsamt dem Brotkorb kippte er nach vorne um und verstreute die Backwaren über den Höhlenboden. Er wollte sich gerade aufrappeln, da rammte ihm jemand einen Fuß in den Rücken, sodass er erneut zu Boden ging.
    »Was haben wir denn hier«, hörte er die amüsiert klingende Stimme von Ulags Gefolgsmann. »Das ist mal was Neues! Jemand, der heimlich ins Bergwerk eindringen will.« Grob packte er Rai an den Haaren und drehte den Kopf des Diebes herum, bis er sein Gesicht sehen konnte. »Ich kenne dich! Bist du nicht der Bengel, der vor ein paar Tagen die Fischtonne umgeworfen hat?« Er beutelte den Kopf des jungen Tileters, bis diesem ganz schwindelig wurde. »Red schon! Du hast doch auch in der Nacht des Unwetters meinen Kameraden Merald angegriffen!«
    Rai vermochte kein Wort hervorzubringen. Gleich würde Ulag erscheinen, und dann war alles vorbei!
    »Meister Ulag wird dich in kleine Stücke schnetzeln«, lachte der Mann hämisch. »Schön blöd, wieder zurückzukommen, nachdem du schon mal draußen warst! Wie hast du das eigentlich geschafft?«
    Als von Rai keine Antwort kam, fuhr er ungerührt fort: »Ist auch egal, du wirst deine Frechheiten auf jeden Fall gleich bitter bereuen. Da kommt unser Meister.«
    Rais Magen verkrampfte sich, und ihm wurde übel. Er sah nur einen gewaltigen Schatten näher kommen. Ohne ein Wort wurde er am Hals gepackt. Eine unwiderstehliche Kraft riss ihn in die Höhe. Dann blickte er in die leblose Schwärze des verhassten Augenpaares. Kein vollständiger Gedanke wollte sich mehr einstellen. Der Luftmangel raubte ihm fast die Besinnung. Alles zog sich zunehmend aus seinem Bewusstsein zurück, als würde ihm seine Umgebung entgleiten wie ein schlüpfriger Fisch.
    Als Ulag zu sprechen begann, drang dessen kalte Stimme von weit her an Rais Ohr: »Zweimal hast du Ulag herausgefordert, und trotzdem lebst du. Ein weiteres Mal entkommst du mir nicht!« Seine Worte waren Gewissheit. Dennoch erfolgte der vernichtende Aufprall von Ulags Fäusten nicht sofort. Stattdessen ließ er den Dieb wie einen nassen Sack zu Boden fallen.
    »Bindet ihn!«, befahl er seinen Gehilfen. »Ich will, dass alle zusehen, wie ich ihn zerquetsche. Und jetzt räumt die Brote weg und schafft das Erz in den Transportkorb, sonst mach ich euch Beine!«
    Die Welt um ihn herum schien wieder zurückzukehren. Gierig sog Rai Leben verheißende Luft in seine Lungen. Während er sich langsam erholte, wurde er von Ulags Leuten verschnürt und in die Nähe des Waagentisches am Eingang der Tauschkammer befördert. Mehr und mehr Minenarbeiter begannen, sich vor dem Raum zu versammeln, um ihr geschlagenes Erz einzutauschen. Mit teils mitleidigen, teils neugierigen Blicken beäugten sie den gefesselten Tileter, ohne dass es jemand gewagt hätte, ihn anzusprechen oder ihm gar in irgendeiner Weise zu Hilfe zu kommen. Inzwischen hatten Ulags Helfer die gefüllten Erzkörbe vom Vortag in der Transportgondel verstaut, und die schwere Fracht wurde nun zur Oberfläche hinaufgezogen. Die Körbe mit den frischen Vorräten waren bereits an ihrem üblichen Ort neben dem Waagentisch aufgestellt.
    Als die Schlange vor der Tauschkammer bereits durch die halbe Eingangshöhle reichte und die wartenden Arbeiter zunehmend ungeduldig wurden, weil Ulags Helfer nicht mit dem Tausch beginnen wollten, trat schließlich Ulag selbst vor die versammelte Menge. Sofort wichen die Sklaven angstvoll zurück, sodass sich im Abstand von einigen Schritt ein Halbkreis um den Riesen bildete.
    »Bevor ihr euer Essen bekommt«, hallte Ulags tiefe Stimme durch die Höhle, »werde ich euch etwas zeigen!« Es war kein anderer Laut zu hören. Niemand wagte, sich zu rühren.
    Der Hüne kehrte zurück zu dem Waagentisch, wo immer noch der verschnürte Rai lag. An den Haaren schleifte er ihn über den felsigen Untergrund, bis alle umstehenden Gefangenen ihn gut sehen konnten. Dann zog er den kleinen Tileter am Schopf hoch, sodass seine Beine über

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