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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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zu wehren. Wie ein Verurteilter auf dem Schafott ließ er alles mit sich geschehen. Der Einäugige riss Ulags Kopf mit unerbittlicher Gewalt herum, worauf ein durchdringendes, knackendes Geräusch zu hören war. Ein Schauer lief durch den hünenhaften Körper, dann lag er vollkommen still. Es war vorbei.
    Wankend erhob sich Narbengesicht von dem leblosen Körper und musste einen kurzen Moment innehalten, um nicht selbst über dem gefallenen Riesen zusammenzubrechen. Verwirrt blickte er sich um. Er schien nicht nur sein Gleichgewicht, sondern auch jegliche Orientierung verloren zu haben. Ringsherum standen noch immer die in Ehrfurcht erstarrten Minenarbeiter wie staunendes Publikum bei einem makaberen Theaterstück. Der Einäugige nahm keine Notiz von ihnen, sondern richtete seinen Blick auf den am Boden liegenden Rai. Mit schleppenden Schritten ging er zu dem kleinen Dieb hinüber, der sich stöhnend sein Bein hielt.
    »Ich denke, damit sind wir quitt«, sagte Narbengesicht tonlos.
    Rai sah erstaunt zu dem kräftigen Mann auf und vergaß für einen Moment seine Schmerzen. »Wie hast du das gemacht?«, fragte er mit einer Mischung aus Bewunderung, Neugier und Furcht.
    »Er ist tot«, erwiderte der Einäugige müde. »Das ist alles, was zählt.«
    »Du hast recht«, stimmte Rai zu. Dabei verzog er vor Schmerz das Gesicht, weil er sein verletztes Bein bewegt hatte. Mit zusammengebissenen Zähnen fügte er hinzu: »Danke! Wusste ich doch, dass du kein übler Kerl bist, Narbengesicht.«
    Ein mildes Lächeln stahl sich auf das entstellte Gesicht des Einäugigen. Dann antwortete er: »Mein Name ist Arton.«

 
DIE SPUREN DER KNECHTSCHAFT
     
    N achdem Arton Rai losgebunden hatte, untersuchte er behutsam dessen verletztes Bein. Dabei stellte er fest, dass dieses nicht gebrochen, sondern lediglich ausgekugelt war. Ohne dem jungen Tileter die Gelegenheit zu geben, über diesen Befund nachzudenken, wälzte er ihn auf die Seite, sodass das gesunde rechte Bein auf dem Boden auflag. Er winkelte dieses ab, setzte sich selbst davor und stemmte seine Füße gegen das rechte Schienbein. Bevor der Dieb protestieren konnte, zog und drehte Arton kräftig am Oberschenkel des ausgekugelten linken Beins, was einen jähen Schmerz durch Rais Körper jagte und ihn laut aufschreien ließ. Mit einem Schnalzen sprang das Gelenk wieder an seinen vorgesehenen Platz zurück. Nur ein dumpfes Pochen und ein dunkler Bluterguss erinnerten danach noch an die qualvolle Verletzung. Rai konnte sogar wieder aufstehen und humpelnd einige Schritte gehen.
    Erst bei diesen Gehversuchen wurde er sich der immer noch schweigsam wartenden Menge bewusst, die jede ihrer Bewegungen aufmerksam verfolgte. Die Sklaven wagten offensichtlich immer noch nicht, irgendetwas zu unternehmen. Nicht einmal Ulags Handlanger, die vollkommen fassungslos bei den Vorräten oder dem Waagentisch standen, schienen zu irgendeiner Handlung fähig zu sein. Zu erschüttert waren sie von der Art und Weise, wie ihr Meister den Tod gefunden hatte. Der gewaltige Ulag war verängstigt wie ein altes Weib geflohen vor einem Mann, der zwei Köpfe kleiner als er selbst und zudem schon beinahe besiegt gewesen war. Durch den Tod des Tyrannen hatte sich alles verändert. Seine Gefolgsleute wussten nicht, was sie zu erwarten hatten. Drohte ihnen ein ähnliches Schicksal wie ihrem Herrn, oder würden sie nunmehr einfach einem neuen Meister dienen? Auch die Minenarbeiter konnten nicht abschätzen, welche Bedeutung diese umwälzenden Ereignisse für ihr persönliches Schicksal haben mochten. Würde der neue Beherrscher des Bergwerks weitermachen wie sein grausamer Vorgänger, oder standen ihnen leichtere Zeiten bevor? Die größte Verwirrung stiftete jedoch das Verhalten des siegreichen Einäugigen, denn er machte keinerlei Anstalten, die Führung der Mine für sich zu beanspruchen. Stattdessen ging er nun zu dem Vorratslager hinüber, um sich aus einem Wasserschlauch kühlendes Nass über das Gesicht laufen zu lassen. Seelenruhig begann er, seine Wunden zu reinigen und schien sich nicht im Geringsten um die bangen Erwartungen der Sklaven zu kümmern.
    Plötzlich trat ein Mann aus den Reihen der Sklaven heraus, der Rai eindeutig bekannt vorkam. Als die Gestalt zielstrebig auf ihn zukam, erinnerte sich der Dieb schließlich an das Gesicht. Es handelte sich um Bergmeister Erbukas.
    »Auf ein Wort, Rai«, begrüßte dieser den Tileter in einem eher sachlichen Tonfall. Er nahm ihn ein wenig zur Seite und

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