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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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dem Boden baumelten.
    »Seht ihr diese kleine Ratte?«, rief er. »Er hat es gewagt, mich zweimal herauszufordern! Vielleicht haltet ihr ihn für mutig, weil er das getan hat. Aber seht ihn euch jetzt an!« Er packte Rais Kopf mit beiden Händen. Seine riesigen Handflächen umschlossen das Haupt des Diebes vom Unterkiefer bis zur Schädeldecke. »Seht, wie mutig er jetzt noch ist! Seht, wie er zappelt. Seht, was Ulag mit jedem macht, der sich ihm in den Weg stellt!« Und der Koloss begann zuzudrücken.
    Möglicherweise war es der schreckliche Druck gegen seinen Schädel, vielleicht auch nur die Unausweichlichkeit seines Todes, die Rai plötzlich alle Angst vergessen ließ. Eine nüchterne Ruhe zog endlich den lähmenden Schleier der Furcht von seinem Gemüt. Er sah ganz klar. Sein Kopf würde gleich von Ulag zerquetscht werden. Aber er konnte immer noch gewinnen! Er war zurückgekommen, um die Sklaven aus dem Bergwerk zu befreien. Und genau das würde er tun!
    »Ich bin aus der Mine entkommen und zurückgekehrt!«, brüllte er unter Aufbietung seiner letzten Kraft. Vor Überraschung ob dieses unvermuteten Aufbäumens seines Opfers, verringerte Ulag unwillkürlich den Druck gegen Rais Schädel. Dies gab dem Dieb die Gelegenheit für einen weiteren Ausruf: »Folgt dem Fluss am Grund des …«
    »Schweig, du Wurm!«, brüllte Ulag voll Zorn und drückte mit doppelter Gewalt zu.
    Rais Kiefer knirschte bedrohlich. Sein Blickfeld begann, sich auf einen kleinen Punkt zu verengen. Sein Bewusstsein klammerte sich an das letzte bisschen der sichtbaren Welt, wie bei einem Ertrinkenden. Aber lange konnte es nicht mehr dauern.
    Dann fand er sich plötzlich am Boden wieder. Sein Kopf pulsierte schmerzhaft, aber er war noch in einem Stück. Er hob den Blick. Jemand war aus der Menge der Sklaven herausgetreten. Ganz allein stand er vor Ulag. Das Gesicht wirkte ruhig, keine Gefühlsregung zeichnete sich darin ab. Nur das einzige Auge des Mannes schien in einem kalten Feuer zu leuchten. Narbengesicht!
    »Was willst du!«, schrie ihn Ulag an. »Willst du dich mit mir anlegen?«
    Der Einäugige sagte nichts. Seine Haltung war gespannt wie die eines Raubtieres vor dem Sprung. Er fixierte seinen Gegner abschätzend, wartete auf den Angriff.
    Mit einem Wutschrei stürzte sich Ulag auf ihn. Der Riese beabsichtigte, den Kampf rasch zu beenden, indem er seinen Kontrahenten einfach zu Boden reißen und dann erledigen würde. Aber Narbengesicht hatte damit gerechnet. Er wich behände zur Seite aus und versetzte dem vorbeistürmenden Koloss zwei rasche Fausthiebe in die Nierengegend. Schnaubend fuhr Ulag herum. Die Treffer zeigten keine erkennbare Wirkung, außer dass sie den Riesen noch wütender gemacht hatten. Aber auch wenn sein Äußeres dies vermuten ließ, Ulag war nicht dumm. Seine Wut verleitete ihn nicht zu einem weiteren unüberlegten Sturmangriff. Er begann unschlüssig, seinen um mindestens zwei Köpfe kleineren Gegner zu umkreisen. Erneut versuchte er, ihn zu packen. Wieder gelang es Narbengesicht auszuweichen. Er duckte sich unter den zugreifenden Armen und traf mit einem seitwärts geführten Schlag die Kniekehle des Hünen. Dieser sackte tatsächlich mit einem Bein weg, was sein Gesicht in Reichweite von Narbengesichts Fäusten brachte. Krachend landete ein mächtiger Hieb mitten auf Ulags Nase. Blut begann augenblicklich, daraus hervorzuquellen, und jeden anderen hätte ein solcher Treffer gefällt wie einen morschen Baum.
    Doch der Koloss schien keinen Schmerz zu fühlen. Ohne auch nur einen Moment der Benommenheit warf er sich nach vorn. Der Einäugige versuchte auszuweichen, aber die Reichweite von Ulags Armen wurde ihm zum Verhängnis. Der Riese bekam eines seiner Beine zu fassen und riss ihn mit sich zu Boden. Durch eine rasche Körperdrehung gelang es Narbengesicht noch, seinem Widersacher das Knie in den Bauch zu rammen, aber Ulag kümmerte das wenig. Jetzt war er am Zug. Am Boden lag der Vorteil klar beim größeren und schwereren Kämpfer. Er wälzte sich über seinen Gegner, sodass allein die gewaltige Körpermasse diesen am Aufstehen hinderte. Billigend nahm er zwei weitere Treffer gegen Kinn und Schläfe in Kauf, dann befand er sich in der rechten Position, um zurückzuschlagen. Ulag verzichtete vollkommen auf seine Deckung. Er achtete auch nicht darauf, ob er seinen Gegner traf oder nicht. Er ließ einfach nur einen blinden Hagelsturm an Schlägen niederprasseln, bis Narbengesicht jegliche Gegenwehr einstellte und

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