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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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schlangenartiges Wesen ergänzte das göttliche Zeichen, das unterhalb der Sonnenscheibe regelrecht von den pfeilförmig dargestellten Lichtstrahlen aufgespießt zu werden schien. Die Front der zwei Stockwerke wurde jeweils von vier weißen Säulen getragen, das einzig helle Gestein, das beim Bau der gesamten Anlage verwendet worden war. Auf dem flachen Dach des Gebäudes knieten bereits zahlreiche Gläubige, mit dem Gesicht gen Osten gerichtet, um einen halbkugelförmigen Altarstein, der den zentralen und zugleich höchsten Punkt des Tempels bildete. Bereits die Form des Heiligtums war vollendet, dennoch fand man solche kunstfertig bearbeiteten Steine, die der aufgehenden Sonne nachempfunden waren, auch auf anderen Tempeldächern des Sonnengottes, die Rai auch aus Tilet kannte. Das eigentlich Außergewöhnliche an diesem Altar, was in gleichem Maße Reichtum und Macht der Priesterschaft wie auch den Führungsanspruch ihres Gottes zum Ausdruck brachte, war die komplett vergoldete Kuppe des Steins, von der aus güldene, sich verjüngende Strahlen abwärts bis zu seinem Sockel verliefen. Das Licht der gerade über den Horizont kletternden Sonne wurde von der glänzenden Oberfläche über die ganze Festungsanlage reflektiert, sodass es schien, als käme das göttliche Leuchten aus dem Altar selbst.
    Links von dem großen Platz im Zentrum stand ein ebenfalls zweistöckiges, aber deutlich schmuckloseres Gebäude, aus dem kleinere Gruppen von nur teilweise oder gar nicht gerüsteten Gardisten kamen und zu einem flachen Bauwerk auf der rechten Seite hinübergingen. Offenbar waren die Soldaten auf dem Weg von ihren Unterkünften zum gegenüberliegenden Speisesaal, an den auch eine Küche mit qualmendem Kamin anschloss. Dort hatten sich bereits zwei Händler eingefunden, die einem gewichtigen Mann mit Mehl im Gesicht und Fettspritzern auf der Schürze lautstark die Waren auf ihren voll beladenen Handkarren anpriesen. Zwei weitere der lang gezogenen Flachbauten fanden sich noch auf der rechten Seite, bei denen es sich wohl um Räumlichkeiten zum Exerzieren oder für andere militärische Zwecke handelte. Die Mitte des zentralen Platzes bildete ein in den Fels eingelassener, flacher Brunnen, über dem eine weit ausladende, trichterförmige Konstruktion aus Holz und Segeltuch angebracht war. Anscheinend sollte das Tuch den auf der Insel regelmäßig und reichlich niedergehenden Regen auffangen und durch ein Loch in der Mitte in das Becken leiten. Zahlreiche Menschen waren um den Brunnen versammelt und schöpften daraus mit Holzeimern Wasser.
    Arton überlegte kurz, wo sie sich für gewisse Zeit am unauffälligsten aufhalten konnten, und entschied sich dann für die nähere Umgebung des Wasserreservoirs, da er von diesem zentralen Punkt aus die Vorgänge auf dem Burghof im Auge behalten konnte und sich zudem dort ohnehin die meisten Menschen versammelt hatten. Neben einem Ort zum Wasserholen schien der Brunnen auch ein beliebter Treffpunkt der Bediensteten zu einem ersten morgendlichen Schwätzchen zu sein. Die Sorglosigkeit, mit der die Burgbewohner hier ihren täglichen Aufgaben nachgingen, war ein deutliches Zeichen dafür, dass niemand auch nur den kleinsten Gedanken an einen möglicherweise bevorstehenden Angriff verschwendete. Arton entdeckte an der Stirnseite des Kasernengebäudes eine weitere Gruppe vermummter Gestalten, die er an den tief ins Gesicht gezogenen Umhängen sofort als Minenarbeiter erkannte. Ihre unbeholfenen Versuche, unauffällig auszusehen, hätten bei jedem aufmerksamen Beobachter sogleich Verdacht erregt, aber das Misstrauen der Gardisten war zu dieser frühen Stunde wohl noch nicht ganz erwacht, zumal die Aussicht auf ein reichhaltiges Frühstück ihre Aufmerksamkeit für die Vorgänge im Burghof wahrscheinlich erheblich beeinträchtigte.
    Immer neue als Gläubige getarnte Arbeiter trafen in Trupps von fünf bis acht Mann in der Festung ein. Die meisten scharten sich nach kurzzeitiger Unentschlossenheit ebenfalls um den Brunnen, sodass dort bald eine kaum mehr zu übersehende Zahl in Decken gehüllter Gestalten tatenlos umherstand. Arton war nicht gerade glücklich über diesen Umstand, es gab aber auch für ihn in diesem Moment nichts, was er hätte tun können. Mittlerweile warfen die Dienstmädchen am Wasserbecken der merkwürdigen Versammlung bereits neugierige Blicke zu, doch noch immer hatte keiner der Gardisten sich bemüßigt gefühlt, die verhüllte Schar genauer in Augenschein zu

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