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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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die Runde. Alle Augen waren erwartungsvoll auf ihn gerichtet. »Na ja, wenn dies gewünscht wird, dann werde ich dem natürlich Folge leisten.« Er hüstelte bescheiden. »Außerdem könnte ich mit den Arbeitern, die sich als Gardisten verkleiden sollen, schon mal das Marschieren üben. Ich denke, es wäre unserer Tarnung nicht zuträglich, wenn sie sich andauernd gegenseitig in die Hacken treten. Und wenn ich etwas gelernt habe in meiner Zeit beim Heer, dann, in Reih und Glied zu bleiben.«
    »Das trifft sich gut«, meinte Arton, »denn wir brauchen ohnehin noch einen Anführer für diese Truppe. Ich selbst werde mich mit den Übrigen bereits vorher in die Festung schleichen und den Angriff dort organisieren. Glaubst du, dass du schon wieder ausreichend bei Kräften bist, um diese Aufgabe zu übernehmen, Barat?«
    »Ich habe schon mit schlimmeren Verwundungen gekämpft«, erwiderte der alte Soldat nicht ohne Stolz.
    »Gut«, fuhr Arton fort und blickte zu Rai und Kawrin. »Dann muss noch jemand in der Nähe des Hafens die Straße im Auge behalten, um sofort eine Warnung hierher zu bringen, sobald der Sklavenzug auftaucht.«
    »Tja«, antwortete Rai grinsend auf diese unmissverständliche Aufforderung hin, »dann melden wir beide uns freiwillig«

    Nur wenige Meilen entfernt, in der Festung Andobras, saß zur gleichen Zeit der Kommandant Garlan Fedochin auf einem dreibeinigen Hocker an seinem tadellos aufgeräumten Schreibtisch und starrte noch immer fassungslos auf das dunkle Schwert, das dort wie selbstverständlich vor ihm lag. Wegen des Diebstahls dieser Klinge war er bei seinem König in Ungnade gefallen, und das, obwohl er dem Inselherrn doch schon mehr als zwanzig Jahre treu gedient hatte. Aber seit jener Nacht, in der dreiste Langfinger das schwarze Schwert aus der Schatzkammer des Königs geraubt hatten, war nichts mehr wie vorher gewesen. Den König hatte von da an nur noch die Wiederbeschaffung der Klinge interessiert, Garlans Verdienste im Krieg gegen Skardoskoin oder um die Friedenssicherung in Tilet waren in Vergessenheit geraten. Der Kommandant hatte drei der sieben Garderegimenter eine Woche lang mit nichts anderem beschäftigt als dem Aufspüren der Diebe und ihres ungewöhnlichen Beutestücks. Aber außer einem unerklärlichen Vorfall in einem kleinen Fischerdorf, bei dem fünf seiner Leute unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen waren, hatte sich die Suche als vollkommen ergebnislos erwiesen. Die seltsame dunkle Waffe war wie vom Erdboden verschluckt gewesen, ebenso wie die Halunken, die sie entwendet hatten. Und nun hielt er die gesuchte Klinge in Händen, am wahrscheinlich letzten Ort, an dem er sie vermutet hätte. Die Götter – falls sie denn existierten – bewiesen aufs Neue ihre Vorliebe für Irrwege, mit denen sie die Sterblichen zu necken pflegten.
    Garlan schüttelte zum mindestens zehnten Mal den Kopf. Schicksal oder die Götter, wer auch immer ihn hierher, auf diese graue Insel im Nirgendwo, geführt hatte, war ihm letztlich wohlgesonnen. Als König Jorig, weil er so maßlos erzürnt über die Unfähigkeit seines Kommandanten gewesen war, die Drohung wahr gemacht und ihn auf den entlegenen Außenposten Andobras strafversetzt hatte, war es Garlan wie das Ende seines Lebens vorgekommen. Auf diese Insel wurden nur Soldaten geschickt, die Probleme mit dem Gehorsam, dem Alkohol oder beidem hatten. Hier gab es nichts, was einem alternden Soldaten seine Mußestunden versüßen konnte. Die Frauen waren hässlich, der Wein wässrig, das Wetter grauenhaft und die Untergebenen ebenso unfähig wie aufsässig. Die Kammer, welche dem kommandierenden Offizier der Garnison von Andobras in der Kaserne der Festung zustand, entsprach von Größe und Ausstattung her nicht einmal dem Zimmer eines Hauptmannes der Tileter Palastgarde. Zu allem Überfluss musste er auch noch auf dem Boden schlafen, gebettet auf eine muffige, strohgestopfte Matratze wie ein Stallbursche. Nach den ersten Tagen in seinem neuen Amt hatte er ernsthaft darüber nachgedacht, den Dienst zu quittieren, um diese windumtoste, regnerische Sklaveninsel am Ende der Welt endlich wieder verlassen zu können.
    Doch dann war ihm vor ein paar Tagen dieser Offizier auf dem Burghof aufgefallen, wie er vor einigen seiner Kameraden mit einer Klinge geprahlt hatte, deren Aussehen exakt zu der Beschreibung passte, die Garlan von dem schwarzen Schwert aus dem Palast besaß. Und obwohl es eigentlich vollkommen unmöglich schien, bestand nicht

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