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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Bergmeister nickte stumm und griff nach seiner Waffe.
    »Rai, Kawrin, es ist so weit!«, sagte er in befehlsgewohntem Tonfall. »Und ihr zehn kommt mit mir«, forderte er eine Gruppe Minenarbeiter in nächster Nähe auf. »Wir müssen um jeden Preis das Tor halten!« Ohne sich zu vergewissern, ob der gerade rekrutierte Trupp folgte, riss er sein Schwert aus dem Gürtel und stürmte über den Burghof. Die rauschhafte Euphorie des Kampfes pochte gegen seine Schläfen. Trotzdem blieb sein Geist klar, konzentriert auf das Wesentliche. Jeder überflüssige Gedanke war aus seinem Bewusstsein verbannt.
    Die Wachen am Tor stellten nicht das entscheidende Hindernis dar. Weit gefährlicher konnte ihnen die Besatzung der Türme zu beiden Seiten des Eingangs werden. Von dort ließ sich der Wehrgang über dem Tor erreichen, wo der Entriegelungsmechanismus des Fallgitters angebracht war. Sobald die Torwachen das entsprechende Signal gäben, würde das schwere, geschmiedete Eisengatter niederdonnern und den Rest ihrer Truppen aussperren. Arton musste das um jeden Preis verhindern. Deshalb rannte er nicht zum Tor, obwohl dort die vier als Händler verkleideten Arbeiter gerade in arge Bedrängnis gerieten, nachdem einer der Wachposten die in den Transportkörben verborgenen Waffen zwischen den Brotlaiben aufgespürt hatte. Stattdessen steuerte er direkt auf die Tür des linken Turms zu. In vollem Lauf drehte er sich zu seinen nur mühsam Schritt haltenden Gefolgsleuten um und rief: »Eine Hälfte zum Tor, die andere Hälfte sichert den rechten Turm!«
    Die stabile Holztür war, den Göttern sei Dank, nicht verschlossen. Von dieser Seite der Mauer wurde kein Angriff erwartet – ein Fehler. Arton sprang in die dämmrige Kammer, ohne wirklich etwas zu sehen. Vollkommen überrumpelt fuhren drei Gardisten von einem Tisch in der Mitte auf. Ein Brotlaib und ein paar Becher fielen zu Boden. Für einen Moment herrschte Stille. Niemand regte sich. Der Schrecken über den breitschultrigen Angreifer hing wie ein Bleigewicht an den Füßen der Soldaten. Arton hingegen nutzte diese Zaghaftigkeit seiner Gegner, um sich zu orientieren. Neben dem Tisch und den drei umgeworfenen Stühlen gab es sonst keine Möbel in dem rechteckigen Raum. Eine schmale Treppe führte zum nächsten Stockwerk. Dort wollte er hin. Kurz entschlossen packte der kräftige Schwertkämpfer den quadratischen Holztisch an zwei Beinen, hob ihn hoch und stieß damit zwei der Gardisten gegen die Wand. Dem dritten versetzte er einen harten Schlag mit dem Schwertknauf, was diesen besinnungslos zu Boden schickte.
    Im gleichen Moment ertönte von draußen ein Alarmruf. Er durfte jetzt keine Zeit verlieren. Der Weg zur Treppe war frei, also kümmerte Arton sich nicht weiter um seine benommenen Gegner, sondern nahm drei Stufen auf einmal zum nächsten Geschoss. Hier traf er glücklicherweise auf keine Verteidiger. Weitere Stufen führten zum darüberliegenden Stockwerk. Außerdem gab es eine Tür unmittelbar neben dem Treppenaufgang. Dahinter lag, wie er hoffte, der Wehrgang, welcher das Tor überspannte. Dort musste die Arretierung des Fallgitters zu finden sein.
    Er riss die Tür auf und sah sich zwei voll gerüsteten Gardisten gegenüber, die bei seinem Auftauchen überrascht innehielten. Die beiden standen direkt neben dem schweren, immer noch hochgezogenen Fallgitter, das an zwei langen Ketten befestigt war. Diese liefen über Umlenkrollen an der Decke zu in der Wand verankerten Winden von der Größe eines Schiffssteuerrades. Gesichert waren diese durch einen Metallhebel, der in die Zacken eines eisernen Zahnrades einrastete, wodurch das Abrollen der aufgewundenen Kette verhindert wurde. Löste man diese Hebel zu beiden Seiten gleichzeitig, so sauste das Gitter unaufhaltsam nach unten.
    Doch seine beiden Kontrahenten schienen zunächst den unbekannten Eindringling unschädlich machen zu wollen.
    Mit gezückter Klinge kamen sie bedrohlich näher. Arton wartete, während er versuchte, ihre Fähigkeiten abzuschätzen. Bislang hatten die Gardisten von Andobras ihm noch keine allzu großen Schwierigkeiten bereitet, denn anscheinend legte man bei ihrer Ausbildung keinen allzu großen Wert auf ausgefeilte Kampftechniken. Selbst jetzt, da er mit seinem einzelnen Auge manchmal Schwierigkeiten beim richtigen Einschätzen von Distanzen hatte und daher wohl nicht mehr über dieselbe Treffgenauigkeit verfügte wie vor seiner Verwundung, hatte sich auf dieser Insel noch kein Gegner gefunden,

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