Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
Bewunderung in ihre Augen. Wahrscheinlich kannten sie nicht viele Menschen, die sieben Gardisten des Königs ganz alleine besiegen konnten. Außerdem – so dachten sie jedenfalls – kämpfte dieser Mann schließlich für ihre Freiheit, und somit durfte man nicht kleinlich sein, was Art und Zahl der gegnerischen Verluste anging.
Endlich wagte es sogar ein älterer Arbeiter mit grauem Bart und wettergegerbtem Gesicht, das Wort an den furchterregenden Kämpfer zu richten: »Wir haben den ganzen Turm durchsucht«, er deutete hinter sich auf den rechten Turm, von wo die fünf gerade gekommen waren, »aber er war leer. Dann hörten wir von hier Kampflärm. Wir sind gleich gekommen, aber … Geht es Euch gut?«
Arton blickte irritiert zu dem Sprecher hinüber, dann sah er an sich herunter auf der Suche nach einer Verletzung. Er konnte keine finden, das viele Blut stammte ausschließlich von seinen Gegnern.
»Ja, es geht mir gut«, antwortete er matt und machte eine kurze Pause, um seine Gedanken zu ordnen. »Habt ihr von oben sehen können, ob noch Gardisten auf der linken Turmplattform standen?«
»Nein, Meister Arton«, antwortete der Graubart vor ihm. »Anscheinend liegt die gesamte Besatzung der beiden Türme hier zu unseren Füßen. Das Tor gehört uns. Und wenn ich das sagen darf, ich kenne niemanden, der wie Ihr mit Faust und Schwert umzugehen versteht. Wir sind Euch sehr dankbar für alles, was Ihr für uns tut, und werden Euch das niemals vergessen.« Die anderen nickten zustimmend.
Den vernarbten Kämpfer trafen diese schmeichelhaften Worte vollkommen unvorbereitet. Unwillkürlich senkte er den Kopf, damit niemand in seinem Gesicht lesen konnte, wie unangenehm es ihm in diesem Augenblick war, dass die Motivation für sein Handeln nicht in der Sorge um das Schicksal dieser Männer begründet lag, sondern dass er in erster Linie seine eigennützigen Rachepläne verfolgte. Allerdings blieb jetzt nicht die Zeit, um weiter in sich zu gehen.
»Der Kampf ist nicht zu Ende!«, erwiderte Arton deshalb in sachlichem Tonfall. »Draußen gibt es noch viel zu tun. Ihr könnt mir danken, wenn die Festung in unserer Hand ist!«
Wie recht Arton mit seinen Worten hatte, zeigte sich, als er mit seiner Gruppe wieder auf den Burghof hinaustrat. Der Graubart ließ es sich zunächst einmal nicht nehmen, lauthals die Eroberung der beiden Wachtürme zu verkünden. Tatsächlich schien der gesamte Eingangsbereich nun fest in ihrer Gewalt zu sein, denn mittlerweile waren beinahe alle Arbeiter, einschließlich der als Gardistentrupp getarnten Gruppe unter Barats Führung, durch das noch immer geöffnete Festungstor in die Burg gekommen und hatten die wenigen verbliebenen Wachen mühelos überwältigt. Jubelnd begrüßten die siegreichen Kämpen daher die Nachricht über die Einnahme der Türme.
Dessen ungeachtet ließ Arton seinen Blick über die Festungsanlage schweifen. Auch in dem Gebäude, wo sich der Speiseraum befand, schien alles unter Kontrolle zu sein, denn gerade kamen Kawrin und Rai wieder aus dem Bauwerk, um sich einen Überblick der Lage zu verschaffen. Allerdings ertönte noch immer heftiger Kampflärm aus der Kaserne, wo die Arbeiter unter der Führung von Erbukas das Waffenlager hatten einnehmen sollen. Dennoch waren es nicht die anhaltenden Kämpfe um das Ausrüstungsdepot der Gardisten, die Arton am meisten beunruhigten, sondern die zahlreichen Gestalten, die in diesem Moment aus dem Tempel des Sonnengottes auf der gegenüberliegenden Seite des Burghofs traten. Zunächst marschierten in Zweierreihe und perfektem Gleichschritt zehn Tempelwächter durch das Portal des Gotteshauses, um auf dem Vorplatz schließlich eine akkurate Angriffslinie zu bilden. All das geschah mit solcher Präzision, dass es an eine Parade erinnerte. Auf den geschwärzten Panzern der Truppe leuchtete das goldene Sonnensymbol wie eine Warnung an alle Feinde, dass diese Kämpfer unter dem Schutze des Cit standen.
Weit seltsamer muteten jedoch die Wesen im Gefolge dieser Elitekrieger an. Ihre Körpermaße glichen denen von Kindern, jedoch trugen sie schwarze Kutten, die ihre Körper vollkommen verbargen. Ihre Bewaffnung war nicht weniger skurril, denn neben normalen Schwertern hielten sie auch ungewöhnliche, dreifach gezackte Metallsterne in den Händen.
»Mögen die Götter uns gnädig sein«, hörte er den alten Barat murmeln, der dicht hinter ihm stand. »Die Zarg kommen.«
Arton hatte weder die Wesen noch ihre Waffen jemals zuvor
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