Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
zwischen die kleinen Tempelkrieger gerieten, wurden sie binnen Sekunden von der schwarz verhüllten Horde zu Boden gerissen, als ertränken sie in einer dunklen Flut. Keiner dieser Wagemutigen tauchte jemals wieder zwischen den wimmelnden Geschöpfen auf.
Arton hatte sich für einen Angriff auf die menschlichen Tempelwächter entschieden, da er in ihnen die gefährlicheren Gegner vermutete. Schon der erste Schlagabtausch zeigte ihm, dass es sich nicht um gemeine Soldaten, sondern um bestens geschulte Elitekrieger handelte. Nachdem es ihm mit einiger Mühe gelungen war, zwei dieser gefährlichen Gegner zu überwinden, verschaffte er sich im Kampfgetümmel einen Augenblick Zeit, um sich ein rasches Bild von der Lage zu machen. Unmittelbar neben ihm kämpfte Barat und einige seiner voll gerüsteten Gefolgsleute. Der Veteran schlug sich erstaunlich wacker gegen die vorrückenden Soldaten des Tempels, wobei ihm seine Kriegserfahrung nun zweifellos zugutekam. Einige Dutzend Schritte rechts von Arton hatten die schwarz verhüllten Gnomenwesen die Arbeitertruppen bereits weit zurückgedrängt und begannen zunehmend, sie von der Seite zu umgehen. Die gestaltlose Masse schien so wenig auf eigene Verluste Rücksicht zu nehmen wie ein Insektenschwarm auf der Suche nach Futter. Dabei verstanden sie es, ihre Waffen mit beängstigender Geschwindigkeit und meisterhaftem Geschick einzusetzen, was einen hohen Blutzoll unter den Arbeitern forderte. Zu allem Übel schienen Kawrin und Rai mit den ihnen zugeteilten Kämpfern immer noch zögernd bei dem Speiseraum zu verharren, obwohl ihre Verstärkung dringend benötigt wurde.
Als Arton gerade in diese Richtung laufen wollte, um dort helfend einzugreifen, hörte er unmittelbar hinter sich Schreie und das Aufeinanderprallen von Schwertern. Er fuhr herum und sah drei Gardisten aus der Kaserne kommen, verfolgt von etwa zehn Arbeitern unter der Führung Erbukas’. Zwei der Soldaten versuchten ganz offensichtlich, den dritten zu schützen, da sie sich rückwärtsbewegten, um die Schläge der Verfolger auf sich zu nehmen. Der auf diese Weise Abgeschirmte hob sich äußerlich von den anderen deutlich ab, schon allein durch sein graues, kurz geschorenes Haar, aber auch wegen der goldenen Verzierungen auf seiner Rüstung. Er hielt ebenfalls ein Schwert in der Hand, zusätzlich presste er jedoch ein längliches Bündel mit der Linken krampfhaft gegen die Brust. Offensichtlich handelte es sich um etwas sehr Wertvolles, das der Mann – seiner Erscheinung nach ein ranghoher Offizier – um jeden Preis vor den Angreifern in Sicherheit bringen wollte.
Einem plötzlichen inneren Impuls folgend, stellte sich Arton dem Flüchtenden in den Weg. Die Augen des Mannes verengten sich zornig, weil es jemand wagte, ihn aufzuhalten. »Verdammtes Banditenpack!«, zischte er seinen Gegner an. »Ich bin Kommandant Garlan, vom König persönlich eingesetzter Befehlshaber von Andobras! Lass mich passieren, oder es wir dir schlecht bekommen!«
Als der Einäugige keine Anstalten machte, diesen Worten Folge zu leisten, und die beiden Gardisten kaum mehr die nachdrängenden Angreifer im Rücken des Kommandanten abhalten konnten, stürzte sich Garlan wutschnaubend auf Arton, um diesen mit einem einzigen mächtigen Hieb niederzustrecken. Doch sein narbengesichtiger Widersacher tauchte gekonnt unter dem Schlag durch und landete einen wuchtigen Treffer auf der Rückenplatte seines edlen Gardepanzers. Dadurch und durch den Schwung seines eigenen Angriffs stolperte Kommandant Garlan vorwärts, wobei er kurzzeitig den Griff um den in Tücher eingeschlagenen Gegenstand in seiner linken Hand lockerte. So konnte er nicht mehr verhindern, dass der bislang so gewissenhaft gehütete Inhalt aus der schützenden Umhüllung auf den Boden direkt zwischen seine Füße fiel. Ein durchdringendes metallisches Klirren war zu hören.
Garlan fand erst nach zwei weiteren taumelnden Schritten sein Gleichgewicht wieder. Er fuhr herum und musste voller Entsetzen feststellen, dass die in den Tüchern verborgene Waffe nun offen auf dem felsigen Boden des Burgplateaus lag. Das dunkle Metall der Klinge glänzte nur matt im Licht der aufgehenden Sonne, obwohl die Oberfläche makellos glatt erschien. Garlan stand beinahe ebenso weit entfernt von dem schwarzen Schwert wie Arton. Beide starrten die merkwürdige Waffe an, ohne den Kämpfen um sie herum noch irgendeine Beachtung zu schenken. Dann trafen sich ihre Blicke. Gleichzeitig sprangen sie
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