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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Es sollte lange dauern, bis er wieder diesen inneren Ort der Klarheit finden würde.
    Tarana regte sich, worauf ihr Arton sanft übers Gesicht strich. Sie schlug die Augen auf. Irgendwie sah sie jetzt aus wie eine junge Katze, fand Arton, mit ihren fragenden grünen Augen und den etwas zerzausten Haaren.
    »Guten Morgen, Tarana.«
    »Ohhh … hab ich gut geschlafen.« Sie streckte sich und lächelte vielsagend. »Woran das wohl lag?«
    Arton war etwas unsicher, wie er diese Anspielung zu deuten hatte, entschied sich aber schließlich dafür, sie nicht anzüglich zu verstehen. »Das Bärenfell ist sehr warm!«, sagte er daher unschuldig, was Tarana dazu veranlasste, den überraschten Arton kichernd zu umarmen.
    »Ich hätte gar nicht gedacht, dass ein ausgewachsener Krieger so niedlich sein kann. Ich brenne schon darauf, Derbil alles zu erzählen!«, meinte Tarana übermütig.
    Doch bei dieser Bemerkung kehrten wie ein Schwarm Fliegen, den man nur kurzzeitig verscheucht hat, Artons Bedenken wieder zurück. Was würden seine Schüler von dieser Geschichte halten? Würde sein Bruder über sie beide spotten, machte Arton sich tatsächlich lächerlich?
    »Vielleicht sollten wir das Ganze noch ein wenig geheim halten.« Arton sah Tarana nicht an.
    »Wie? Geheim halten?« Ihre Fröhlichkeit war wie weggeblasen. »Schämst du dich meinet …«
    »Nein!«, unterbrach sie Arton erschrocken. »Du bist das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist, aber … aber … ich könnte den Spott über uns einfach nicht ertragen und …« Er schwieg, denn es war ungewohnt für ihn, jemandem seine Gefühle mitzuteilen.
    »Aber irgendwann musst du es doch offenbaren.« Sie lächelte traurig. »Zumindest das, was die anderen nicht ohnehin schon erraten.«
    »Schon, doch gib mir noch ein wenig Zeit, um … nun, um die Dinge zu regeln.« Arton blickte ins weiße Nichts des Nebels über dem Meer.
    Tarana sah ihn an, und obwohl sie nicht verstand, was es da noch für Dinge zu regeln geben sollte, versuchte sie, seine Entscheidung zu akzeptieren. Sie erhob sich und schüttelte den Sand aus den neben ihr liegenden Kleidern.
    »Gut. Dann sollten wir uns schnellstens anziehen und zur Schule zurückkehren, bevor sich jemand wundert, wo wir beide so lange bleiben!« Ein nicht ganz echtes Lächeln stand auf ihren Lippen.
    Arton blickte unschlüssig zu ihr auf, erhob sich dann gleichfalls und nickte zustimmend. Dieses unechte Lachen gefiel ihm allerdings nicht an ihr.
    »Es wird nicht lange sein, das verspreche ich!« Er küsste sie vorsichtig auf die Stirn.
    Ohne ein weiteres Wort kleideten die beiden sich an und kehrten anschließend auf unterschiedlichen Wegen zur Schule zurück. Über der Kriegerschule Ecorim lag eine schläfrige Stille, und keiner bemerkte das heimliche Eintreffen der beiden Liebenden. Folglich war die Vorsichtsmaßnahme, getrennt zur Schule zurückzugehen, vollkommen überflüssig gewesen. Arton verfluchte sich im Stillen, dass er Tarana unnötig damit gekränkt hatte. Doch es war einfach zu viel verlangt, von einem Moment auf den anderen all sein Misstrauen gegen die Menschen und seine schützende Zurückhaltung über Bord zu werfen und sich keine Gedanken mehr darüber zu machen, was andere über ihn dachten. Aber er nahm sich fest vor, Tarana seine ehrliche Zuneigung zu beweisen, soweit er dies vermochte. Und das war schon mehr, als er jemals für möglich gehalten hätte. Diese Gewissheit erfüllte ihn mit einem enormen Tatendrang, sodass er sehr zum Ärger der meist noch schlafenden und verkaterten Hausbewohner mit großem Getöse die Weinfässer und Karaffen für das abendliche Fest der Vereinigung aus dem Keller zu schleppen begann.
    Tarana jedoch konnte sich irgendwie nicht entscheiden, ob sie nun traurig oder glücklich sein sollte. Einerseits hatte sie erreicht, wovon sie schon tagelang geträumt hatte, andererseits war sie nun in einer anderen Ungewissheit allein gelassen worden, die beinahe genauso quälend war. Sie glaubte fest daran, dass Arton sie wirklich liebte, oder sie hatte es vielmehr in jedem seiner Küsse, in jeder Berührung gespürt, so wie man mit geschlossenen Augen die Sonne auf die Haut scheinen fühlt. Aber sie war sich nicht im Geringsten klar darüber, ob Arton sich tatsächlich zu ihr bekennen würde, bei all den Problemen, die dies mit Sicherheit nach sich ziehen würde. Schließlich war es alles andere als üblich, dass sich ein Seewaither Edelmann ernsthaft mit einem Nomadenmädchen

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