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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Targ und Deran tanzten schon seit Stunden wie wild um das große Feuer, Meatril und Daia hatten sich gleich zu Beginn in einen stillen Winkel verzogen, und Arden, Estol und Eringar waren ihrem Ziel schon recht nahe, unter den hübschen Seewaither Mädchen eine Eroberung für den Rest der Nacht zu machen.
    Arton erhob sich angewidert. Er konnte nicht länger zwischen diesen selbstvergessenen Menschen bleiben, er musste fort von dem Festplatz. Unbewusst wählte er eine Straße, die in Richtung Meer führte. In allen Kneipen hörte man das Grölen der Betrunkenen und auch gelegentlich das Poltern einer Prügelei. Bald stieg Arton der unverwechselbare Geruch des Hafens in die Nase, eine Mischung aus frischer Seeluft, modrigen Holzplanken, Teer und altem Fisch. Er seufzte tief. Die vielen Fischerboote und auch größere Segler schaukelten leise knarrend im Takt der sacht an die Kaimauer klatschenden Wellen. Die Ruhe des Hafens wirkte angenehm besänftigend auf Arton. Er ging langsam an der Kaimauer vorbei. Der Wind war frisch, aber nicht unangenehm. Die sanften Böen kräuselten das Wasser, auf dem sich der runde Mond wie ein großer weißer Geist spiegelte. Doch die Brise trug auch einige Wortfetzen einer Unterhaltung an sein Ohr. Als Arton sich suchend umsah, entdeckte er auf einem der nahe gelegenen größeren Schiffe einige dunkle Gestalten, die offensichtlich so sehr in ein Gespräch vertieft waren, dass sie ihn nicht zu bemerken schienen. Sie sprachen gedämpft, als wollten sie vermeiden, belauscht zu werden. Für einen Augenblick meinte Arton, die Stimme von Megas zwischen den anderen zu erkennen, wiewohl er es nicht mit Sicherheit sagen konnte. Da er jedoch gerade jetzt einer Begegnung mit einem seiner Schüler aus dem Weg gehen wollte, widerstand er dem Drang herauszufinden, ob Megas tatsächlich Umgang mit solch zwielichtigen Gesellen pflegte. Deshalb beschloss Arton, den Hafen zu verlassen.
    Neben der Kaimauer zog sich ein breiter Sandstrand, so weit das Auge reichte, an der Küste entlang. Auf diesem einsamen Küstenstreifen würde er sicherlich niemandem begegnen. Arton stapfte in Gedanken versunken durch den Sand, bis er einige ins Wasser ragende Felsen erreichte, an denen sich schmatzend die Wellen brachen. Zu seiner Überraschung bewegte sich bei einem der Felsen plötzlich etwas, und ein glänzendes Augenpaar, das ihm nur allzu vertraut erschien, wandte sich ihm zu. Es war Tarana, die im gleichen Augenblick auch Arton erkannte. Die beiden sahen sich an, fast als hätten sie erwartet, einander hier zu begegnen.
    Lange sagte keiner ein Wort, bis Arton schließlich murmelte: »Entschuldige, ich will dich nicht stören.« Er wandte sich um und wollte seinen Weg fortsetzen.
    »Nein! Bitte bleib.« Es klang so flehentlich, dass Arton erstaunt innehielt. »Ich sitze hier schon den ganzen Abend und … mir ist kalt.«
    Arton drehte sich um. Er machte wortlos seinen Bärenfellmantel los und reichte ihn Tarana, blieb danach aber wieder stocksteif stehen.
    »Bitte entschuldige …«, stotterte die Istanoit. »Entschuldige meinen Ausbruch heute Nachmittag. Ich … ich war verwirrt, ich …« Sie verstummte schließlich.
    Arton schwankte zwischen Zorn und Rührung. Was machte sie hier? Warum musste sie immer dann auftauchen, wenn er ohnehin vollkommen aufgewühlt war? Konnte das Zufall sein? Oder hatte vielleicht die Göttin ihre Hand im Spiel? »Unsinn!«, murmelte er leise vor sich hin. So weit war es nun schon mit ihm gekommen, dass er an göttliche Fügung glaubte. Er, der sich alles, was er besaß, alles, was er war, stets hart erarbeiten musste. Nie hatte sich eine Gottheit gewogen gezeigt, nie wurde ihm etwas geschenkt. Seinen ehrgeizigen Plänen stand eine Frau nur im Weg. Solche albernen Rührseligkeiten waren eines Kriegers nicht würdig.
    Zu seinem Erstaunen hörte er sich jedoch im gleichen Augenblick sagen: »Ich muss mich entschuldigen, Tarana, ich bin zu hart zu dir gewesen.« Er schwieg verlegen. Irgendetwas schien hier stärker zu sein als sein Verstand – und das verwirrte ihn.
    »Du hast dich entschuldigt?« Tarana kicherte. Es brach völlig unwillkürlich aus ihr hervor. »Verzeih, aber das ist ungewohnt. Du hast dich noch nie für irgendetwas entschuldigt!« Sie lachte wieder. Es wirkte so natürlich, so herzerfrischend, dass Arton ebenfalls grinsen musste. Eigentlich hätte er Zorn verspüren sollen, aber ihre Heiterkeit befreite ihn von allen selbst auferlegten Zwängen. Er lachte einfach, weil

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