Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
ihm so leicht ums Herz war.
Tarana wurde jedoch unversehens wieder ernst und sagte: »Du bist so selten fröhlich, Arton! Du solltest viel mehr lachen. Du wirkst netter, wenn du lachst.«
Arton runzelte die Stirn. »Vielleicht gibt es für mich nicht viel, über das sich lachen lässt! Ich weiß auch nicht, was gerade mit mir los ist, denn eigentlich ist es nicht meine Art, mich so gehen zu lassen.«
»Ah, da ist er wieder, der alte Arton.« Tarana blickte traurig zu Boden. »Dein Herz ist in deinem Verstand gefangen wie ein Vogel im Käfig!«
Arton erwiderte lange nichts, bis Tarana schließlich zu ihm aufblickte und fragte: »Willst du dich nicht wenigstens kurz zu mir setzen? Ich werde dir auch sicher nichts tun.« Sie lächelte. Nach kurzem Zögern ließ sich Arton auf dem Stein neben ihr nieder. Wieder dauerte es eine Weile, bis Tarana das Schweigen brach.
»Warum warst du denn heute Nachmittag so verstört?«
»Ich war nicht verstört«, entgegnete Arton unwillig. »Ich war nur … es war wegen … Tarana, ich will darüber nicht sprechen!«
»Worüber willst du denn sprechen?«, bohrte die junge Frau hartnäckig.
»Worüber ich sprechen will? Ich dachte, du wolltest reden?«
»Ich denke, ich habe dir schon mehr gesagt, als du hören wolltest heute Nachmittag. Es tut mir leid, dass ich so offen war, aber es stimmt eben, dagegen kann ich auch nichts machen.« Die Istanoit blickte angestrengt aufs Meer hinaus.
Arton wusste nicht, was er sagen sollte. Ihm war bei ihren Worten wieder jener unsichtbare Dolch in den Leib gefahren, den er bereits kannte. Seine Knie waren weich, sein Herz klopfte wie wild, und seine Gedanken jagten wie ein Schwarm Sperlinge in seinem Kopf herum. Hatte sie das tatsächlich ernst gemeint?
»Aber wie – wie …«, stotterte er, »aber wie kann das sein? Ich … ich meine …« Er verstummte.
Tarana lachte wieder leise, doch diesmal hörte es sich eher wie ein Seufzen an. »Ich weiß selbst nicht, wie das sein kann. Liebe wird von der Göttin geschenkt, und es steht uns nicht zu, das zu hinterfragen.«
»Du glaubst daran?«, fragte Arton erstaunt.
»Was meinst du damit? Ob ich an die Göttin glaube?«
Arton nickte.
»Wie kann man nicht an sie glauben?« Tarana blickte Arton forschend von der Seite an. »Das wäre ja, als würdest du nicht daran glauben, dass Bäume Blätter haben.«
Wieder trat eine längere Pause ein, bevor Arton die Schultern zuckte und meinte: »Ich habe die Existenz eines fürsorglichen höheren Wesens nie zu spüren bekommen. Mir wurde noch nie etwas geschenkt, und ich bin es gewohnt, mir selbst zu verdienen, was ich haben will. Von einer Göttin, die wohlwollend auf mich herabblickt, habe ich noch nie etwas bemerkt.«
Tarana hörte die Bitterkeit in seinen Worten, was wieder Wogen der Zuneigung und des Mitgefühls in ihr aufsteigen ließ. »Das stelle ich mir sehr einsam vor, wenn man nicht an die Güte der Götter glauben kann. Aber wenn du schon nicht daran glaubst, so glaube doch wenigstens an die Menschen um dich herum. Du hast Schüler, die dich bewundern, du bist einer der angesehensten Männer der Stadt, du hast eine Familie …«
Arton unterbrach sie mit einem verächtlichen Schnauben. »Meine Familie«, spöttisch hob er die Arme, »alles nur Lüge, falsche Fassade und schöne Worte. Ich trage den Namen Erenor wie ein zu großes Gewand. Ich mache mich damit lächerlich, denn ich bin ein Bastard, Tarana! Ich habe meinen Vater nie gekannt, noch weiß ich seinen Namen.« Er hatte seine Fäuste geballt und starrte zu Boden.
Tarana schwieg, aber ihre Hand streifte schüchtern sein Gesicht. Es war nur eine kurze Berührung, fast wie ein Lufthauch, aber Arton riss den Kopf hoch und blickte der jungen Frau direkt in die Augen.
Nach eine Weile flüsterte er: »Es war noch nie jemand so nett zu mir wie du.«
»Jetzt weiß ich endlich, was dich so quält und was der Grund für die Rivalität mit deinem Bruder ist.« Tarana nahm wie selbstverständlich seine Hand. Er zog sie nicht weg.
»Das hast du bemerkt?« Arton blickte wieder zu Boden. »Ist das schlechte Verhältnis zu Arden so offensichtlich? Ich wollte es eigentlich nicht aller Welt kundtun.«
»Arton, du scheinst zu denken, deine Schüler sind blind und taub! Natürlich haben sie bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Aber es wusste keiner, warum ihr euch so schlecht versteht. Ich weiß es jetzt, aber es wird mein Geheimnis bleiben. Arton, ich weiß so wenig über dich, warum öffnest du
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