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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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einließ.
    Enttäuscht musste sie feststellen, dass Derbil noch nicht wieder in ihr Zimmer zurückgekehrt war. Tarana konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen bei dem Gedanken an ihre Stammesschwester, die bestimmt in irgendeiner Kneipe mit kalten Handtüchern auf der Stirn und einer Schüssel Seewaither Feuertopf ihre bohrenden Kopfschmerzen zu vertreiben suchte, den ihr der viele Alkohol immer einbrachte. Mangels eines geeigneten Gesprächspartners sperrte Tarana sich schließlich in ihrem Zimmer ein, um etwas zu schlafen. Sie wollte einfach niemanden außer ihrer Freundin sehen, geschweige denn irgendwelche Erklärungen darüber abgeben, wie sie die Bajulanacht verbracht hatte.

 
EIN PFEIL IN DER DUNKELHEIT
     
    A ls Megas sein Zimmer verließ, ging der Tag bereits seinem Ende zu. Die Götter schienen sich seinem Vorhaben gewogen zeigen zu wollen, denn kurz vor der Dämmerung waren dicke Wolken vom Meer heraufgezogen und hatten bleierne Schatten über Seewaith geworfen. Er war die ganze Nacht nicht zur Ruhe gekommen, sondern hatte an seinen Plänen gefeilt, neue geschmiedet und wieder verworfen, hatte alle Möglichkeiten abgewogen, die seinen Erfolg gefährden könnten, und sich entsprechende Gegenmaßnahmen zurechtgelegt. Alles war durchdacht, jede Eventualität berücksichtigt. Es konnte nichts schief gehen. Siegessicher lächelnd, folgte Megas dem langen Korridor im ersten Stock, bis er vor Maralons Gemächern stand. Er klopfte dreimal und wartete. Energische Schritte näherten sich der Tür, die gleich darauf schwungvoll geöffnet wurde. Maralons altersgefurchtes Gesicht erschien im Türrahmen. Die zunächst freudig hochgezogenen Augenbrauen nahmen bei Megas’ Anblick wieder die gewohnte Position ein, wobei sie die gutmütigen, runzeligen Augen in tiefe Schatten legten.
    »Ah, Megas, welch seltene Freude! Was führt dich zu mir?«
    ›Er ist enttäuscht, mich zu sehen!‹, dachte Megas. ›Und er bemüht sich nicht einmal, es zu verbergen! Wen hat er denn erwartet? Ihr werdet es alle noch bereuen, mich ständig derart herabzusetzen!‹
    Er beeilte sich zu antworten: »Nun, Meister, ich hätte eine große Bitte an Euch. Mir ist natürlich bewusst, dass dies sehr unerwartet und kurzfristig kommt, dennoch hoffe ich, Ihr schlagt mir meinen Wunsch nicht ab!«
    »Nun, dann sag schon, was ich für dich tun kann! Immer heraus mit der Sprache!«, brummte Maralon väterlich, ohne Megas jedoch ins Zimmer zu bitten.
    »Ich erhielt Nachricht von zu Hause«, fuhr Megas händeringend und in flehentlichem Tonfall fort, während er sich gedanklich selbst für sein schauspielerisches Talent lobte, »und diese unerfreuliche Nachricht nötigt mich, meine Ausbildung in Ecorim vorzeitig abzubrechen.«
    »Das tut mir leid«, erwiderte der alte Erenor mit echter Betroffenheit. »Wir verlieren einen hervorragenden Kämpfer. Welches Unglück zwingt dich denn, so überstürzt in deine Heimat zurückzukehren?«
    »Verzeiht, Meister, aber im Interesse des Rufs meiner Familie kann ich darüber nicht sprechen. Doch ich will nicht unehrenhaft meine Ausbildung beenden, und so bitte ich Euch, die Klingenprüfung vorzeitig ablegen zu dürfen!«
    »Die Klingenprüfung? Nun …« Maralon strich sich nachdenklich übers Kinn. »… deine Fähigkeiten berechtigen dich natürlich zu einer solchen Bitte, indes wurde diese Prüfung noch nie vor Abschluss der Lehrzeit absolviert.« Maralon runzelte die Stirn.
    »Das ist mir selbstverständlich bewusst«, Megas blickte niedergeschlagen zu Boden, »doch unter diesen besonderen Umständen hoffte ich, es könnte vielleicht eine Ausnahme gemacht werden.«
    »Hmm, ich denke du hast recht! In diesem Fall muss eine Ausnahme gemacht werden.« Maralon lächelte, als Megas dankbar aufblickte. »Wann genau willst du denn nach Hause zurückkehren?«
    Megas begann, wieder zu Boden zu starren und antwortete nur zögernd: »Das ist leider der unangenehmste Teil der Bitte, ehrwürdiger Meister. Ich werde bereits morgen abreisen, also möchte ich Euch bitten, die Prüfung heute Nacht ablegen zu dürfen.«
    »Aber heute ist die Nacht der Vereinigung! Alle, mich selbst eingeschlossen, werden sich am Hafen versammeln, um die Prozession zu sehen. Das ist ein sehr ungünstiger Zeitpunkt …«
    »Ich weiß, Meister«, unterbrach ihn Megas. »Nur habt Ihr nicht selbst die Klingenprüfung in der Nacht der Vereinigung abgelegt, und wurde nicht früher jede derartige Prüfung in dieser einen Nacht durchgeführt, weil nur zu

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