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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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diesem Zeitpunkt die Kräfte der Zerstörung und des Aufbaus, des Kampfes und des Friedens, des Hasses und der Liebe im Einklang sind? All diese Mächte muss ein guter Krieger in sich aufnehmen und vereinen können, deshalb wurde die Klingenprüfung doch früher ausschließlich in dieser Nacht absolviert. Wollt Ihr mir diese Möglichkeit verwehren?«
    Maralon stutzte ein wenig. Megas war tatsächlich immer für eine Überraschung gut. Woher hatte er diese ausführlichen Informationen über die Klingenprüfung? Außerdem hörte sich das Ganze jetzt eher nach einer Forderung als nach einer Bitte an. Doch ganz wie es Megas’ Plan gewesen war, hatte er bei dem alten Maralon genau die richtige Saite angeschlagen. Denn diesen bekümmerte schon lange der Verfall der alten Bräuche, insbesondere die ständig schwindende Zahl an Schülern, die im Rahmen der Klingenprüfung die hohe Güte ihrer Ausbildung in der Kriegerschule Ecorim durch eine abschließende Demonstration ihres Könnens auch wirklich unter Beweis stellten. So fiel es dem alten Meister nicht besonders schwer, Megas’ Bitte zu gewähren.
    »Na gut, du hast mich überzeugt. Ich werde mit meinen beiden Söhnen sprechen, damit sie bei der Prüfung zugegen sind. Es soll schließlich alles seine Richtigkeit haben. Und jetzt lass mich allein, denn es gibt noch viel zu tun.«
    Megas senkte mit gespielter Dankbarkeit das Haupt, während Maralon ihm den Rücken zukehrte und wieder in seinem Zimmer verschwand. Als die Tür zu Maralons Kammer sanft ins Schloss gefallen war, zogen sich Megas Mundwinkel langsam zu einem selbstzufriedenen Grinsen auseinander.
    »Perfekt!«, murmelte er. »Leichter, als ich dachte!«

    Arton saß nachdenklich auf seinem Bett. Er hielt eine graue, rautenförmige Platte in der Hand, an der durch ein kleines Loch in einer Ecke eine silberne Kette befestigt war. Der junge Krieger hatte den ganzen Tag in unablässigem Eifer Vorbereitungen für die abendliche Prozession getroffen. Seine Geschäftigkeit war jedoch nicht auf das Herannahen des heiligen Festes der Vereinigung zurückzuführen, sondern glich einer Art Flucht vor den eigenen Bedenken bezüglich seiner Beziehung zu Tarana. Zwar hatte er sich in den letzten Tagen des Öfteren durch sein eher unüberlegtes Handeln selbst in Erstaunen versetzt, doch mittlerweile bestand kein Zweifel mehr daran, dass sein altes, haderndes Selbst zurückgekehrt war. Deshalb holte ihn eine ganze Meute von unerfreulichen Gedanken jedes Mal ein, wenn er nur ein wenig zur Ruhe kam. Würde das Ansehen der Schule leiden, wenn er sich mit einer Istanoit verband? Was würde man im Rat davon halten? Könnte er den Spott seines Bruders ertragen, oder das Gerede der anderen Schüler? Was, wenn Tarana seine Unzulänglichkeit im Umgang mit Frauen eines Tages bemerkte? Und was für eine Bloßstellung, wenn Tarana sich dann von ihm abwandte! Es waren unzählige Möglichkeiten für ihn, das Gesicht zu verlieren. Das Schlimmste war allerdings, dass Tarana so sehr sein Denken beherrschte, wie es vor jener Nacht mit ihr nur seinen weitgefassten Plänen vorbehalten war. Für diese ließ das geheimnisvolle Traumwesen, dem er da verfallen war, einfach keinen Platz mehr.
    Wieder auf der verzweifelten Suche nach Ablenkung, drehte Arton die handtellergroße graue Raute zwischen den Fingern. Sie wog ungewöhnlich leicht in der Hand und konnte deshalb unmöglich aus Eisen bestehen. Doch sie war auch aus keinem anderen Material gefertigt, das dem jungen Krieger bekannt gewesen wäre. Er hatte sie zufällig entdeckt, als er mangels anderer Aufgaben damit begonnen hatte, sein Quartier in Ordnung zu bringen. Ihm war einfach nichts Besseres eingefallen, womit er die Zeit hätte totschlagen können, und so hatte er in seinem Schreibtisch das seltsame Amulett entdeckt, das er in der untersten Schublade unter einigen vergilbten Dokumenten inzwischen beinahe vergessen hatte. Er fand den Anhänger in keiner Weise schön, im Gegenteil, er sah eher wie der missglückte Versuch eines mittelmäßigen Schmiedes aus, dem seltsamen Material irgendeine ansprechende Form zu geben. Der einzige Grund, weshalb Arton ihn überhaupt aufgehoben hatte, war, dass ihm Maralon erzählt hatte, er habe einmal seiner Mutter Siva gehört.
    Es klopfte dreimal, leise, aber energisch.
    »Die Tür ist offen!«, rief Arton, ohne zu ahnen, wer ihn da in seinen weitschweifigen Gedankengängen unterbrach.
    Die Tür öffnete sich, und das blakende Licht der Öllaternen, die

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