Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
des Alten. Er wandte sich Celena zu.
»Schicksal ist - was man für ein Geschenk bereit ist zu geben.«
»Natürlich!« Celena zuckte verständnislos mit den Schultern.
»Was meint er damit?«, fragte sie daher Sebyll.
Die blondhaarige Frau blinzelte lächelnd.
»Alles was wir zuwege bringen, geschieht aus einem vorgegebenen Grund. Auch wenn wir darin im ersten Moment das völlige Chaos sehen, folgt es strickten Gesetzen.«
* * *
In seinen Studien vertieft, sah der uralte Magier der San-Hüter nicht auf, als Celena mit ihren neuen Begleitern den Turm betrat.
Seine hagere Gestalt, Körper und Geist nur noch von seiner Magie zusammengehalten, stand über dem hölzernen Tisch gebeugt. Die Robe befand sich in einem ähnlich jämmerlichen Zustand.
Alles in allem - ein Schatten seiner selbst.
»Das wurde auch Zeit«, schnarrte seine Stimme schrill und ungehalten herüber.
»Ich grüße euch, Adelus!« gab Terzios zur Antwort.
»Diese Stimme kenne ich doch!«
Der Greis wandte sich von seinen Studien ab und drehte sich zu seinen Besuchern um. Die Wiedersehensfreude im Ansatz erstickend, trat Celena einige Schritte auf den widernatürlichen Greis zu.
»Eure Nachricht deutet daraufhin, dass ihr etwas gefunden habt?«, fragte sie umgehend.
»Oh ja! Ganz und gar. Es ist ein Mittel um die Verworfenheit in uns einzukapseln. Mir fehlt nur eine kleine Winzigkeit. Eine einzige Ingredienz um es zu vollenden.«
Die schnarrende Stimme des Magiers überschlug sich regelrecht vor freudiger Aufregung.
»Einkapseln? Soll das heißen, es wird einen San-Hüter nicht heilen.« Celena verschränkte die Arme vor der Brust.
»Wieso sollte es das?« erstaunte sich der Greis.
Seine Arme nun ebenso verschränkt, deutete Terzios mit einem Nicken zu Adelus hin. »Genau das ist es, was ich meinte. Es geht nur um Macht und dem Erhalt desselbigen. Was als noble Idee begann, wurde in sich verderbt«, schnaubte er abwertend.
»Ich habe euch in all euren Ansichten stets unterstützt, werter Freund. Doch wir sind nun mal vergiftet. Nennt mir einen guten Grund, etwas ändern zu wollen, was nicht zu ändern ist.«
Der Ton des Greises erklang schriller, welcher sich mit der schon schnarrenden Stimme zu etwas Absonderlichen mischte.
Terzios Augen wurden zu gefährlich aussehenden Schlitzen.
»Die Wahrheit! Sie wäre Grund genug.«
»Ha«, stieß Adelus hervor. Er ergriff das am nächstliegende Buch und knallte es erregt zurück auf den Tisch. Staub wirbelte unverrichteter Dinge auf. »Wahrheit? Ist das alles?«
Celena mischte sich in das Gezänk ein.
»Die Lüge ist viel besser, nicht wahr? Sie ist wie eine weiche, warme Decke.«
Mit einer entschiedenen Handbewegung brachte sie jedwedes Widerwort, das sich zu erheben drohte, zum Verstummen.
»Wisst ihr, wer mir das einst gesagt hat? Thiamet selbst. Und sie hat recht. Die Lüge ist angenehmer und bequemer. Wahrlich, ich bin es leid! Ich bin es so leid bequem und warm unter einer Decke zu liegen und nicht mehr aufstehen zu wollen.«
Erleichtert über Celenas Ansicht, nickte Terzios bestätigend.
Adelus hingegen brachte einen leicht verächtlichen Ausdruck über seine Lippen. Er verstummte kurz, um dann mit nickendem Kopf hinzuzufügen: »Ihr habt eine würdige Schülerin gefunden, Terzios.«
Celena achtete nicht weiter auf den greisen Magier.
Neugierig besah sie sich den Arbeitsplatz, der mit einer Vielzahl von Fläschchen, Notizen und einer nicht zählbaren Menge an Tontöpfchen zugestellt war.
»Ihr erwähntet, dass euch eine Zutat fehlt. Welche ist es?«
Wieder auf seine wahre Begabung aufmerksam gemacht, drehte sich Adelus zu ihr um. Sein Gesichtsausdruck nahm eine mildere Form an.
»Die Tränke um primäre Vergiftungen zu heilen, werden aus einer gewissen Pflanze gewonnen. Sie ist sehr selten. Ich vermute, dass es genau diese Pflanze ist, die ich in Kombination mit meiner bisherigen Forschung benötige.«
Celena holte die Blume hervor, die sie bis eben unter ihrer Rüstung verborgen hatte. »Ist es solch eine?«
Sie hielt Adelus die Blüte mit den weißen Blättern und dem rötlichen Tupfer vor die Nase. In diesem Augenblick fiel ihr der Name dieser Pflanze wieder ein. Ihre blauen Augen leuchteten auf.
»Karmastes Gabe«, murmelte sie.
»Das ist es! Genau«, schnarrte er freudig.
Adelus nahm die Pflanze in seine spindeldürren Finger.
»Das ein so kleines, zartes Ding so viel Macht besitzen kann. Sie wächst vornehmlich auf toten Bäumen und auf Stein. Unbeachtet von
Weitere Kostenlose Bücher