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Vermächtnis des Pharao

Vermächtnis des Pharao

Titel: Vermächtnis des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Gill
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lassen.« Huy erwähnte den Mann, den Rechmire beauftragt hatte, sein Haus zu beobachten. Daß Aset den Mann entdeckt hatte und ihm zum Palast gefolgt war, behielt er für sich.
    »Wie werde ich ihn dann vernichten?«
    Huy war erstaunt über die Wut in der Stimme seines Freundes. »Warum willst du das?«
    »Jemand führt doch Krieg gegen mich!«
    »Aber nicht Rechmire, so sehr er sich über dein Unglück freuen mag. Du weißt, daß du weder der einzige prominente Bürger bist, dessen Familiengräber ausgeraubt wurden, noch der einzige Geschäftsmann, der ein Opfer der Piraten geworden ist. Du willst Rechmire zum Schurken stempeln, weil du einen Rivalen loswerden willst. Die Zeit läuft ab. Ich glaube, du wolltest die Sache abgeschlossen haben, ehe Tutenchamun ankommt. In ein paar Tagen ist er hier. Und schlimmer noch - Rechmire hat es geschafft, den Palast fertigzustellen, zumindest die königlichen Gemächer. Das wird ihm in den Augen des neuen Königs nicht gerade schaden.«
    »Bei Haremheb auch nicht. Wo liegt der Unterschied?«
    Huy schwieg einen Moment.
    Dann fragte er ruhig: »Warum willst du diese Macht?«
    »Vielleicht, um zu verhindern, daß sie Männern wie Rechmire in die Hände fällt.«
    Wieso hältst du dich für besser als ihn? dachte Huy, aber er sprach die Frage nicht aus.
    »Mutnofret hat mir erzählt, du hast einen Mann in seinem Hause.«
    Amotju spitzte die Lippen. »Das hätte sie dir nicht sagen sollen. Aber - ja, es stimmt.«
    »Warum gerade jetzt?«
    Amotju sah ihm in die Augen. »Ich habe befürchtet, du könntest den Auftrag nicht zu Ende führen.«
    »Du hast mir befohlen, den Priester in Ruhe zu lassen. Oder hast du dein Erlebnis in der anderen Welt vergessen?«
    »Ich habe seitdem mit Freunden gesprochen.«
    »Mit welchen Freunden?«
    »Mit Mutnofret.«
    »Hat sie dich überredet, den Spitzel einzuschmuggeln?«
    »Ja.«
    »Und was hat sie über Rechmires Dämonen gesagt?«
    Amotju senkte den Kopf. »Wenn es Dämonen gäbe, und wenn sie ihm gehorchten, dann würde ich diese Gefahr beseitigen, indem ich ihn beseitige.«
    »Müßtest du nicht den Zorn seines Geistes fürchten?«
    »Wenn er erst einmal in der Geisterwelt ist, dann sind seine irdischen Ambitionen dahin. Ich müßte dann nur zu seinem Grab gehen und seinen Ka mit Geschenken besänftigen.«
    Huy strich sich schnell über die Stirn. Wie schnell sich die Menschen ihren Glauben nach Belieben zurechtbogen...
    »Was hat dein Spitzel berichtet?«
    »Ich glaube nicht, daß du...«
    »Ich soll für Mutnofret arbeiten. Willst du, daß ich ihr helfe, oder nicht?«
    »Er hat nichts zu berichten; aber er ist ja auch erst seit ein paar Tagen an seinem Platz, und was immer Rechmire sonst tun mag, es ist klar, daß er zumindest im Augenblick mit den Vorbereitungen für die Ankunft des Pharao vollauf beschäftigt ist. Allerdings hat er gestern gesagt, daß er zum Tal fahren will.«
    »Wieso?«
    »Das hat mein Agent nicht gesagt. Wahrscheinlich will er sein Grab inspizieren. Mein Agent konnte ihn aber überreden, ihn als Leibdiener mitzunehmen.«
    »Wie hat er das geschafft?«
    Amotju grinste. »Rechmires sexueller Geschmack ist vielfältig. Amenmose ist ein attraktiver Mann, und er versteht sein Handwerk.«

    Huy lehnte es ab, auf einen Wein oder zum Mittagessen zu bleiben, und ging wenig später. Obwohl die Sonne jetzt hoch am Himmel stand, wanderte er zum Kai hinunter, wo die Fähren lagen, und er erwischte gerade noch die letzte, die vor der Nachmittagsruhe zum anderen Ufer hinüberfuhr. Dort ging er an Land und lief eilig auf heißen Steinplatten vorbei an den kleinen, flachen Gebäuden, die die Anlegestelle umgaben. Wie ein Vorhang, der die schmale Ebene jäh begrenzte, erhoben sich vor ihm die Felsenklippen, in die die Gräber der Mächtigen gemeißelt wurden. Huy schlang sich zum Schutz vor der Sonne ein Leintuch lose um den Kopf und machte sich auf den Weg zur oberen Ecke des Tales.
    Unterwegs kam er am Eingang zu Rechmires neuem Grab vorbei. Das imposante Eingangstor bestand aus einem reichverzierten Türbogen, der als Relief in die Felswand gehauen worden war; dafür hatte man oberhalb und zu beiden Seiten des Eingangs den Stein abgeflacht und geglättet. Unter einer Segeltuchplane, die an vier krummen Holzstangen aufgespannt war, saßen ein Dutzend Handwerker und aßen flache braune Fladen und süße Zwiebeln und tranken Bier. Huy trat heran und grüßte sie. Mit seinem Kopftuch und dem abgetragenen Kilt sah er aus wie einer von

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