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Vermächtnis des Pharao

Vermächtnis des Pharao

Titel: Vermächtnis des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Gill
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Fingerknöchel aufgeschürft und arg zerschrammt waren. Winzige Schmutzkörnchen saßen in den Wunden, und beim Händewaschen fiel ihm der feine rote Sand unter den Fingernägeln auf.
    Sie hielt ihm einen Bronzespiegel vors Gesicht; er sah hager und mitgenommen aus, erkannte sich aber wieder.
    »Ich will sehen, ob ich etwas kochen kann«, verkündete sie. »Keine Ahnung, wie das geht, denn ich habe es nicht gelernt; aber zu Hause habe ich den Köchen zugesehen, und es wird schon gehen. Glaubst du, du kannst das Feuer anzünden? Ich habe eine Ente und ein bißchen Obst gekauft, und Schemschemet ...«
    Huy mußte grinsen und er merkte, daß er ebenso hungrig war wie müde. Er zündete ein Feuer im Herd an und besorgte Wein und Wasser aus den Vorratskrügen, während sie geschäftig die Ente zerlegte, einen Kupferkessel aufsetzte, um weiße Bohnen zu kochen, und Zwiebeln und Gurken hackte. Keiner von beiden verstand sich besonders gut auf das Kochen, aber in dieser unerwarteten, improvisierten Häuslichkeit lag eine erholsame Heiterkeit, die beiden Behagen verschaffte. Und während sie arbeiteten, erzählte Aset ihm von Rechmires Spitzel.
    »Hast du gehört, was sie redeten?«
    »Nein. Die beiden Maler auf der Galerie fingen an, sich zu sehr für mich zu interessieren; ich mußte so tun, als hätte ich mich verirrt, und Weggehen. Aber genügt es nicht, daß Rechmire jemanden geschickt hat, um das Haus zu bewachen?«
    Huy lächelte. »Doch.« Er verschwieg allerdings, daß es ihn nicht wunderte. Er wußte inzwischen mehr, als er noch vor einer Woche für möglich gehalten hätte, aber noch immer ergab das alles kein Bild, das er jemand anderem zeigen mochte.
    Nach der Anspannung ihres Abenteuers sprudelte Aset über bei der Erinnerung daran.
    »Weshalb bist du hierher zurückgekommen?« fragte Huy.
    »Ich wußte nicht, wo ich nach dir suchen sollte. Ich dachte mir, hierher würdest du als erstes gehen. Ich wollte einen ganzen Tag und eine Nacht warten und dir dann eine Nachricht hinterlassen.«
    »Das wäre aber riskant gewesen.«
    »Ich habe nicht an Sicherheit gedacht. Ich hatte Angst um dich.«
    Während sie aßen, erzählte Huy ihr, soweit er konnte, was passiert war.
    »Und das gleiche ist meinem Bruder zugestoßen?«
    »Ja.«
    »Weißt du, wer das getan hat?«
    »Jemand, der ihm Angst machen wollte; mir wollten sie genauso Angst machen.«
    »Damit du dich zurückziehst?«
    »Sicher.«
    »Dann müssen sie für Rechmire arbeiten.«
    »Möglich.«
    Sie starrte ihn an. »Wer könnte es sonst sein? Amotju hat hier keine Feinde.«
    »Daß jemand anderes einen Gewinn davon hat, erscheint jedenfalls unwahrscheinlich.«
    Nachdenklich schwieg sie eine Weile. »Aber bist du sicher, daß es so war, wie du sagst? Daß es kein reales Erlebnis war? Vielleicht haben die Götter ja ihre Gründe...«
    Huy hob die Hände. »Dies sind reale Verletzungen - man muß mich über rauhen oder steinigen Boden geschleift haben, genauso wie Amotju. Und der rote Staub, der unter meinen Fingernägeln war, stammt nicht von den Feldern von Aarru, aber ich weiß, wo auf dieser Welt ich ihn schon gesehen habe.«
    »Wo?«
    »Bei den Gräbern im Tal, am Westufer.«
    »Dann muß Rechmire dahinterstecken. Er hat bestimmt gedacht, du bist kurz davor, ihn zu entlarven.«
    »Aber wir haben nichts herausgefunden, was ihn mit den Grabräubern in Verbindung brächte.«
    »Weil er schlau ist.«
    Huy hatte die Grabräubereien nie aus dem Auge verloren. Seit Ramoses Grab ausgeplündert worden war, hatte er nichts Derartiges mehr gehört, aber nur wenig Zeit war verstrichen seit seiner Begegnung mit Seth. Möglich, daß Rechmire beschlossen hatte, sich erst mit Huy und Amotju zu befassen, und dann sein Treiben fortzusetzen. Aber wieso hatte er sie dann nicht einfach umbringen lassen?
    »Er versucht, meinen Bruder zu vernichten.«
    Huy sah sie an. Es war natürlich möglich; aber Rechmire standen wirkungsvollere Mittel zu Gebote als die Ausplünderung des väterlichen Grabes und der Überfall auf einen Goldtransport. Seine Gedanken wanderten in das Tal zurück. Ständig wurden dort Gräber in den Fels gehauen, denn die hohen Adeligen und die reichen Leute der Stadt fingen an, ihr Heim für das Nachleben zu errichten, sobald sie es sich in diesem Leben leisten konnten. Eine ganze Gemeinde von Grabarbeitern, Handwerksmeistern, Maurern und gewöhnlichen Steinhauern lebte im Tal. Außerdem gab es private Grabwachen.
    »Weißt du, wo Rechmires Grab gebaut wird?«
    Aset

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